Fußball FVM möchte Ausbildung dezentralisieren

Hennef · Der Fußball-Verband Mittelrhein plant, seine Qualifizierungsangebote vermehrt in den Kreisen selbst anzubieten. Verbandstag am 25. Juni. Präsident Vianden macht weiter - und kritisiert Kommunen.

Rund 100 Kilometer sind es vom Erkelenzer Land bis zur Sportschule Hennef, dem Sitz des Fußball-Verbands Mittelrhein (FVM). Dort ist seit dem Umzug aus Köln nicht nur die Geschäftsstelle des Verbands beheimatet, sondern finden ganz überwiegend bislang auch die zahlreichen Qualifizierungsangebote und Ausbildungen des FVM statt. 100 Kilometer - zu weit für viele Interessierte aus Erkelenz und Umgebung, um zum Beispiel für das Erlangen einer Trainerlizenz dort wiederholt hinzufahren.

Das sieht man beim Verband mittlerweile genauso. "Wir planen, die Ausbildung zu dezentralisieren, vermehrt dazu Angebote vor Ort in den Kreisen und bei den Vereinen selbst zu machen", erklärte FVM-Geschäftsführer Dirk Brennecke in der neunten Auflage der "Hennefer Gespräche", die seit 2008 stets kurz nach Saisonschluss in der Sportschule stattfinden. Das sei zugleich ein wesentlicher Bestandteil des 2013 auf den Weg gebrachten FVM-Masterplans, den der Verband nach dem Verbandstag am Samstag, 25. Juni (Beginn 10 Uhr in der Sportschule), in den kommenden drei Jahren fortschreiben werde.

"59 Klubs haben wir bislang im Rahmen des zum Masterplan gehörenden Vereinsdialogs vor Ort besucht, haben daraus viele Erkenntnisse gewonnen, wo den Vereinen der Schuh drückt. Das werden wir fortsetzen", sagte Brennecke - und kündigte für die kommenden drei Jahre eine grundlegende Überprüfung des bisherigen Ausbildungskonzepts an: "Da wird wirklich kein Stein auf dem anderen bleiben, und danach bauen wir alles wieder zusammen. 2019 sollte das neue Qualifizierungskonzept dann stehen."

Als weitere Eckpfeiler für die kommenden drei Jahre nannte Brennecke die Gewinnung und Erhaltung von Ehrenamtlern, Verbesserung und Ausbau der Kommunikation mit den Vereinen, Gewaltprävention, Schiedsrichtergewinnung und Flexibilisierung des Spielbetriebs.

Letzteres präzisierte Spielausschuss-Vorsitzender Rolf Thiel: "Die Kreise Rhein-Erft und Berg haben sich bereiterklärt, ab der kommenden Saison das Norweger Modell zu testen." Das sieht vor, dass Teams nicht unbedingt mit elf gegen elf spielen müssen, sondern bei nicht vorhandener Sollstärke auch mit neun gegen neun oder zehn gegen zehn. Ebenso soll in diesen beiden Kreisen das "Time Out" getestet werden. Wie im Handball hat dabei jedes Team das Recht, einmal pro Halbzeit eine kurze Auszeit zu beantragen. Thiel: "Details müssen da aber noch geklärt werden."

Entgegen seiner ursprünglichen Absicht wird Präsident Alfred Vianden, seit 2007 im Amt, beim Verbandstag doch für eine dann vierte Amtszeit kandidieren - nicht zuletzt, weil der als Nachfolger vorgesehene Dr. Stephan Osnabrügge nicht mehr zur Verfügung steht. Der Kölner Jurist, zuvor FVM-Vizepräsident, ist mittlerweile ja DFB-Schatzmeister. Einen Nachfolger für Osnabrügge als Vizepräsident habe man grundsätzlich gefunden, sagte Vianden. "Da laufen gerade die finalen Gespräche." Sobald das in trockenen Tüchern sei, werde der FVM den Namen auch bekanntgeben.

Auf Nachfrage unserer Redaktion artikulierte Vianden sehr deutlich seinen Ärger über kommunale Spardiktate für Sportvereine: "Kultur wird weit mehr als Sport gefördert - da gibt's leider ein krasses Missverhältnis. Da braucht man sich nur den Neubau des Kölner Opernhauses anzusehen, das statt den mal veranschlagten 19 Millionen Euro nun 46 Millionen Euro kostet. Dafür ist Geld da - für den Sportstättenbau aber nicht. Ich sehe da die ganz große Gefahr, dass originäre Aufgaben der Kommunen auf die Vereine abgewälzt werden, die dann zum Beispiel den Bau eines Kunstrasens selbst finanzieren müssen. Dagegen müssen wir uns mit aller Macht wehren." Als einen möglichen öffentlichen Finanztopf nannte Vianden die kommunale Sportpauschale, die es auszuschöpfen gelte. "Generell leistet der Sport auch für die Volksgesundheit einen enorm hohen Beitrag." Das müsse auch honoriert werden.

(emo)
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