Fußball Auf dem Zahnfleisch in die letzte englische Woche

Wegberg · Regionalliga: Im letzten Nachholspiel bekommt es Beeck heute ab 19.30 Uhr mit der mächtig erstarkten U 21 des 1. FC Köln zu tun.

 Erstmals von Beginn an spielte in dieser Saison Beecks lange Zeit verletzter Armand Drevina (r.) am Samstag gegen Viktoria Köln. Hier hat er es mit Felix Backszat zu tun, Kölns Torschützen zum 1:1. Sahin Dagistan (l.) beobachtet.

Erstmals von Beginn an spielte in dieser Saison Beecks lange Zeit verletzter Armand Drevina (r.) am Samstag gegen Viktoria Köln. Hier hat er es mit Felix Backszat zu tun, Kölns Torschützen zum 1:1. Sahin Dagistan (l.) beobachtet.

Foto: JÜRGEN LAASER

Sechs Spiele hat der FC Wegberg-Beeck im pickepackevollen April bislang ausgetragen - und alle verloren. Zwei folgen noch: heute das Nachholspiel gegen die U 21 des 1. FC Köln, am Samstag das Grenzlandderby auf dem Tivoli bei Alemannia Aachen - der Schlusspunkt unter vier englische Wochen am Stück. Die haben bereits die allseits befürchteten Spuren hinterlassen - in die letzte englische Woche robbt der FC auf dem Zahnfleisch.

"Die englischen Wochen machen sich auf jeden Fall bemerkbar. Wir können ja kaum noch vernünftig trainieren, steht in den Einheiten die Regeneration im Vordergrund", erklärt Teamchef Friedel Henßen - und verweist aufs Abschlusstraining am Freitagabend vor dem Spiel gegen Viktoria Köln: "Da war ein Drittel des Teams nicht auf dem Platz, sondern weilte bei unserem Physiotherapeuten Baptist Polman."

Der verhängte dann auch ein strenges Nein für den Einsatz von Joshua Holtby, der trotz starker muskulärer Probleme spielen wollte. "Die Gefahr, dass sich ,Josh' im Spiel schwerer verletzt hätte, war einfach zu groß", erläutert Henßen, der hofft, dass sein Mittelfeldmotor heute wieder auflaufen kann - ebenso Shpend Hasani, dessen Fußprobleme einen Einsatz gegen Viktoria Köln ebenfalls nicht gerade sinnvoll machten. Weniger Hoffnung hat Henßen bei Sascha Tobor (Wadenverletzung) und Stammkeeper Stefan Zabel (Knieprellung). Immerhin kehrt nach seiner abgebrummten zweiten Gelbsperre Sebastian Wilms ins Team zurück.

Generell zeigte sich in den vergangenen Wochen, dass der Wintereinbruch im Februar, der den Start der Regionalliga um mehrere Wochen verzögerte und nun eben die Terminhatz zur Folge hat, speziell Vereine wie Beeck brutal getroffen hat. Wenn schon - wie am Samstag in Beeck geschehen - Viktorias Coach Olaf Janßen von einem kräftezehrenden April-Programm spricht, was soll dann erst ein Verein wie Beeck sagen? Denn bei der Viktoria herrscht Vollprofitum.

Als Kontrastprogramm schildert Henßen die Umstände vor dem Nachholspiel vor zwei Wochen beim KFC Uerdingen: "Da sind wir mit acht Mann um 17 Uhr in Beeck abgefahren, der Rest ist zur Grotenburg direkt von der Arbeit aus gefahren. Einige sind berufs- und staubedingt erst recht spät eingetrudelt. Angesichts dieser Bedingungen fällt es dann eben noch schwerer, gegen ein Topteam wie Uerdingen die volle Power zu bringen."

Dem höchstwahrscheinlichen Abstieg zum Trotz betont Henßen aber auch: "Wir wollen alles werden, nur nicht Letzter. Dafür werden wir aber wohl noch einige Punkte holen müssen, und damit wollen wir gegen den 1. FC Köln anfangen. Zumal die U 21 uns zu liegen scheint." So gewannen die Schwarz-Roten das Hinspiel im Franz-Kremer-Stadion 2:1 - es war der erste Saisonsieg. Und vor zwei Jahren hatte Beeck am letzten Spieltag den Geißbock-Nachwuchs 2:1 geschlagen und damit sportlich zum Mitabstieg verurteilt - dank des folgenden Aufstiegs von Meister Sportfreunde Lotte in der Relegation zur 3. Liga gegen Waldhof Mannheim blieb die U 21 dann doch Regionalligist.

Seit Anfang Oktober trainiert André Pawlak die U 21, der den zurückgetretenen Patrick Helmes ablöste - mit großem Erfolg. Denn das Team, das nach der Hinrunde noch hinter Beeck lag und arg taumelte, hat die Kurve bekommen. Aus den letzten zehn Spielen sammelten die Kölschen 17 Punkte, gewannen zuletzt 4:0 in Rhynern, dann 2:0 gegen Erndtebrück und haben nun 35 Punkte auf dem Konto - sieben Zähler mehr als Bonn, das auf Hoffnungsplatz 15 steht, freilich noch zwei Spiele mehr auszutragen hat. Beste Torschützen sind Roman Prokoph (neun) und Anas Ouahim (acht). "Gerettet sind wir aber noch nicht. Fünf Punkte dürften wir noch benötigen. Mit einem Sieg in Beeck könnten wir also den entscheidenden Schritt zum Klassenerhalt machen", sagt Pawlak.

Der 47-Jährige ist ein interessantes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn man voll auf die Karte Fußball setzt. In der vergangenen Saison führte er den KFC Uerdingen zu Meisterschaft und Regionalliga-Aufstieg, so wie es ihm zuvor auch schon mit der SG Wattenscheid und der SSVg Velbert gelungen war. Dennoch bekam Pawlak im Sommer 2017 beim KFC den Stuhl vor die Türe gestellt. Dabei hatte sich Pawlak, angestellter Lehrer für Chemie und Sport an der Sekundarschule in Herten, für die Regionalligasaison bereits für ein Jahr vom Schuldienst beurlauben lassen - es war klar, dass Uerdingen in der 4. Liga auf Vollprofitum setzt.

Folglich stand Pawlak vergangenen Sommer vor der Frage, wie es mit ihm weitergehen sollte. Unter kam er beim 1. FC Köln, deren U 17 er übernahm. Im Oktober folgte der Wechsel zur U 21. Beim 1. FC steht er auch in der kommenden Saison unter Vertrag. Ab Juni wartet auf Pawlak zudem eine weitere große Herausforderung: Er gehört zu den Teilnehmern des 65. Fußball-Lehrer-Lehrgangs in Hennef.

(emo)
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