Fußball FC verdirbt RWE ein erneutes Erntedankfest

Essen · Regionalliga-Nachdreher: Essens Publikum wurde zunehmend unruhig. Beecks großer Einsatz blieb beim 0:1 am Ende aber unbelohnt.

 Seine spektakulärste Rettungsaktion zeigte Beecks neuer Keeper Patrick Nettekoven schon früh: In der siebten Minute holte er diesen Kopfball von Essens Stoßstürmer Marcel Platzek (nicht im Bild) reaktionsschnell noch aus dem Eck.

Seine spektakulärste Rettungsaktion zeigte Beecks neuer Keeper Patrick Nettekoven schon früh: In der siebten Minute holte er diesen Kopfball von Essens Stoßstürmer Marcel Platzek (nicht im Bild) reaktionsschnell noch aus dem Eck.

Foto: André Peters

Mächtig löhnen musste im vorangegangenen Heimspiel von Rot-Weiß Essen ein Essener Floristikunternehmen. Das hat für jedes Tor, das die Rot-Weißen daheim schießen, 50 Euro Prämie ausgelobt. Gegen Aufsteiger TuS Erndtebrück musste der Blumenspezialist da tief in die Tasche greifen: Die Rot-Weißen gewannen 9:1 - macht 450 Euro. Generell machte nach dem Kantersieg ein kleines Wortspiel die Runde: Da sprachen die Essener - in Anlehnung an den Ortsnamen des gedemütigten TuS - gern vom "Erntedankfest".

Ein solches erhoffte sich so mancher Anhänger nun auch im folgenden Heimspiel am Freitagabend gegen den FC Wegberg-Beeck - nicht nur als Wiedergutmachung für das böse 0:3 drei Tage zuvor im Derby bei der SG Wattenscheid. Was sollte gegen den Mittelrheinliga-Aufsteiger denn schon schiefgehen? Der kam schließlich mit der Empfehlung von null Punkten und 2:24 Toren aus seinen ersten fünf Spielen ins neue Stadion Essen - mit einem Schnitt von knapp fünf Gegentoren pro Spiel also. Da sollte ein erneuter Kantersieg der Essener also doch gut möglich sein - besonders große Optimisten gingen gar von einem zweistelligen Sieg aus.

Diese Hoffnungen wurden bitter enttäuscht - im Gegenteil: Bis zur 88. Minute hielten die großartig kämpfenden Gäste das 0:0. Das Essener Publikum, das seine Lieblinge bereits mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Halbzeitpause verabschiedet hatte, wurde zunehmend unruhig und hatte sich am Ende angesichts der ideenlosen Vorstellung fast auch schon mit der - aus Essener Sicht - trostlosen Punkteteilung abgefunden. Doch dann stocherte Kapitän Moritz Fritz per Abstauber den Ball doch noch über die Linie und rettete dem Aufstiegsaspiranten "drei dreckige Punkte", wie das später im Spielbericht auf der Homepage von RWE sehr treffend formuliert war.

Ein zweites Erntedankfest hatten die Kleeblätter den Essenern aber verdorben. Wirklich trösten konnte das Beecks Teamchef Friedel Henßen angesichts der Dramaturgie zwangsläufig nicht: "Es ist schon sehr bitter, auf diese Art zu verlieren. Sehr schade, dass unser Abwehrbollwerk nicht noch fünf Minuten länger gehalten hat. Dennoch ein Riesenkompliment an meine Truppe. Ich bin sicher, wir werden den Bock bald umstoßen."

Und es ehrte den Coach, dass er bei der Beurteilung einer umstrittenen Szene in der 80. nicht zur Schiri-Schelte griff: Da hatte Danny Richter bei einem der seltenen Beecker Konter freie Bahn, wurde von Jeffrey Obst auf durchaus diskussionswürdige Art und Weise zu Fall gebracht - was selbst Essener Zuschauer so sahen. Henßen aber sagte: "Schade, dass dem Danny da ein wenig auch die Kraft fehlte. Bekommt er diese Chance nach einer halben Stunde, macht er die."

Besonders tragisch war der Abend speziell für Beecks neuen Keeper Patrick Nettekoven: Der machte 88 Minuten lang ein Klassespiel, wurde dann doch noch bezwungen und verletzte sich bei seiner Rettungsaktion auch noch so schwer, dass Beeck die restlichen Minuten zu zehnt spielen musste. Für ihn rückte Feldspieler Johannes Walbaum ins Tor - und damit der Spieler, der den Torwart dem FC auch empfohlen hatte - dank gemeinsamer Zeiten bei Fortuna Düsseldorf II. Dass "Walli" damit so falsch wohl nicht lag, unterstrich Nettekoven mit einer tadellosen Vorstellung. Neben reaktionsschnellen Paraden strahlte der 28-Jährige vor allem auch sehr viel Ruhe aus - mit ihm und Abräumer David Azin scheint Beeck zwei wirklich gute Last-Minute-Verpflichtungen getätigt zu haben.

(emo)
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