Fußball Ein laufstarker Akteur aus Nippon für Beeck

Erkelenz / Wegberg · Die aktuelle Ausgabe von "Nachspielzeit", dem gemeinsamen Magazin von RP Online und FuPa Niederrhein, enthält eine Top 20-Liste derjenigen Fußballer, deren Spielerprofil bei FuPa Niederrhein in der Hinrunde der abgelaufenen Saison am häufigsten angeklickt wurde - von der Regionalliga bis runter zur C-Liga.

 Naoya Tawaraishi

Naoya Tawaraishi

Foto: MICHAEL SCHNIEDERS

Auf Platz drei mit exakt 8547 Klicks rangiert da ein damaliger Akteur des Landesligisten 1. FC Viersen, der nun das Trikot des FC Wegberg-Beeck trägt: Naoya Tawaraishi. "Darüber bin ich jetzt schon überrascht", gesteht der 23-Jährige, der davon nichts wusste und der der erste Japaner beim Regionalliga-Aufsteiger ist. Die Heimat von Tawaraishi ist die japanische Großstadt Kyoto. Die Stadt ist seit knapp 20 Jahren auch hierzulande recht bekannt, fand dort doch im Dezember 1997 eine internationale Klimakonferenz statt, in der sich die Industrieländer am Ende verpflichteten, ihre Treibhausgas-Emissionen zu senken - festgehalten im berühmten Kyoto-Protokoll.

In Kyoto wuchs Tawaraishi auf, an der dortigen Uni fing er auch mit einem Informatik-Studium an, ehe er 2016 nach Deutschland kam. "Ich wollte erst einmal Deutsch lernen. Mein mittelfristiges Ziel ist es, an der Sporthochschule in Köln zu studieren - mit dem Schwerpunkt Fußball-Analyse", erzählt der Mittelfeldspieler, der mit einem weiteren Japaner in Krefeld in einer Zweier-WG lebt und täglich von 9 bis 13 Uhr in einer Düsseldorfer Sprachschule Deutsch lernt.

Fußballerisch heuerte er im August 2016 in Viersen an. Beim Landesligisten kam er in 25 Punktspielen zum Einsatz, erzielte dabei sieben Tore. In Beeck stand er schon seit längerem als Zugang fest - unabhängig von der Spielklasse: "Ich wollte noch höher spielen als Landesliga, daher wollte ich unbedingt nach Beeck."

Dort habe er sich rasch akklimatisiert - und auch mit der Sprache werde es immer besser. Für kompliziertere taktische Anweisungen greife Teamchef Friedel Henßen gerne zu Hilfsmitteln: "Er zeigt mir vieles auf einer Tafel, was er von mir erwartet. Das klappt gut."

Auch insgesamt ist es für Tawaraishi in Beeck bislang gut gelaufen. Im ersten Meisterschaftsspiel bei Fortuna Düsseldorf II gehörte er gleich zur Startelf. "Naoya ist sehr zuverlässig und willensstark, läuferisch klasse und hat ein gutes Auge. An seiner Schnelligkeit und am Zweikampfverhalten muss er aber noch arbeiten", urteilt Henßen über seinen Japan-Import.

Akteure aus dem Land der aufgehenden Sonne erfreuen sich bei höherklassig spielenden Amateurvereinen schon seit einiger Zeit großer Beliebtheit - Tawaraishi reiht sich da nahtlos ein. Die Spieler sind meist sehr jung, oft Studenten und werden von ihren Eltern häufig finanziell unterstützt. Viele von ihnen kommen mit der Hoffnung, es in Deutschland zum Profi zu schaffen, werden über einen Landsmann vermittelt.

Tawaraishis Mentor zum Beispiel ist Naoshi Shigematsu, einige Jahre lang Spieler des früheren Mittelrheinligisten SC Brühl. Der Verein fischte seine Japaner bevorzugt aus der Kölner Sporthochschule. Noch mehr Akteure aus Nippon kickten in der vergangenen Saison bei zwei Mittelrheinligisten: Der Kader des FC Inde Hahn setzte sich zu einem beträchtlichen Teil aus Japanern zusammen - bei Hilal Bergheim stellten Japaner gar das Gros des Teams.

(emo)
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