Fußball FC will gegen Multikulti-Truppe Bock umstoßen

Wegberg · Mittelrheinliga: Im zweiten Heimspiel in Folge trifft Beeck auf Bergheim. Deren Trainer Josef Pfeiffer schlägt ungewöhnliche Töne an.

 Das war bei Beecks 2:0-Sieg im Hinspiel in Bergheim in der 13. Minute der erste Streich: Sebastian Wilms (r.), nun langzeitverletzt, trifft zum 1:0. Bereits eine Minute später ließ Nico Czichi das zweite Tor folgen.

Das war bei Beecks 2:0-Sieg im Hinspiel in Bergheim in der 13. Minute der erste Streich: Sebastian Wilms (r.), nun langzeitverletzt, trifft zum 1:0. Bereits eine Minute später ließ Nico Czichi das zweite Tor folgen.

Foto: MICHAEL SCHNIEDERS

Man kann nicht gerade behaupten, dass der FC Wegberg-Beeck in der Mittelrheinliga zurzeit einen guten Lauf hätte: jeweils 0:4-Heimniederlagen gegen Hürth und Friesdorf, dazwischen ein blamables 2:2 beim abgeschlagenen Schlusslicht Rheinbach. Das zusammen kostete die Kleeblätter die Tabellenführung, der zuvor komfortable Vorsprung ist verspielt - und nicht zuletzt auch das bis dahin herausragende Torverhältnis.

Übermorgen steht erneut ein Heimspiel an - gegen Hilal Bergheim. Der Aufsteiger gewann am vergangenen Sonntag das Sechs-Punkte-Spiel gegen Hennef 4:2 und hat damit seinen Vorsprung auf den wohl ersten Abstiegsplatz auf satte zwölf Punkte ausgebaut. Angesichts dieser aktuellen Formbarometer könnte man also eigentlich davon ausgehen, dass Hilals Coach mit einigen Erwartungen ins Waldstadion kommt - tut er aber nicht. Stattdessen macht Josef Pfeiffer etwas, was er ohnehin sehr gerne tut: Er verblüfft mit ungewöhnlichen Einschätzungen.

"Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass wir in Beeck was holen. Ich erwarte da nicht viel. In Beeck haben wir noch nie was geholt, irgendwie kommen wir da auch mit dem Platz nicht zurecht. Außerdem sind wir bekannt dafür, angeschlagene Gegner aufzubauen." Lediglich an ein Erfolgserlebnis in Beeck könne er sich erinnern - und das sei schon lange her: "Da haben wir noch zu Bezirksligazeiten gegen Beecks Reserve gespielt. 0:4 lagen wir zur Pause hinten - und haben dann 5:4 gewonnen. Das vergesse ich nicht."

Und trotz der zwölf Punkte Vorsprung auf Hennef glaubt Pfeiffer noch lange nicht, an Schmitz Backes vorbei zu sein: "Glauben Sie mir, es wird vier Absteiger geben. Denn ich weiß etwas, was bald rauskommen wird", kündigt er geheimnisvoll an. Da es einen vierten Absteiger nur gibt, wenn ein Mittelrhein-Klub aus der Regionalliga runterkommt (wonach es sportlich rein gar nicht aussieht), kann es dabei eigentlich nur um eine neue Entwicklung bei Alemannia Aachen gehen. Pfeiffer: "Dazu sage ich nichts."

Fakt ist dafür, dass Josef Pfeiffer eine ebenfalls sehr ungewöhnliche Machtfülle auf sich vereinigt: Er ist nicht nur der Trainer, sondern auch der Vorsitzende und der Mäzen von Hilal - übertragen auf den FC Wegberg-Beeck ist das so, als wenn FC-Boss Günter Stroinski auch noch den Trainer machen würde. Pfeiffer hat eine ausgesprochene Multikulti-Truppe zusammengestellt - mit einer vorherrschenden Nationalität: Im 25er-Kader tummeln sich zehn Japaner - darunter Toptorjäger Yuki Nishiya, mit 15 Treffern aktuell der Zweite der Mittelrheinliga-Torschützenliste. Angesichts dieser geballten Ladung aus Fernost haben Spötter schon vorgeschlagen, den Verein in Nippon Bergheim umzubenennen.

Apropos Umbenennung: Die steht beim 1994 als Hilal Maroc Bergheim gegründeten Verein in der Tat bald an. War schon vor vier Jahren mangels Marokkaner das "Maroc" aus dem Vereinsnamen offiziell gestrichen worden, so steht nun noch vor der Sommerpause eine außerordentliche Mitgliederversammlung an. "Da werden wir beschließen, den Verein in Inter Bergheim umzutaufen", führt Pfeiffer aus. Quasi Pate steht da Inter Mailand. Denn bei dem ist das "Inter" die Abkürzung für "Internationale" - für Bergheim angesichts seiner Zusammensetzung zweifellos ebenfalls ein sehr passender Name.

All das interessiert Friedel Henßen allenfalls am Rande - Beecks Coach hat zurzeit eben ganz andere Sorgen: "Auch wenn wir immer noch gut im Rennen sind, machen wir gerade eine sehr schwierige Phase durch. Aus der können wir uns nur mit harter Arbeit rausziehen - anders geht's nicht. Gegen Bergheim wird keine Schönspielerei gefragt sein. Wir müssen einfach spielen, Fußball arbeiten und mit viel Herz und Leidenschaft versuchen, den Bock wieder in die andere Richtung umzustoßen. Dazu erwarte ich auch eine andere Körpersprache als zuletzt."

Dabei baut Friedel Henßen gerade auch auf seinen verlängerten Arm, Kapitän Arian Berkigt - und nimmt zu dessen kürzlich angekündigtem Karriereende in diesem Sommer Stellung: "Ich kann ihn da schon sehr gut verstehen, es ist auch ein guter Zeitpunkt. ,Ari' hat hier 2003 auf hohem Niveau angefangen, hat hier immer auf hohem Niveau gespielt und wird hier nun auch auf hohem Niveau aufhören. 14 Jahre und die gesamte Seniorenlaufbahn in nur einem Verein - das ist heute wirklich selten. Ich selbst bin ja 2006 nach Beeck gekommen. Seitdem war er immer ein Vorbild, ist auch in jeder Trainingseinheit vorneweg marschiert. Auch als Typ wird er daher ab Sommer sicherlich fehlen."

(emo)
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