Turnen Familienleben am Balken, Sprung und Boden

Erkelenz · Schon als Kind vom Jahrgang 1960 hatte sich Evi Schöpfs fürs Turnen als ihre Sportart entschieden. Das ist bis heute so geblieben, auch weil Evi, die dreifache Mutter, ihre Begabung an die Kinder übertragen hat.

 Der Schwebebalken war das Paradegerät von Linnea Schöpfs - das zeigte sie auch 2006 beim Bundesliga-Wettkampf in Koblenz.

Der Schwebebalken war das Paradegerät von Linnea Schöpfs - das zeigte sie auch 2006 beim Bundesliga-Wettkampf in Koblenz.

Foto: BERNHARD SCHWALL

Weil Evi Schöpfs sich in ihrem Sport beständig weiterbildete, zum Beispiel mit dem A-Übungsleiterschein des Landessportbunds von Nordrhein-Westfalen, als Fachtrainerin Turnen und zudem als lizensierte Kampfrichterin, ist sie hoch qualifiziert. Sie leitete jahrelang das ETV-Turnen. Immer wieder erreichte der Nachwuchs aus ihren Turnstunden bei Wettkämpfen des Rheinischen Turnerbundes Spitzenplatzierungen. Als Anerkennung bekam Evi Schöpfs kürzlich auf der ETV-Hauptversammlung die Ehrenmitgliedschaft zugesprochen, obwohl sie wegen ihres Bioladens beruflich derzeit kaum als Trainerin tätig sein kann.

Zuerst war Tochter Ines der ganze Stolz der Familie Schöpfs. Als 13-Jährige hatte sie sich für die Deutsche Meisterschaft 1995 der Jugend im Vierkampf qualifiziert. Darin war das Bodenturnen ihre stärkste Disziplin. Leider beendete ein Sportunfall ihre aktive Turnenkarriere. Heutzutage lebt Ines Schöpfs in Hannover, hat eine zweieinhalbjährigen Sohn und brachte im Mai dazu eine Tochter zur Welt.

Lars Schöpfs war nach Mutters Ansicht beim Turnen mehr ein Mitläufer, obwohl auch er ausreichend begabt war. Immerhin reichte es zu Erfolgen auf Ebene des Rheinischen Turnerbundes. Lars wohnt mit seiner Freundin in Hilfarth, hilft seiner Mutter im Bioladen. Linnea Schöpfs ist im Erkelenzer Turnsport das Wunderkind, schaffte sie es doch ganz weit nach oben in ihrem Sport. Weil ihre Vorbilder "Menschen sind, die genau wissen, was sie wollen und hart dafür Arbeiten", hat Linnea Schöpfs ihr Studium an der Sporthochschule Köln in den Fächern Sport und Französisch erfolgreich abgeschlossen. Zwischendurch hielt sie bereits Sport-Lehraufträge ab.

Davor war ihre sportliche Karriere schon außergewöhnlich. Turnen erfordert viel Talent, Trainingsfleiß, zudem bedarf es der elterlichen Unterstützung. Der Durchbruch auf nationaler Ebene erfolgte im Jahr 2001 mit dem Bronzeplatz bei den Deutschen Meisterschaften der Altersklasse 13 im Mehrkampf an ihrem Paradegerät Balken. Dazu war Linnea Schöpfs beste Turnerin im (Pferd-)Sprung bei der Junioren-Europameisterschaft in Griechenland. "Kein anderes Turngerät erfordert so viel Nervenstärke wie der Schwebebalken, der ja nur zehn Zentimeter breit ist", sagt Linnea Schöpfs.

Im Jahr 2002 turnte Linnea Schöpfs bei der Junioren-Europameisterschaft im griechischen Patras. 2004, 2005 und 2006 war sie Deutsche Mannschaftsmeisterin mit dem Turn-Team Toyota (TTT) Köln. Und Linnea Schöpfs war mit der TTT-Mannschaft fünfmal Bundesliga-Meister. Zu vielen Einsätzen für das Deutschen Turnen reiste sie unter anderem nach Weißrussland, nach Sizilien und Atlanta/USA. Verletzungsbedingt war eine Wettkampfpause einzuhalten. 2006, mit 16 Jahren, startete Linnea Schöpfs mit Rang fünf im Schwebebalken-Finale neu durch. Eine erneute Verletzung, ausgerechnet am Balken, erzwang dann das Ende der Turnerei.

Nun aber galt es, nach der aktiven Zeit als Turnsportlerin die Welt kennenzulernen. Dazu gehörte ein Auslandsstudium über acht Monate in Melbourne/Australien, danach ging es mit dem Fahrrad durch Neuseeland. Aber auch noch ein Aufenthalt in Indien, bei dem Linnea Schöpfs mit den Kindern in einem Waisenhaus Turnstunden abhielt, war dabei.

Seit zehn Monaten ist Linnea Mutter ihrer Tochter Frieda. Sie will dennoch beim ETV wieder als Trainerin einsteigen. Nach dem Mutterschutz wartet zudem das Sankt Ursula Gymnasium in Aachen schon auf ihren Einsatz.

(wald)
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