Fußball Aufstieg ohne eine einzige Übungseinheit

Erkelenz · Kreisliga C, Staffel 1: "Training wird überbewertet" - mit dieser Devise schaffte Kuckum II den Sprung in die B-Liga. "Wir sind ein total entspannter, pflegeleichter Haufen", sagt Coach Thomas Portz. Für Topfavorit Dynamo Erkelenz blieb so nur Platz zwei.

 Dieser "entspannte und pflegeleichte Haufen", wie ihn liebevoll Trainer Thomas Portz (r. oben) charakterisiert, schaffte sicherlich ein wenig überraschend den Sprung in die B-Liga. Topfavorit Dynamo Erkelenz, der zweifellos einen erheblich höheren Aufwand betreibt, musste sich so mit Platz zwei begnügen.

Dieser "entspannte und pflegeleichte Haufen", wie ihn liebevoll Trainer Thomas Portz (r. oben) charakterisiert, schaffte sicherlich ein wenig überraschend den Sprung in die B-Liga. Topfavorit Dynamo Erkelenz, der zweifellos einen erheblich höheren Aufwand betreibt, musste sich so mit Platz zwei begnügen.

Foto: NIPKO

Erkelenz Es war in Kuckum in der abgelaufenen Saison sonntagvormittags ein vertrautes Bild: Überwiegend nicht mehr ganz so junge Fußballer, viele bereits über 30 sowie einige sogar schon Mitte 40 und gestandene Familienväter, trafen sich gut gelaunt nach einer Woche wieder, um im organisierten Spielbetrieb ihrem Hobby Fußballspielen nachzugehen - und das mit durchschlagendem Erfolg: Der "total entspannte, pflegeleichte Haufen" (so die Eigen-Charakterisierung von Trainer, Spieler und Vorsitzendem Thomas Portz) stieg mit sechs Punkten Vorsprung auf Topfavorit Dynamo Erkelenz in die B-Liga auf.

Eine mit etlichen Routiniers besetzte Truppe, die erfolgreich spielt - das ist ja an sich nichts Besonderes. Was den Kuckumer Aufstieg aber so ungewöhnlich macht: Der kam ohne ein einziges Training zustande. "Wir haben uns immer nur zu den Ligaspielen getroffen", versichert Portz - und relativiert danach nur ein ganz kleines bisschen: "Nach der viermonatigen Spielpause im Winter haben wir, um die morschen Knochen ein bisschen in Gang zu bringen, ein Testspiel in Gerderath absolviert. Da haben wir richtig eins auf die Mütze gekriegt."

Danach beschränkten sich die Niersquell-Kicker wieder auf die Punktspiele - das lag ihnen einfach mehr. "Und auch, wenn wir nicht trainiert haben: Wir waren insofern immer einigermaßen gut vorbereitet, indem wir die Nächte vor den Spielen nicht mehr durchgefeiert haben - dafür sind viele von uns mittlerweile einfach zu alt", merkt Portz launig an. Er selbst ist 46 Jahre, bildete zusammen mit den weiteren Oldies Michael Beckers (45) und André Behren (39) so etwas wie das Leitungsgremium der Niersquell-Reserve. Alle drei sind Ur-Kuckumer, die auch die absolute Glanzzeit des SVK, die beiden Jahre in der Landesliga (2001 bis 2003), als Leistungsträger maßgeblich mitgestaltet haben.

19 Siege, ein Remis, nur zwei Niederlagen - mit dieser stattlichen Bilanz schaffte Kuckum den Aufstieg. Kurioserweise kassierte der SV die beiden Pleiten auf heimischer Asche, beide im April: jeweils 1:3, erst im Topspiel gegen Dynamo, dann gegen den SV Venrath. "Danach ging das Nervenflattern los, und deswegen habe ich beim nächsten Spiel beim SC Wegberg II auch wieder selbst mitgespielt", erläutert Portz, der insgesamt auf neun Einsätze kam. In Wegberg gewann der SVK 3:1, fand so in die Erfolgsspur zurück, von der er fortan auch nicht mehr abkam - den Motivationsspritzen Dynamos für Kuckums Gegner zum Trotz: "Dynamo hat da jedem unserer Gegner für einen Sieg etliche Liter Bier in Aussicht gestellt", erzählt Portz schmunzelnd.

Die B-Liga wollen die Kuckumer nun mit dem weitgehend gleichen Kader angehen. "Natürlich werden wir da nicht oben mitspielen, doch Platz zehn traue ich uns durchaus zu", sagt Portz - und räumt dann aber ein: "Wenn wir drinbleiben sollten, wäre das im Grunde eine Sensation. Dass man in der C-Liga munter ein- und auswechseln kann, kam uns jedenfalls sehr entgegen. Das darf man in der B-Liga ja nicht mehr - das erschwert die Sache für uns beträchtlich." Und noch etwas wird für Kuckum im Kreisunterhaus anders werden: Es soll regelmäßig trainiert werden - freilich sehr dosiert: "Wir haben dafür den Mittwoch ins Auge gefasst. Einmal die Woche ist dann aber auch genug", betont Portz - und gibt stolz noch eine Neuigkeit bekannt: "In der kommenden Saison wird der SV Kuckum erstmals mit drei Herrenteams am Spielbetrieb teilnehmen - wir haben eine Dritte gemeldet." Gut 60 Akteure ständen für die drei Teams zur Verfügung. Und was den Vorsitzenden ganz besonders freut: "Wir haben seit April wieder eine Bambini-Mannschaft." Die umfasst 25 Kinder, die einmal in der Woche auf dem Rasenplatz in Keyenberg herumtollen.

(emo)
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