Fußball Die rauschende Ballnacht im Waldstadion

Wegberg · Regionalliga-Nachdreher: Beecks 3:1-Coup gegen das Topteam Rödinghausen löst viele Emotionen aus - während und nach dem Spiel.

 Da freut sich auch der ehemalige Leitwolf mächtig mit: Nach seinem Kopfballtor zum 1:1 rennt Sebastian Wilms (l.) zum langjährigen Kapitän Arian Berkigt hinter der Bande, im Schlepptau seine Mitspieler (v.l.) Norman Post, Danny Fäuster, Thomas Lambertz, Maurice Passage und Shpend Hasani.

Da freut sich auch der ehemalige Leitwolf mächtig mit: Nach seinem Kopfballtor zum 1:1 rennt Sebastian Wilms (l.) zum langjährigen Kapitän Arian Berkigt hinter der Bande, im Schlepptau seine Mitspieler (v.l.) Norman Post, Danny Fäuster, Thomas Lambertz, Maurice Passage und Shpend Hasani.

Foto: JÜRGEN LAASER

Maurice Passage stapfte erschöpft, aber rundum glücklich vom Feld: "Was uns speziell in der ersten Halbzeit an Kombinationen gelungen ist, gehört sicherlich zum Besten, was wir je gespielt haben. Und in der zweiten Halbzeit haben wir dann sehr gut verteidigt, nur wenig zugelassen und den Erfolg sicher nach Hause gebracht", kommentierte der Kapitän des FC Wegberg-Beeck den Überraschungscoup gegen die Spitzenmannschaft des SV Rödinghausen - mit dem 3:1-Erfolg gegen die Ostwestfalen haben die Kleeblätter in der Regionalliga erstmals ein Topteam geschlagen.

Der Erfolg war hochverdient, wie auch SV-Coach Alfred Nijhuis mit leicht gequälter Miene einräumte: "Kompliment an Beeck. Wir dagegen haben uns selbst ins Knie geschossen, sind nur halbherzig in die Zweikämpfe gegangen, sind nicht zu den Kopfbällen hochgegangen, kamen immer einen Schritt zu spät. Nach unserer frühen Führung dachten einige wohl, dass man das Spiel so nach Hause schaukeln könnte. Das war schon sehr enttäuschend."

Beecks Teamchef Friedel Henßen konnte dagegen den Strahlemann geben: "Überragend, was die Mannschaft heute abgeliefert hat - läuferisch, spielerisch, kämpferisch. In allen Heimspielen haben wir bislang richtig was geboten. Und toll, wie wir nach dem Rückstand zurückgekommen sind."

 Beecks Herr der ruhenden Bälle: Joshua Holtby. Gegen seinen Ex-Verein machte der Gerderather Jung ein großes Spiel, war zur Krönung an gleich zwei Toren maßgeblich beteiligt. Den direkten Assist verdiente er sich dabei mit einem Eckball, den Sebastian Wilms zum Ausgleich einköpfte.

Beecks Herr der ruhenden Bälle: Joshua Holtby. Gegen seinen Ex-Verein machte der Gerderather Jung ein großes Spiel, war zur Krönung an gleich zwei Toren maßgeblich beteiligt. Den direkten Assist verdiente er sich dabei mit einem Eckball, den Sebastian Wilms zum Ausgleich einköpfte.

Foto: Laaser Jürgen

Der resultierte aus einem reichlich umstrittenen Elfmeter, den der Unparteiische Florian Heien verhängte. Was nicht die einzige relevante Entscheidung des Unparteiischen gegen Beeck war, was das Publikum richtig aufbrachte. Auch auf der Tribüne herrschte so richtig Stimmung, kochten die Emotionen in dieser beiderseits intensiv geführten Partie hoch - auf und außerhalb des Platzes. Einige Rödinghausener Akteure hatten sichtlich Probleme, mit der sich abzeichnenden und nicht erwarteten Niederlage umzugehen. Was sich in einigen Frustfouls entlud. Vor allem Linksaußen Marius Bülter durfte sich glücklich schätzen, dass seine Attacke gegen Maurice Passage an der Außenlinie nur mit Gelb geahndet wurde.

Von den stets gefährlichen Standards abgesehen, wurde Rödinghausen aber nur ganz selten wirklich zwingend - und als das einmal doch der Fall war, rettete Beecks Keeper Stefan Zabel großartig gegen Tobias Steffen, bewahrte den FC so vor dem Anschlusstreffer. Eine Bank waren auch wieder die Innenverteidiger Simon Küppers und Danny Fäuster, die im Verbund mit Sebastian Wilms selbst gegen die sehr großgewachsenen SV-Angreifer die Lufthoheit hatten.

Ein ganz starkes Spiel lieferte gegen seinen Ex-Verein auch Joshua Holtby ab, Beecks Herr der Standards und Taktgeber im Mittelfeld. Zur Krönung bereitete er per Ecke den Ausgleich durch einen Wilms-Kopfball vor und war dann auch maßgeblich am 3:1 des wieder sehr quirligen und nie zu bremsenden Doppeltorschützen Shpend Hasani beteiligt: Holtby erkämpfte sich von einem Rödinghausener den Ball, spielte einen kurzen Doppelpass mit Norman Post (der fügte sich auf der für ihn ungewohnten Position im Mittelfeld nahtlos ein), spielte dann genau im richtigen Moment in die Gasse auf den durchspurtenden Mark Szymczewski. Dessen präzise Hereingabe drückte Hasani dann über die Linie - ein Klassetor. "Wir haben in der Liga ein Ausrufezeichen gesetzt. Das fühlt sich richtig gut an", erklärte "Josh" Holtby strahlend. Knapper drückte es Fäuster aus: "Heute sage ich nur ein Wort: geil."

Elaborierter war da Arian Berkigt. Beecks langjähriger Leitwolf verfolgte das Spiel der alten Kameraden von der Seitenlinie, hatte im Kinderwagen seine acht Monate alte Tochter Marla dabei: "Ein begeisterndes Spiel. Ich hoffe, dass die Jungs diesen Flow noch lange mitnehmen können. Man merkt, dass das Selbstvertrauen dafür da ist."

Mehr als angetan war auch Beecks Boss Günter Stroinski: "Ein super Spiel, das sicherlich mehr als die 418 Zuschauer verdient gehabt hätte." Vorstandskollege Thomas Klingen, ansonsten nicht gerade auf den Mund gefallen, war dagegen völlig still, verfolgte sichtlich gerührt mit feuchten Augen die Jubelszenen auf dem Platz.

Äußerlich völlig unbeeindruckt zeigte sich einzig Herbert Stevens. "Man muss auch mal die schwachen Spiele gewinnen", erklärte Beecks langjähriges Vorstandsmitglied in der für ihn typischen Art staubtrocken, ohne eine Miene zu verziehen - Humor à la Stevens.

(emo)
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