Leichtathletik Erkelenzerin "missioniert" die US-Armee

Erkelenz · 2006 ist Birgitt Zirden (Heimatverein SFC Erkelenz) nach North Carolina/USA ausgewandert. Mit ihrer Begeisterung fürs Deutsche Sportabzeichen hat sie nun auch das US-Militär angesteckt. Dort nimmt sie das "German Sports Badge" ab.

 Sportabzeichen-Missionarin Birgitt Zirden (l.) und ihr Mann Bernhard Heulmanns (r.) nehmen in den USA nun auch Militärkadetten das "German Sports Badge" ab - sehr zu Freude von Major Brock M. Lusk (2.v.l.).

Sportabzeichen-Missionarin Birgitt Zirden (l.) und ihr Mann Bernhard Heulmanns (r.) nehmen in den USA nun auch Militärkadetten das "German Sports Badge" ab - sehr zu Freude von Major Brock M. Lusk (2.v.l.).

Foto: US AIR FORCE

Viel zu tun hatten Birgitt Zirden und ihr Mann Bernhard Heulmanns über die Ostertage. Da weilte das Ehepaar aus Erkelenz, das 2006 berufsbedingt nach North Carolina in die USA ausgewandert war, zweieinhalb Autostunden von ihrem Wohnort Gastonia entfernt an der Universität Clemson in South Carolina. Aber nicht etwa, um dort Urlaub zu machen oder sich fortzubilden. Ihre Mission: die Abnahme des Deutschen Sportabzeichens von rund zwei Dutzend Kadetten der US-Streitkräfte.

Das taten sie nicht zum ersten Mal. Denn was 2014 in ihrer Laufgruppe "Gaston County Runners" in Gastonia angefangen hatte, hat nun weit größere Ausmaße erreicht: die Missionierung der Amerikaner mit dem "German Sports Badge", wie das Deutsche Sportabzeichen dort heißt.

Die Berechtigung zu dessen Abnahme hat Birgitt Zirden schon lange in der Tasche: Die gebürtige Erkelenzerin ist seit jeher lizenzierte Übungsleiterin. Davon profitierte auch etliche Jahre ihr Heimatverein, der Ski- und Freizeitclub (SFC) Erkelenz. Und Ehrensache, dass die junggebliebene 52-Jährige jährlich, wenn sie auf Heimatbesuch in Erkelenz ist, im dortigen Willy-Stein-Stadion auch selbst das Sportabzeichen ablegt - das ist ihr sogar sehr wichtig.

Die Begeisterung fürs Deutsche Sportabzeichen übertrug sie nun eben auch auf ihre neue Heimat. Damit aber alles auch seine Ordnung hat, beantragte sie beim Deutschen Olympischen Sportbund in Frankfurt erst einmal die internationale Sportabzeichen-Prüflizenz - die gibt es wirklich. Die wurde ihr dort auch sehr bereitwillig ausgestellt.

Seitdem missioniert sie in Sachen Sportabzeichen die Amerikaner - sehr erfolgreich. "Etwas wirklich Vergleichbares gibt es dort auch nicht", erläutert sie. Zwar gebe es die "President's Challenge", doch dieser Wettbewerb sei weniger leistungsorientiert. "Der soll vielmehr im Sinne der Volksgesundheit generell zur sportlichen Betätigung anregen", führt Zirden aus.

Nun laufen, springen, werfen und schwimmen auch Amerikaner fürs "German Sports Badge", was das Zeug hält. Wobei das Ehepaar erst einmal geeignete Sportstätten finden musste. Denn in den USA ticken die Uhren auch längenmäßig ein wenig anders: Viele Sportstätten sind nicht nach Metern, sondern nach Yards ausgerichtet. Das dort gängige 25-Yard-Schwimmbecken ist zum Beispiel nur exakt 22,86 Meter lang - zu wenig also fürs Sportabzeichen.

Auch die lokale Presse in Gastonia wurde auf die Aktivitäten des Ehepaars aufmerksam - und veröffentlichte einen Bericht darüber. Den las auch Major Brock M. Lusk, der im ROTC Air Force Programm unterrichtet, einer Ausbildungsstaffel der US-Luftwaffe an der Clemson Universität in South Carolina. ROTC (Reserve Officer Training Corps) sind Ausbildungsprogramme der US-Streitkräfte an Colleges und Universitäten zur Rekrutierung und Ausbildung von Offizieren.

Die Kadetten dort müssen jährlich einen Fitnesstest absolvieren, der einen anderthalb-Meilen-Lauf (2,4 Kilometer) sowie Liegestütze und Klimmzüge umfasst. "Das war dem Major aber nicht ausreichend für seine Kadetten - daher ist er auf uns zugekommen. Er war dann von den vielfältigen Anforderungen des Deutschen Sportabzeichens so begeistert, dass es schließlich in das Ausbildungsprogramm des ROTC integriert wurde", erzählt Birgitt Zirden schmunzelnd.

Vergangenen Oktober starteten sie und ihr Mann Bernhard dort mit dem Sportabzeichen-Training mit zunächst sieben Kadetten. "Da wir wegen der großen Entfernung ja nicht immer selbst vor Ort sein können, haben wir Major Lusk eine ausführliche Einweisung gegeben." Das Motto sei dabei klar gewesen: "Go for Gold".

Einige der Kadetten seien dann aber schon überrascht gewesen, dass es ohne entsprechendes Training gar nicht so leicht sei, in allen Disziplinen die dafür erforderlichen Leistungen für das Deutsche Sportabzeichen zu erbringen. "Letztendlich haben aber dann doch alle sieben das Abzeichen in Gold oder zumindest Silber geschafft." In einer Feierstunde zum Semesterende in der Tilman Hall von Clemson erhielten die Kadetten dann die heiß begehrten Abzeichen.

Was weitere Konsequenzen hatte: Denn durch diesen offiziellen Festakt erfuhr auch die US-Army, also das US-Heer, vom Deutschen Sportabzeichen - und meldete seinerseits für 2016 reichlich "Bedarf" an. Fazit: Birgitt Zirden und ihr Mann Bernhard Heulmanns haben in Sachen Sportabzeichen weiterhin viel zu tun. Zirden: "Darüber freuen wir uns sehr. Denn wo findet man schon freundlichere und diszipliniertere Sportabzeichen-Absolventen als beim amerikanischen Militär?"

(emo)
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