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Fußball Das Abenteuer geht in die zweite Runde

Wegberg · Am Samstag startet Beeck in seine zweite Regionalliga-Saison. Interessante Parallelen zum Spandauer SV, Zweitligist der Saison 75/76.

 Mit diesem Kader geht Beeck in seine zweite Regionalliga-Saison (obere Reihe v.l.): Sebastian Wilms, Lorenz Klee, Simon Küppers, Thomas Lambertz, Sahin Dagistan, Nico Czichi, Yannik Leersmacher, Karim Sharaf, Marius Müller, (mittlere Reihe v.l.) Physiotherapeut Martin Pirog, Betreuer Max Warneke, Shpend Hasani, Amaar Zayton, Nils Kochan, Mehmet Yilmaz, Torwarttrainer Dominik Lescher, Trainer Dirk Ruhrig, Teamchef Friedel Henßen, (untere Reihe v.l.) Maurice Passage, Abdelkarim Ait Kassi, Joshua Holtby, Stefan Nöhles, Stefan Zabel, Niklas Aretz, Armand Drevina, Naoya Tawaraishi und Norman Post. Es fehlen Danny Fäuster, Ortis Kumanini, Mark Szymczewski, Physiotherapeut Baptist Polman und Betreuer Uli Feldberg.

Mit diesem Kader geht Beeck in seine zweite Regionalliga-Saison (obere Reihe v.l.): Sebastian Wilms, Lorenz Klee, Simon Küppers, Thomas Lambertz, Sahin Dagistan, Nico Czichi, Yannik Leersmacher, Karim Sharaf, Marius Müller, (mittlere Reihe v.l.) Physiotherapeut Martin Pirog, Betreuer Max Warneke, Shpend Hasani, Amaar Zayton, Nils Kochan, Mehmet Yilmaz, Torwarttrainer Dominik Lescher, Trainer Dirk Ruhrig, Teamchef Friedel Henßen, (untere Reihe v.l.) Maurice Passage, Abdelkarim Ait Kassi, Joshua Holtby, Stefan Nöhles, Stefan Zabel, Niklas Aretz, Armand Drevina, Naoya Tawaraishi und Norman Post. Es fehlen Danny Fäuster, Ortis Kumanini, Mark Szymczewski, Physiotherapeut Baptist Polman und Betreuer Uli Feldberg.

Foto: FCWB

Denkwürdiges trug sich beim FC Wegberg-Beeck am Abend des 1. Juni, zehn Tage vor dem letzten Saisonspiel in der Mittelrheinliga, während des Trainings zu. Denn die sportliche Übungseinheit wurde um eine Urabstimmung erweitert: Einzeln bat Geschäftsführer Thomas Klingen die Spieler, die auch in der kommenden Saison noch das FC-Trikot tragen würden, in den Technikraum im Bauch der Tribüne und drückte jedem zur Abstimmung ein DIN-A4-Blatt in die Hand.

Zwischen drei Antwortmöglichkeiten konnten die Spieler im quasi zur Wahlkabine umfunktionierten Kabuff von Platzwart Manni Schneider wählen: Ja, Nein, Enthaltung - bezogen auf die Frage, ob sie als Meister denn auch aufsteigen wollen würden. Danach falteten die Spieler den Zettel zweimal säuberlich, ehe Klingen zur Auszählung schritt.

Das Votum fiel eindeutig aus: 13 stimmten mit Ja, einer mit Nein, einer enthielt sich. Die Entscheidung war damit gefallen, Beeck würde das Abenteuer Regionalliga nach der Saison 2015/2016 ein zweites Mal wagen. Am 11. Juni war das dann Fakt: Mit dem 4:1 gegen Viktoria Arnoldsweiler lösten die Schwarz-Roten das Ticket für die Regionalliga.

Am Samstag, mit dem Spiel bei der U 23 von Fortuna Düsseldorf, startet das Abenteuer in die zweite Runde. Denn nichts anderes ist die 4. Liga für Beeck. Vielleicht abgesehen von den beiden westfälischen Mitaufsteigern Westfalia Rhynern und (bereits mit Abstrichen) TuS Erndtebrück wird bei allen anderen Vereinen zumindest semiprofessionell, bei vielen aber auch vollprofessionell trainiert - da ist Training an einem Werktag vormittags um 11 Uhr ganz normal - da kann Beeck einfach nicht mithalten.

Natürlich kann der FC für die ein oder andere Überraschung sorgen, doch auf Strecke wird's bei diesen äußerst ungleichen Voraussetzungen sehr schwer. Sollte es wie vorgesehen vier sportliche Absteiger geben, wäre der Klassenerhalt keine bloße Sensation, sondern käme schon eher einem Wunder gleich.

Dennoch werden die Kleeblätter alles versuchen, das Unmögliche möglich zu machen - und gehen dieses Unterfangen ohne großen Druck, dafür aber mit einer gehörigen Portion Humor an: "Wir werden uns gegenüber der ersten Regionalligasaison auf alle Fälle tabellarisch verbessern. Vor zwei Jahren sind wir Neunzehnter geworden - Platz 18 haben wir nun schon mal sicher", witzelt Teamchef Friedel Henßen angesichts des Umstands, dass die Regionalliga nun mit einem Team weniger spielt.

Ein besseres Abschneiden als damals (16 Punkte) würde auch Günter Stroinski freuen. Doch trotz des sportlichen Misserfolgs denkt Beecks Boss sehr gerne an diese Spielzeit zurück: "Die Regionalliga hat Spaß gemacht."

Nicht nur, was diese Einschätzung betrifft, gibt es eine Menge interessanter Parallelen zu dem erfolglosesten Zweitligisten aller Zeiten, dem Spandauer SV aus der Saison 1975/1976 in der 2. Liga Nord: Nach 38 Spielen standen für die Berliner 8:68 Punkte und 33:115 Tore zu Buche. Auf den ersten Punkt musste der SV bis zum 15. Spieltag warten - auf den ersten der nur zwei Siege sogar bis zum 23. Spieltag.

Was der Stimmung aber keinen Abbruch getan haben muss. Unter der Überschrift "Gut gelaunt verloren" widmete 2014 das Magazin "11 Freunde" in seinem generell sehr lesenswerten Zweitliga-Sonderheft zum 40. Geburtstag der 2. Liga dem SV Spandau eine eigene Geschichte. "Auch wenn das niemand glauben kann: Wir haben ein Jahr lang Spaß gehabt, die Stimmung war hervorragend. Die meisten Spieler haben das einfach als Abenteuer angesehen", sagt da Jürgen Suchanek, damals der Team-Youngster. Bei Beeck war's vielleicht nicht ganz so idyllisch, aber doch vergleichbar: Der FC trug aus der Regionalliga zwar einige Schrammen, aber keine bleibenden Schäden davon - nicht zuletzt dank eines bis zum Ende intakten Teamgeists.

Mit dem Aufstieg hatte man in Spandau auch gar nicht gerechnet. Wie nun Beeck fragte damals auch der SV daher erst einmal die Spieler, ob sie überhaupt aufsteigen wollten. Unter der Bedingung, dass weiterhin nicht mehr als dreimal die Woche trainiert werden würde, stimmte das Team zu - die Spieler waren allesamt Amateure, gingen einem ordentlichen Beruf nach.

Und wie der FC an Teamchef Friedel Henßen festhielt, tat das der SV mit Trainer Fritz Martin, bewahrten generell alle die Ruhe. Auch das sollte sich danach auszahlen. Denn wie das Beecker Team blieb auch die Spandauer Mannschaft nach dem Abstieg weitgehend zusammen - und verpasste in der Aufstiegsrunde 1977 nur knapp die direkte Rückkehr in die 2. Liga. Womit die Parallelen aber aufhören. Beeck schaffte die direkte Rückkehr - auch wenn das lange Zeit gar nicht das Ziel war.

(emo)
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