Skike Auf Rollen durchs Gelände

Wo Inliner am Ende sind, da legen Skikes erst richtig los. Ihr großes Plus sind die luftgepolsterten Profilreifen. Darauf festgeschnallt, lässt es sich locker über Stock und Stein heizen.

Welcher Inline-Skater hat sich nicht schon einmal gewünscht, abseits von geteerten Wegen in freier Natur rollen zu können? Vor allem dann, wenn ein Radweg abrupt und ohne Vorwarnung im Schotter oder als Baustelle endet. Abhilfe ist in Sicht — in Form von Skikes. Sie sehen aus wie Tretroller mit Fußhaltern. Ihr wichtigster Bestandteil: luftbefüllte Reifen mit Profil. Dadurch ist es eine Leichtigkeit, auch über Feld-, Wald- und Pflasterwege zu sausen. Triathleten, Langläufer und Langstreckler — sie alle haben die in Österreich entwickelten Sportgeräte längst vereinnahmt. Nicht nur weil sie Gelenk schonend Herz und Kreislauf trainieren. Sondern auch, weil sie Abwechslung ins Trainings-Einerlei bringen. Eine, die sich der jungen Sportart angenommen hat, ist Brigitte Burg vom Ski- und Freizeitsportclub (SFC) Erkelenz. Bei einem Schnupperkurs gewährte die 41-jährige Industriekauffrau jetzt Interessenten Einblicke in die junge Sportart.

Die Ouvertüre: das Anlegen der Montur. Es gilt, die Skikes über feste Schuhe zu ziehen, mit einem Klettverschluss festzuzurren, flatternde Hosenbeine in die Strümpfe zu stopfen oder mit der Fahrradklammer festzustecken. Ein Sturzhelm wird aufgesetzt, dazu Ellbogen- und Knieschoner sowie Handschuhe.

Der nächste Akt: sich an den Bewegungsablauf herantasten. Der kommt dem Rollschuhschritt aus Kindertagen nahe. Mit nach außen gestellten Füßen wird für Antrieb gesorgt. Ein kräftiger Schub mit den beiden Kinn hohen Spezialstöcken wirkt unterstützend. Diese müssen nicht ständig umklammert werden, sondern geraten beim Vorschwingen der Arme automatisch wieder in die richtige Position. Die Handschlaufen sind so entwickelt, dass selbst eine stundenlange Benutzung ermüdungsfrei möglich ist. Extrem erhöht wird die Sicherheit durch ein effektives Bremssystem. Die Bremsen sitzen auf dem Hinterreifen und werden über die Waden aktiviert — durch eine Gewichtsverlagerung nach hinten.

"Nicht eiern, graziler", ruft die Instruktorin. Das heißt: mehr auf Körperspannung achten, die Bauchmuskeln anspannen — Körperbeherrschung ist das A und O. "Mit zwei Kilo Gewicht an jedem Fuß kein Pappenstiel", antwortet Kursteilnehmer Thomas Weichsel. Und kommentiert: "Verglichen mit Inlinern ist es ein vollkommen anderes Gefühl um die Füße herum. Man hat eine richtige Federung. Dadurch werden Unebenheiten gut geschluckt." Der Novize skikt nicht nur der persönlichen Fitness wegen, sondern möchte demnächst auch als Übungsleiter andere Neulinge anlernen.

Ähnliches beabsichtigt Tony Jünger, der Vorsitzende des SFC. Sein Puls ist unbemerkt auf 150 Schläge in der Minute hochgeschnellt. Und das, obwohl das Tempo relativ ruhig erscheint. Aber: Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Koordination — dem Sportler auf Skikes wird eben alles abverlangt. "Ich habe festgestellt, dass man beim Skiken eine sehr interessante Ganzkörperbelastung erreichen kann", analysiert der Granterather.

Und hat Recht: 90 Prozent der gesamten Muskulatur werden beim Skiken mal eben schnell beansprucht. Was man keineswegs merkt. Denn nichts tut weh, wenn man im richtigen Rhythmus dahin gleitet. Der Schmerz kommt erst am Tag danach - in Form von Muskelkater.

(RP)
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