Fußball 4:0 - ein "Maulwurfstor" ebnet Beeck den Weg

Windeck · Mittelrheinliga: Mäßiger FC siegt bei Germania Windeck dennoch ungefährdet. Kurioses 1:0 von Maurice Passage aus 35 Metern.

 Das war der Schlusspunkt in der 81. Minute: Nach schönem Zuspiel von Thomas Lambertz schiebt Sahin Dagistan (Mitte) den Ball durch die Beine von Windecks Keeper Patrik Brencic zum 4:0 ins Tor. Es war "Daggis" zweites Tor an diesem Tag - sicher auch gut für sein zuletzt etwas ramponiertes Selbstvertrauen.

Das war der Schlusspunkt in der 81. Minute: Nach schönem Zuspiel von Thomas Lambertz schiebt Sahin Dagistan (Mitte) den Ball durch die Beine von Windecks Keeper Patrik Brencic zum 4:0 ins Tor. Es war "Daggis" zweites Tor an diesem Tag - sicher auch gut für sein zuletzt etwas ramponiertes Selbstvertrauen.

Foto: MICHAEL SCHNIEDERS

Im großen Aufenthaltsraum des schmucken Vereinsheims Germania Windecks sind im hinteren Bereich zwei riesige, wandgroße Fotos montiert. Auf dem einen ist der Einlauf zum DFB-Pokalspiel der Germania im Kölner RheinEnergie-Stadion gegen Schalke 04 vom 1. August 2009 zu sehen. "Jahrhundertspiel" haben Germanias Macher dieses Bild betitelt. Auf der gegenüberliegenden Seite ist genauso groß der Einlauf zu Windecks DFB-Pokalspiel gegen Bayern München am 16. August 2010 an gleicher Stätte zu sehen. Betitelt ist das konsequenter Weise mit "Jahrtausendspiel" - versehen mit der dazugehörigen offiziellen Zuschauerzahl von exakt 41.255 und dem stolzen Hinweis: "Zuschauerrekord in einem Pflichtspiel Profis - Amateure".

Diese Bilder zeugen von der gar nicht lange zurückliegenden ganz großen Zeit der Germania. Anno 2017 sieht es freilich weniger rosig für den Verein aus Dattenfeld aus: Nach dem gestrigen 0:4 gegen Spitzenreiter FC Wegberg-Beeck beträgt der Rückstand zum definitiv rettenden Platz zwölf bereits zwölf Punkte. Was Heinz Georg "Schocki" Willmeroth, Ur-Dattenfelder, Germanias Vorsitzender seit 22 Jahren und gestern 69 Jahre alt geworden, jedoch keine schlaflosen Nächte bereitet: "In den beiden vergangenen Jahren sind wir dem Teufel jeweils noch von der Schippe gesprungen. Seit dem 1:4 im Kellerduell gegen Rheinbach steht für mich aber fest, dass wir das kein drittes Mal schaffen. Diesmal erwischt es uns."

Kalt erwischt wurde die Germania nun auch gegen den Spitzenreiter. Denn der verzeichnete zwar von Anpfiff weg die erwartet klare Feldüberlegenheit, ohne jedoch vor Germanias Tor wirklich gefährlich zu werden - dafür mangelte es nicht zuletzt an Tempo und Laufbereitschaft. Stattdessen musste Keeper Stefan Zabel gegen Shinsuke Hori schon sein ganzes Können aufbieten, um den Gast vor einem Rückstand zu bewahren (18.).

Dann kam jedoch die schon erwähnte kalte Dusche: Ein Freistoß Arian Berkigts prallte von Windecks Mauer zurück, aus rund 35 Metern nahm Maurice Passage den Ball direkt. Dessen Schuss sprang auf dem sehr holprigen Rasen, der ein gepflegtes Aufbauspiel ohnehin nur schwerlich zuließ, kurz vor Keeper Patrik Brencic auf einem Hubbel auf, rauschte darauf hoch ins linke Toreck (24.). Der Schlussmann sah dabei zwar nicht gut aus, aber eine wirkliche Abwehrchance hatte er wohl keine - nicht wenige Beobachter fühlten sich da stark an Schalkes Anschlusstor im DFB-Pokalspiel im Borussia Park erinnert. Germanias eloquenter Coach Marcus Voike hatte schmunzelnd noch einen anderen Erklärungsansatz: "Das Tor hat ein Maulwurf mit einem schönen Kopfball erzielt. So hoch habe ich noch nie einen Maulwurf springen sehen wie in dieser Szene."

Auch nach dem Wechsel änderte sich am Geschehen wenig. Beeck gab weiterhin klar den Takt vor, ohne sich ein Bein auszureißen. Entschieden war die mäßige Partie nach einer knappen Stunde. Nach einer der wenigen gelungenen Kombinationen wurde zunächst Berkigts Schuss abgeblockt, den Abpraller stocherte Sahin Dagistan über die Linie (59.). "Das war der Knackpunkt. Damit war Windecks Gegenwehr gebrochen", analysierte Beecks Coach Friedel Henßen.

Armand Drevina per am eingewechselten Karim Sharaf verursachten Elfmeter (70.) und erneut Dagistan auf Zuspiel von Thomas Lambertz (81.) erhöhten dann noch auf 4:0. Weitere Chancen vergaben die Kleeblätter. Was aber auch des Guten zu viel gewesen wäre. "Mit dem Ergebnis bin ich natürlich sehr einverstanden. Alles andere hat mich heute aber nicht so zufrieden gestimmt. So haben wir viel zu fahrlässig gespielt, die Germania so zu einigen guten Kontergelegenheiten eingeladen", befand Henßen - und sein trotz der Niederlage gut gelaunter Kollege meinte: "Das Ergebnis ist sicher zu hoch ausgefallen." Generell plane der Verein nun aber schon mit der Landesliga, bekannte Voike. "Für die Mittelrheinliga fehlt dieser Truppe einfach auch ein wenig Qualität. In der Landesliga wollen wir dann aber wieder eine schlagkräftige Truppe stellen, und daran basteln wir schon." Und Beecks Startelf-Debütant Max Pohlig? Der feierte einen ebenso unspektakulären wie ordentlichen Einstand - für mehr wurde die Abwehr auch zu wenig gefordert. Was Freitag gegen Hürth anders werden dürfte.

Beeck: Zabel - Passage, Fäuster, Pohlig, Müller - Drevina, Küppers - Czichi (64. Sharaf), Lambertz - Berkigt (71. Kochan), Dagistan (82. Nzerue)

(emo)
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