Lokalsport Erstklässler lernen Schwimmen
Erkelenz · Im Pilotprojekt "Mathe schützt nicht vor Ertrinken" des Regionalen Bildungsbüros und des Kreissportbundes Heinsberg absolvieren 400 Erkelenzer Grundschüler einen zweiwöchigen Kompaktkursus und sollen Schwimmen lernen.
Die Fakten sind erschreckend: An jeder fünften Grundschule im Kreis Heinsberg kann ein Drittel der Viertklässler nicht schwimmen, zudem beträgt der Nichtschwimmeranteil in den fünften Klassen immer noch etwa zehn Prozent. Diese Ergebnisse einer aktuellen Befragung des Kreissportbundes (KSB) haben das Regionale Bildungsbüro Heinsberg und den KSB veranlasst, gemeinsam ein Konzept zu entwickeln, dessen Zielsetzung es ist, durch einen effizienten Schwimmunterricht die Nichtschwimmerquote deutlich zu reduzieren.
Und das ist in beeindruckender Manier gelungen: 400 Erkelenzer Erstklässler - darunter mehr als die Hälfte Nichtschwimmer - nahmen vor und nach den Osterferien beim Pilotprojekt "Mathe schützt nicht vor Ertrinken" an einem zweiwöchigen Kompaktkursus im Erka-Bad teil.
In acht Schwimmstunden pro Woche durchliefen die Grundschüler einen differenzierten Schwimmunterricht von der Wassergewöhnung, über die Wasserbewältigung bis zur Abnahme von Prüfungen verschiedener Schwimmabzeichen. Gemeinsam mit den ehrenamtlichen Schwimmtrainern des TV Erkelenz und der DLRG-Ortsgruppe Erkelenz wurden die Grundschüler zu Beginn des Kurses in Leistungsgruppen unterteilt und dann nach ihren schwimmerischen Fähigkeiten gefördert.
Während im brusttiefen Wasser des Familienbeckens mit Pool-Nudeln und Schwimmbrettern bereits erste Schwimmtechniken vermittelt wurden, ging es im Whirlpool darum, überhaupt erstmal Kontakt zum Wasser aufzunehmen und Ängste abzubauen. "Einige der Kinder waren zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Schwimmbad", sagt Anette Sielschott, Pädagogische Mitarbeiterin des Regionalen Bildungsbüros und Mitorganisatorin des Pilotprojektes. Im großen Schwimmbecken des Erka-Bades wurden zudem Bahnen gezogen, Startsprünge geübt und das Tauchen verfeinert.
"Diese Leistungsdifferenzierung ist im normalen Schulunterricht gar nicht möglich", erklärt Anouk Reichardt die vonseiten des KSB das Projekt leitet, "das macht den Lehrern wirklich zu schaffen." Und es verringert die Erfolgschancen der Schüler. Im Kompaktkursus hingegen wurde schnell deutlich, wie sinnvoll das Projekt ist. "Bisher haben 34 Erstklässler das Seepferdchen gemacht und 39 die Anforderungen für das Bronzeabzeichen geschafft", sagt Reichardt, "und wir sind guter Dinge, diese Zahl noch bis zum Ende der Woche zu erhöhen."
Zahlen, die auch andere Entscheidungsträger überzeugt haben: "Wir hatten schon Anfragen von anderen Kommunen, ob wir das Projekt auch bei ihnen machen können", sagt Reichardt, "es ist ein voller Erfolg."