Fußball In Beeck hat's für mich immer gepasst

Erkelenz · Am Sonntag in einer Woche geht eine große Karriere zu Ende: Dann wird Arian Berkigt nach 14 Jahren beim FC seine aktive Laufbahn beenden - möglichst mit dem Mittelrheinliga-Titel. Im Interview blickt der 33-Jährige zurück - und auch nach vorn.

 21. Mai 2008, sein größter Triumph: Nach dem dramatischen 3:2-Finalsieg im Waldstadion gegen den ewigen Rivalen Borussia Freialdenhoven reckt Arian Berkigt den Mittelrheinpokal als FC-Kapitän stolz in den Beecker Abendhimmel. Es folgte am 9. August 2008 der größte Tag der Beecker Vereinsgeschichte: das DFB-Pokalspiel gegen den damaligen Zweitligisten Alemannia Aachen (mit dem aufstrebenden Gerderather Jungprofi Lewis Holtby) vor 9000 Zuschauern im Borussia-Park - natürlich auch wieder mit Berkigt. Zur Pause stand es 1:1 - Endstand dann 1:4.

21. Mai 2008, sein größter Triumph: Nach dem dramatischen 3:2-Finalsieg im Waldstadion gegen den ewigen Rivalen Borussia Freialdenhoven reckt Arian Berkigt den Mittelrheinpokal als FC-Kapitän stolz in den Beecker Abendhimmel. Es folgte am 9. August 2008 der größte Tag der Beecker Vereinsgeschichte: das DFB-Pokalspiel gegen den damaligen Zweitligisten Alemannia Aachen (mit dem aufstrebenden Gerderather Jungprofi Lewis Holtby) vor 9000 Zuschauern im Borussia-Park - natürlich auch wieder mit Berkigt. Zur Pause stand es 1:1 - Endstand dann 1:4.

Foto: Jürgen Laaser (Archiv)

WEGBERG Deutlich mehr Zuschauer als gewöhnlich dürften am Sonntag, 11. Juni, zum letzten Meisterschaftsspiel des FC Wegberg-Beeck gegen Viktoria Arnoldsweiler ins Waldstadion kommen - gleich aus zwei Gründen. Zum einen können die Kleeblätter da zum vierten Mal nach 2005, 2010 und 2015 den Titel in der Mittelrheinliga holen, der hierzulande höchsten Amateurklasse. Zum anderen geht da aber auch eine Ära zu Ende: Nach 14 Jahren beim FC wird Arian Berkigt mit diesem Spiel seine aktive Laufbahn beenden - und dazu hat Beecks Boss Günter Stroinski schon vor längerer Zeit eine angemessene Verabschiedung in Aussicht gestellt.

Fußball: In Beeck hat's für mich immer gepasst
Foto: Laaser Jürgen

Mit dem erneuten Titel könnten Sie sich also verabschieden - besser geht's eigentlich nicht.

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Foto: Laaser Jürgen

BERKIGT Allerdings. Im April sah es ja nicht danach aus, dass wir das noch schaffen könnten. Doch nun wollen wir das unbedingt packen.

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Foto: Laaser Jürgen

2005 sind Sie mit Beeck in der damals noch Verbandsliga Mittelrhein heißenden Klasse unter Trainer Bert Esser erstmals Meister geworden, nachdem Sie zwei Jahre zuvor zum FC gekommen waren. Welche Erinnerungen haben Sie an die damalige Zeit?

Fußball: In Beeck hat's für mich immer gepasst
Foto: Laaser Jürgen

Berkigt Der erste Titel und der erste Aufstieg sind immer etwas Besonderes - und so war es für mich 2005 auch. Die Hierarchie in der Truppe war damals aber wesentlich steiler als heute. Da wusste man als junger Hüpfer direkt, wo der Hase langläuft. Ich kann mich zum Beispiel noch gut daran erinnern, wie der damals ebenfalls junge Philipp Reichartz, als er ein wenig zu frech wurde, von den gestandenen Akteuren Sven Kreutzer und Marco Sautner beim Fünf gegen Zwei wiederholt richtig gut rasiert worden ist.

Fußball: In Beeck hat's für mich immer gepasst
Foto: Laaser Jürgen

Heute ist die Hierarchie im Team wesentlich flacher.

Fußball: In Beeck hat's für mich immer gepasst
Foto: Laaser Jürgen

Berkigt Allerdings. Die Mannschaft ist über Jahre zusammengewachsen, herrscht ein super Teamgeist. Da sind auch alle ganz klar im Kopf - das war hier auch schon mal anders.

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Foto: Wolfgang Birkenstock

Welcher Trainer hat Sie am meisten geprägt?

BERKIGT Das kann man nicht so einfach beantworten. Fakt ist aber, dass mir zum Beispiel Michael Zumbroich, mein erster Trainer beim FC, sofort voll vertraut hat. Da habe ich direkt wieder Spaß am Fußball gehabt, nachdem der mir zum Ende meiner Jugendzeit bei Borussia Mönchengladbach ein wenig abhanden gekommen war. Und über das aktuelle Trainerteam brauche ich eigentlich nicht viel zu sagen: Friedel Henßen und Dirk Ruhrig sind schon so lange dabei - das passt einfach hervorragend.

Welche Mitspieler sind Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?

BERKIGT (grinst breit) Der Verrückteste von allen war auf alle Fälle Fabio Ribeiro. Sowohl in der Kabine als auch im Physioraum hat der eine ausgeprägte Fähigkeit besessen, die Leute zu unterhalten. Dazu kommen Freunde wie Torwart Marco Schmitz und Physiotherapeut Thomas Skawinski, Eike Reinert mit seiner trockenen Art, Keeper Sascha Rodemers oder auch meine langjährigen Kollegen Johannes Walbaum und Dominik Bischoff.

Und an welche Spiele erinnern Sie sich ganz besonders?

BERKIGT Die beiden Highlights schlechthin, auch für den gesamten Verein, waren 2008 das gewonnene Mittelrheinpokalfinale gegen Borussia Freialdenhoven und das folgende DFB-Pokal-Spiel gegen Alemannia Aachen im Borussia Park. Sehr gerne denke ich natürlich auch an alle drei Aufstiege - weniger an die beiden verlorenen Mittelrheinpokalfinals 2011 und 2014. Besondere Matches waren natürlich stets die Partien gegen Freialdenhoven - egal ob Meisterschaft, Pokal oder die Endspiele beim Rurdorfer Sommercup. Ebenso die Freitagabend-Heimspiele gegen den langjährigen großen Rivalen Germania Dattenfeld. Ein absolutes Highlight war natürlich auch unser 2:0-Sieg im Mai 2015 im "Endspiel" in Bonn, mit dem wir am vorletzten Spieltag beim direkten Konkurrenten in die Regionalliga aufgestiegen sind.

Jetzt können Sie's ja mal verraten: Wer hat denn in diesem Spiel das 1:0 erzielt: Sie mit dem Freistoß von der linken Seite, oder war da noch Danny Fäuster entscheidend dran?

Berkigt Nein, der war da nicht mehr dran! Das war klar mein Tor.

Haben Sie in den 14 Jahren nie über einen Vereinswechsel nachgedacht? Angebote dürfte es ja immer wieder mal gegeben haben.

BERKIGT Anfragen gab es in der Tat, doch ernsthaft darüber nachgedacht habe ich nie. In Beeck hat es für mich einfach immer gepasst, habe ich mich in all den Jahren sehr, sehr wohlgefühlt. Klar war für mich auch immer, dass das Studium Priorität haben sollte. Fußball und Studium ließen sich in Beeck immer sehr gut miteinander verbinden. Und eines kann ich jetzt ja auch mal verraten: Bevor ich im Juli 2003 nach Beeck kam, habe ich auch mal ein Probetraining in Freialdenhoven absolviert. Doch nach diesem Training ist nicht mit mir geredet worden - da war für mich klar, dass die Borussia nichts für mich ist.

Hatten Sie nie den Traum, noch Profi zu werden und Beeck dafür quasi als Sprungbrett zu nutzen? Diesen Plan hatten in all den Jahren ja nicht wenige Beecker Zugänge.

BERKIGT Ich nicht. Mir war damals schon klar, dass es sehr, sehr schwer werden würde, in den 25er-Kader eines Profivereins zu kommen.

Immerhin haben Sie zwölf Junioren-Länderspiele absolviert. Eines davon ist haften geblieben: Das 4:6 nach Elfmeterschießen im Viertelfinale der U 16-EM im April 2001 gegen Gastgeber England in Middlesbrough. Ausgerechnet Sie verschossen als einziger Schütze, trafen mit dem ersten Schuss nur den linken Pfosten.

BERKIGT Ja, und leider hat unser Keeper René Adler danach keinen einzigen englischen Elfer gehalten.

Wer waren damals Ihre Mitspieler?

BERKIGT Als Profi neben Adler geschafft haben es von dieser Truppe David Odonkor, Piotr Trochowski und Patrick Ochs.

Können Sie sich schon vorstellen, in welcher Funktion Sie in Beeck später mal wieder einsteigen könnten?

Berkigt Nein, da gibt's noch keine konkreten Pläne. Ich möchte jetzt erst mal mehr Zeit für meine Familie haben. Vorsitzender Günter Stroinski hat ja gesagt, dass mir in Beeck alle Türen offenstehen. Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge hat Philipp Lahm zu dessen Karriereende kürzlich dieses mit auf den Weg gegeben: "Die ersten drei Monate sind super, nach sechs Monaten wird's langweilig, und nach acht Monaten überlegt man sich, was man tun kann." Ich bin gespannt, ob das bei mir auch so kommen wird.

MARIO EMONDS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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