Fußball Beeck macht sich startklar für Regionalliga

Wegberg · Fußball: Erheblich höhere Kosten, beträchtliche Sicherheitsmaßnahmen, schlechtere Planbarkeit der Spiele und ein "Teamchef": Auf Aufsteiger Beeck kommen auch außersportlich erheblich größere Anforderungen als bislang zu.

 Ein Kernstück der Auflagen ist der eingezäunte Gästesektor. Der ist im Waldstadion soeben errichtet worden. Während hier schon einmal die Pfähle zu sehen sind, war gestern Abend der komplette Zaun fertig. Platzwart Manni Schneider (r.) und Geschäftsstellenleiter Thomas Klingen begutachteten den Stand.

Ein Kernstück der Auflagen ist der eingezäunte Gästesektor. Der ist im Waldstadion soeben errichtet worden. Während hier schon einmal die Pfähle zu sehen sind, war gestern Abend der komplette Zaun fertig. Platzwart Manni Schneider (r.) und Geschäftsstellenleiter Thomas Klingen begutachteten den Stand.

Foto: JÜRGEN LAASER

Mit der Regionalliga wartet auf den FC Wegberg-Beeck nicht nur eine gewaltige sportliche Herausforderung. Auch im finanziellen, administrativen und organisatorischen Bereich kommen Anforderungen auf den Verein zu, die es in der Mittelrheinliga so nicht gibt. FC-Geschäftsstellenleiter Thomas Klingen ist mit der RP die einzelnen Punkte durchgegangen und hat Fakten genannt. Stadion Zurzeit wird im Waldstadion auf der Gegengeraden der vorgeschriebene Zaun für Gästefans errichtet. Dieser "Gästekäfig" ist für rund 1000 Stehplatzbesucher ausgerichtet. "Mit allem Drum und Dran wird der knapp 30 000 Euro kosten", sagt Klingen. Der Gästebereich hat einen eigenen Eingang, ebenso eigene Toiletten, einen eigenen Grill- und einen eigenen Getränkestand. Während das alles schon geklärt ist, ist eine sogenannte Bedarfsausfahrt auf dem Parkplatz hinter der Gegengerade - als Einbahnstraße zum Grenzlandring hin - noch in der Planung. Klingen: "Wir haben bei den Behörden den entsprechenden Antrag gestellt." Das Gesamtfassungsvermögen des Waldstadions hat der Verein beim für die Regionalliga zuständigen Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverband (WFLV) mit 3000 Zuschauern angegeben - davon 423 Sitzplätze auf der Tribüne. Sicherheit Mit dem "Gästekäfig" ist der Sicherheit natürlich nicht genüge getan - da gibt es weitere Auflagen. Dazu zählen erstens vereinseigene Ordner, die dafür speziell geschult werden müssen. Klingen: "Etwa 40 werden wir schulen." Zweitens gehört dazu ein professioneller Sicherheitsdienst. Da hat sich der FC für das in Köln ansässige Unternehmen R.A.D Sicherheit entschieden. "Das hat das in der abgelaufenen Saison zum Beispiel auch beim FC Hennef gemacht", erläutert Klingen. Mit mindestens fünf Mann werde der R.A.D bei jedem Spiel zugegen sein - bei "großen" Partien könnten das aber auch bis zu 50 Mann sein. Drittens gehören dazu Polizeikräfte. "Auf einen Befehlsstand auf der Tribüne, den wir noch hätten errichten müssen, hat die Polizei dankenswerterweise verzichtet. Das ist für uns sehr kostensparend", bemerkt Klingen - und lobt: "Die Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei ist nicht gut, die ist ausgezeichnet." Übrigens: Als eine Art Asservatenkammer für konfisziertes Material bei den Leibesvisitationen wird der Jugendcontainer im Waldstadion dienen.

 Friedel Henßen ist jetzt offiziell "Teamchef" statt Trainer.

Friedel Henßen ist jetzt offiziell "Teamchef" statt Trainer.

Foto: FCWB

Ausweichstadion Beeck hat zwar vor, alle Heimspiele daheim auszutragen (und hat dafür von der Polizei auch grünes Licht bekommen), doch für alle Fälle musste der Verein beim WFLV auch ein Ausweichstadion benennen: Das ist das neue Rheydter Grenzlandstadion. Medienarbeitsplätze Links von der Sprecherkabine richtet der FC die vorgeschriebenen Medienarbeitsplätze ein. Klingen: "Die sind mit Wlan versehen. Dazu versuchen wir, noch zwei Festnetzanschlüsse einzurichten." Schiedsrichter Die Unparteiischen werden nicht mehr nach dem Spiel vom Verein bezahlt, sondern dafür gibt es einen Pool, in den alle Regionalligisten vorher einzahlen. "Daraus werden nicht nur das Schiedsrichtergespann, sondern auch die Schiedsrichterbeobachter bezahlt", sagt Klingen. Insgesamt veranschlagt der Geschäftsstellenleiter dafür rund 15 000 Euro. Verbandsabgaben Fünf Prozent der jeweiligen Tageszuschauereinnahme muss der Verein als Verbandsabgabe abdrücken - mindestens jedoch 250 Euro pro Spiel. Drei Prozent gehen an den WFLV, die beiden weiteren an den jeweiligen Landesverband - im Beecker Fall also an den Fußballverband Mittelrhein. Dopingkontrollen In Paragraf 17 des Regionalligastatuts steht: "Dopingkontrollen können angeordnet werden." Das heißt, regelmäßig werden sie also nicht stattfinden. Eine 17-seitige Antidoping-Verfügung muss im Vorfeld aber von allen Spielern gelesen und unterschrieben werden. Klingen: "Die Spieler werden darin gerade auch zur Selbstdisziplin aufgefordert." Spielbetrieb Bis zum 20. Juli muss der Verein dem WFLV eine sogenannte Spielberechtigungsliste schicken. "Nur wer da drauf steht, darf in der Liga eingesetzt werden", erläutert Klingen. Eine spezielle Anforderung dabei erfüllt der FC mit links: Mindestens vier der insgesamt 18 für ein Spiel nominierten Akteure müssen deutsche U 23-Spieler sein - davon hat Beeck satt und genug. Weit problematischer ist eine andere Auflage: Ab zwei Stunden vor Anpfiff und bis zwei Stunden nach Abpfiff darf während eines Regionalligaspiels kein anderes Match auf der Anlage stattfinden - auch kein Jugendspiel. Da der Hauptspieltag der Regionalliga der Samstag ist und an diesem Tag Jugendspiele grundsätzlich eigentlich Priorität genießen, wird auf den Verein einiges "Jonglieren" zukommen. Spielterminierungen Das Ganze wird noch dadurch erschwert, dass die genauen Spielterminierungen in der Regionalliga etwa erst sechs Wochen im Voraus erfolgen, weil diese eben auch von den Spielterminen der höheren Ligen abhängen. Speziell die ZIS, die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze, die bundesweit Fußball-Gewalttäter registriert, beobachtet und ihren Sitz bei der NRW-Polizei in Duisburg hat, spricht bei der genauen Terminierung ein gewaltiges Wörtchen mit. Ein Beispiel: Wenn Beeck an einem Freitagabend daheim gegen Rot-Weiß Essen spielen möchte, parallel dazu aber Essener Nachbarklubs wie Borussia Dortmund, Schalke 04 oder der MSV Duisburg spielen, wird die ZIS nicht zustimmen. Grund: Sie befürchtet dann Zusammenstöße rivalisierender Fangruppen auf den Anreisewegen - speziell auf Bahnhöfen und in Zügen. Klingen: "Generell würden wir natürlich sehr gerne unsere Heimspiele weiterhin an einem Freitagabend austragen. Wir wissen aber, dass dies nur sehr eingeschränkt möglich sein wird."

Spielsperren Anders als noch in der Mittelrheinliga gibt es in der Regionalliga auch Sperren nach der jeweils fünften Gelben Karte. Aufpassen muss also gerade auch Beecks in den vergangenen Jahren fleißigster "Gelbsammler" Sebastian Wilms. Und die Gelb-Rote Karte ist analog dazu auch keine Wochensperre wie im Amateurbereich, sondern eine Matchstrafe wie bei den Profis. Trainerlizenz Grundsätzlich ist in der Regionalliga der A-Schein Pflicht. Den haben aber weder Cheftrainer Friedel Henßen noch Co-Trainer Dirk Ruhrig - beide besitzen den neuen B-Schein. Für ein Jahr erteilt der WFLV jedoch eine Ausnahmegenehmigung. In Beecks Fall ist die Sache jedoch etwas kurios: Weil Ruhrig die sogenannte B-Lizenz-Elite hat (eine Art Premium-B-Schein, der zur Teilnahme am A-Schein-Lehrgang berechtigt), firmiert Ruhrig ab sofort nicht mehr als Co-Trainer, sondern ist offiziell "Trainer". Und Henßen fungiert ab sofort nicht mehr als Trainer, sondern in bester Kaiser-Franz-Manier als "Teamchef". Ausdrücklich habe man keinen Strohmann als Cheftrainer angeben wollen, bekräftigt Klingen. Bei der Vorjahresbewerbung des FC war's noch anders: Da hatte der Verein als Trainer den in Erkelenz wohnenden Mönchengladbacher Ex-Profi und Fußballlehrer Thomas Kastenmaier als Trainer angegeben.

(emo)
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