Fußball Anstoß für ein neues Leben beim SV Ophoven

Wassenberg · Für sein Engagement, straffällig gewordenen jungen Männern eine Chance zu geben, ist der SV Ophoven mit der Sepp-Herberger-Urkunde ausgezeichnet worden.

 Große Freude über eine wichtige Auszeichnung: Dirk Schulze (4.v.r.) und Franz-Josef Bischofs (3.v.l.) präsentieren die Sepp-Herberger-Urkunde. Dotiert ist sie mit 5000 Euro, die in das Projekt fließen werden. Zu den Gratulanten zählten auch Manfred Winkens (l.) und Eduard Meinzer (r.).

Große Freude über eine wichtige Auszeichnung: Dirk Schulze (4.v.r.) und Franz-Josef Bischofs (3.v.l.) präsentieren die Sepp-Herberger-Urkunde. Dotiert ist sie mit 5000 Euro, die in das Projekt fließen werden. Zu den Gratulanten zählten auch Manfred Winkens (l.) und Eduard Meinzer (r.).

Foto: JÜRGEN LAASER

Dirk Schulze provoziert in diesem speziellen Fall gerne. "Ich möchte dann wissen, ob die Leute die Spieler benennen können, die uns aus Heinsberg unterstützen." Schulze ist der Vorsitzende des SV 1936 Ophoven. Jenes Spielvereins also, der am 27. März in Mannheim mit der Sepp-Herberger-Urkunde 2015 in der Kategorie Resozialisierung ausgezeichnet worden ist. Ein riesiger Erfolg für den kleinen Dorfverein, der in der Fußball-Kreisliga C beheimatet ist.

Die aus Heinsberg - damit sind jene Spieler beim SV Ophoven gemeint, die über den rührigen Verein die Chance auf ein besseres Leben bekommen. Diese Spieler nämlich sind straffällig gewordene Jugendliche und junge Erwachsene, die in der Justizvollzugsanstalt Heinsberg ihre Strafe absitzen. Die einen sind wegen Körperverletzung verurteilt, andere wiederum wegen Raubs. Doch wenn sie auf den Fußballplatz dürfen, ist die JVA, ist ihr Vergehen weit in den Hintergrund gerückt. Dass man diese jungen Menschen noch während der Verbüßung ihrer Haftstrafe in ein normales Leben integrieren muss, das stand für Dirk Schulze schon früh fest. "Als ich 2009 zum Vorsitzenden gewählt wurde, hatte ich die Idee, eine zweite Mannschaft aufzubauen. Es fehlten allerdings die Spieler. Ich habe dann einfach Kontakt zur Heinsberger Justizvollzugsanstalt aufgenommen. Dort rannte ich mit meinem Vorhaben, die jungen Menschen in unsere Mannschaft, in unseren Verein zu integrieren, offene Türen ein", so Schulze.

Fußball als Chance - das ist in der JVA gelebter Alltag. Herbert Stolz betreut nämlich die jungen Männer in der JVA im Rahmen des Projekts "Anstoß für ein neues Leben". Aus Erfahrung wissen Stolz und auch Franz-Josef Bischofs, der stellvertretende JVA-Leiter, dass der Sport - und hier im Speziellen eben der Fußball - bei den jungen Leuten positive Energien freisetzt. Bischofs: "So lernen die jungen Männer, was soziale Kompetenz bedeutet. Sie wissen auch, dass es unsererseits ein Vertrauensvorschuss ist, sie zweimal pro Woche nach Ophoven zum Training und auch zu den Spielen fahren zu lassen." Bischofs und Stolz betonen derweil, dass die JVA sehr streng darauf achten, welche jungen Männer für das Projekt in Frage kommen.

Unterdessen haben Dirk Schulze und sein SV Ophoven nach 2009 alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Aktion zum Erfolg zu führen. Von nix kütt nix", zitiert daher auch Eduard Meinzer, Vorsitzender des Fußballkreises Heinsberg, aus dem kölschen Grundgesetz. "Ich bin sehr stolz, dass der SV Ophoven mit dieser Auszeichnung im Konzert der Großen mitspielt", zollte er dem Verein Respekt. Und Hans-Christian Olpen, Vizepräsident des Fußballverbandes Mittelrhein, fügte hinzu: "Dieses Projekt ist bundesweit herausragend." Unterdessen lehnt sich Manfred Winkens, der Bürgermeister der Stadt Wassenberg, genüsslich zurück. Als gebürtiger Ophovener hat er natürlich damals selbst das Trikot des SV getragen. Auch im Vorstand hat er mal mitgearbeitet. "Wir können sehr froh sein, einen solchen Verein im Stadtgebiet zu haben. Dieses außergewöhnliche Engagement ist zum Nachahmen empfohlen."

(RP)
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