Fußball "El Clásico" unter ungleichen Vorzeichen

Wegberg · Mittelrheinliga: Beeck spielt morgen um 20 Uhr den Klassiker bei Borussia Freialdenhoven. Noch nie in der langen Geschichte dieses verkappten Derbys waren die Rollen so klar verteilt wie diesmal: Der FC ist haushoher Favorit.

 Malick Bolivard (l.) drückte gegen Hürth dem Beecker Spiel endlich mal seinen Stempel auf, krönte seinen starken 16-Minuten-Einsatz mit dem Siegtor. Gerderaths Sven Jansen (r.) wird wohl nach Freialdenhoven wechseln

Malick Bolivard (l.) drückte gegen Hürth dem Beecker Spiel endlich mal seinen Stempel auf, krönte seinen starken 16-Minuten-Einsatz mit dem Siegtor. Gerderaths Sven Jansen (r.) wird wohl nach Freialdenhoven wechseln

Foto: LAASER (ARCHIV)

Dirk Ruhrig, Co-Trainer des FC Wegberg-Beeck, nennt Spiele gegen Borussia Freialdenhoven schmunzelnd gerne "El Clásico" - in enger Anlehnung an den in Spanien so bezeichneten Klassiker Real Madrid gegen FC Barcelona. Im übertragenen Sinn - und natürlich ein paar Nummern kleiner - sind das die Spiele zwischen Beeck und Freialdenhoven in der Tat auch: ein Klassiker, ein ewig junges Duell unter guten Bekannten.

Morgen um 20 Uhr stehen sich die Kontrahenten auf dem Freialdenhovener Sportplatz an der Ederener Straße im Nachholspiel mal wieder gegenüber. Doch noch nie waren die Rollen so klar verteilt wie diesmal. "Ich sage sonst vor Spielen gegen die Borussia ja immer, dass da die Fußspitze entscheiden kann. Das ist diesmal ein wenig anders. Wenn wir unsere gewohnte Leistung abrufen, werden wir die Punkte aus Freialdenhoven mitnehmen", sagt ungewohnt forsch FC-Coach Friedel Henßen. Was sein Freialdenhovener Dauerkollege Wilfried Hannes freilich genauso so sieht: "Aktuell liegen zwischen Beeck und uns Welten. Wir dürfen uns aber auf keinen Fall abschießen lassen."

Beide Trainer kommen zu dieser Einschätzung auch unter dem Eindruck des Borussen-Spiels vom Sonntag. Da unterlag die Hannes-Elf daheim dem VfL Alfter 2:5. "Da hat die Borussia in der Defensive schon einige Schwächen verraten", urteilt Henßen, Augenzeuge der Partie, wieder gewohnt zurückhaltend. Weniger diplomatisch äußert sich dazu Hannes selbst: "Wir haben furchtbar schlecht verteidigt, hätten sogar noch mehr Tore kassieren können - und das gegen Alfter. Wenn wir gegen Beeck so verteidigen, könnte es sogar zweistellig werden. Das Zeug dazu hat Beeck. Auch von daher dürfen wir uns auf keinen Fall noch einmal so präsentieren."

Personell sieht es bei den Borussen freilich sehr mau aus. Topstürmer Kelly Ajuya fällt nach einer OP ohnehin bis zum Saisonende aus. Dazu kommen weitere Verletzte und Kranke - so der Ex-Beecker Okan Dikenli. Gegen Alfter saßen so nur noch drei Mann auf der Bank, darunter Co-Trainer Michael Kruskopf. Der 38-Jährige wurde eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt und hatte Riesenpech: Kurz vor Schluss trat er in ein Loch des ohnehin sehr holprigen Rasens - und zog sich einen Achillessehnenriss zu.

"Es ist zurzeit wirklich nicht gerade lustig", resümiert Hannes. Dabei hatte die Borussia noch vor genau einem Monat ein dickes Ausrufezeichen gesetzt, beim Bonner SC ein 1:1 geholt - und Beeck damit ebenso unerwartete wie höchst willkommene Schützenhilfe geleistet. Danach folgten aber drei Niederlagen - und das mehr als enttäuschende 1:1 beim abgeschlagenen Schlusslicht SC Erftstadt. Ernsthaft Sorgen, noch in den Abstiegskampf verwickelt zu werden, brauchen sich die Borussen trotz der aktuell bescheidenen Situation wohl nicht zu machen - vom ersten Abstiegsplatz trennen sie beruhigende zehn Punkte.

Was seine Borussia aktuell aber auch vom FC trennt, sei die Bank, führt Hannes weiter aus: "Beeck hat da brutale Qualität." Davon überzeugte er sich selbst bei Beecks 2:0 in Bergheim - in dem Spiel war der eingewechselte Oskar Tkacz der Matchwinner. Vergangenen Freitag gegen Hürth waren mit Maurice Passage und Malick Bolivard zwei andere eingewechselte Spieler maßgeblich am 2:1 beteiligt: In Co-Produktion erzielten sie den Siegtreffer.

Beim lädierten Passage (Sehnenentzündung) wurde am Montag eine MRT vorgenommen, die genaueren Aufschluss geben soll. Die Ergebnisse werden heute vorliegen. Weiterhin eher schlecht sieht es bei Denis Pozder (Zehenbruch) aus, der gegen Hürth gar nicht im Kader war. Dort fehlte auch Johannes Jansen (Oberschenkelzerrung). Henßen: "Er dürfte aber morgen wieder dabei sein."

Das Hinspiel, zugleich der Meisterschaftsauftakt, gewann Beeck mit 4:2. Da war die Borussia zunächst die bessere Mannschaft, führte auch 1:0. In Erinnerung bleibt die Partie aber vor allem wegen des folgenden spektakulären Ausgleichs durch Simon Küppers, der damit die Wende einleitete: Der Sechser umkurvte von der Mittellinie aus Freialdenhovens halbe Mannschaft und schob dann überlegt ein - schon im ersten Saisonspiel hatten die Beecker ihr Tor des Jahres.

(emo)
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