Fußball Kapriolen im April, Triumph im Juni

Erkelenz · Mittelrheinliga: Beecks vierter Titel in der höchsten Verbandsklasse war im Frühjahr nach vier Heimpleiten in Folge in weite Ferne gerückt. Dann berappelte sich der FC, gewann die Topspiele - und profitierte zudem von Patzern der Konkurrenz.

 "Regionalliga, wir kommen!" Der FC ist zurück in der 4. Liga - und feierte das nach dem Abpfiff am Sonntag im Waldstadion auch standesgemäß.

"Regionalliga, wir kommen!" Der FC ist zurück in der 4. Liga - und feierte das nach dem Abpfiff am Sonntag im Waldstadion auch standesgemäß.

Foto: JÜRGEN LAASER

WEGBERG Heute machen sich rund 20 Mann des FC Wegberg-Beeck zum obligatorischen Mannschaftsausflug nach Malle auf. Erstmals dabei mit an Bord: Vorsitzender Günter Stroinski. Auch der FC-Boss wird am Ballermann, den nun etliche weitere Fußballteams bevölkern, viele Gratulationshände schütteln dürfen - dank der in einem rasanten Endspurt doch noch errungenen Meisterschaft in der Mittelrheinliga und dem damit verbundenen Aufstieg in die Regionalliga.

Wonach es nach dem desaströsen April mit vier zum Teil auch noch deftigen Heimniederlagen in Folge bei weitem nicht mehr ausgesehen hatte. Eigentlich war der Titel da schon verspielt. "Entscheidend war dann aber, dass wir auswärts die direkten Duelle gewonnen haben", sagt Beecks Vizekapitän Maurice Passage - und meint das 2:0 in Herkenrath und das 1:0 in Alfter. Beide Siege fuhren die Kleeblätter trotz beträchtlicher Personalsorgen ein. Nachwuchsspieler wie Amaar Zayton aus dem Kader der Ersten und Yannik Leersmacher aus dem Kader der Reserve sprangen in die Bresche, lieferten plötzlich Leistungen ab, die so nicht zu erwarten waren. Dazu spielte im Mai die Konkurrenz auf einmal prächtig mit, nachdem in der Rückrunde bis dahin der TV Herkenrath von Sieg zu Sieg geeilt war und so das Feld von hinten mächtig aufrollte. Vor allem Herkenraths 3:4-Heimpleite gegen Hilal Bergheim ist da zu nennen - nach einer 3:1-Pausenführung.

Eine kleine Rolle dürfte zudem eine Drohung von Coach Friedel Henßen gespielt haben: Der hatte nach der völlig indiskutablen Vorstellung beim 0:2 gegen Euskirchen, der vierten Heimpleite in Folge, vergrätzt erklärt, dass fortan seine Schützlinge mit ihren Leistungen selbst für die Trainingsgestaltung verantwortlich seien, diese beim folgenden Dienstagtraining auf alle Fälle "richtig Lack" kriegen würden. Was Henßen in die Tat umsetzte.

Auf weitere derartige Einheiten schienen seine Pappenheimer Null Komma Null Lust zu haben. Darauf folgten jedenfalls nur noch Siege mit überzeugenden Leistungen. Gedeihliche Trainingsabende waren so fortan gesichert - und nach vier Dreiern in Folge auch der Mittelrheinliga-Titel, Beecks vierter nach 2005, 2010 und 2015. An allen beteiligt war Kapitän Arian Berkigt, der nach 388 Meisterschaftsspielen mit 110 Toren für Beeck seine Karriere nun mit einem perfekten Finale beendete.

Dieser Titel war auf alle Fälle alles andere als geplant. Ähnlich war es im Grunde auch schon beim ersten 2005. Da ließen die Schwarz-Roten unter Trainer Bert Esser einer bärenstarken Hinrunde eine reichlich durchwachsene Rückrunde folgen. Es reichte dennoch zur Meisterschaft, da die Konkurrenten FV Bad Honnef und Germania Teveren ebenfalls keinerlei Konstanz an den Tag legten. Und 2015 hatte der FC mit dem Bonner SC bis zum vorletzten Spieltag einen großen Widersacher, ehe er diesen im "Endspiel" im Bonner Sportpark Nord mit einer beeindruckenden Vorstellung 2:0 besiegte.

Ein am Reißbrett geplanter Aufstieg war in diesem Jahrtausend daher eigentlich nur der von 2010. Da hatte Trainer André Sieberichs den Kader eindeutig für den Titelgewinn zusammengestellt, war das Team im Sommer 2009 mit Hochkarätern wie Rückkehrer Johannes Walbaum, Vizekapitän Daniel Klinger, Torjäger René Schnitzler und Abwehrchef George Ndoum verstärkt worden. Spätestens, als dann im Winter auch noch Sechser und Motor David Zajas verpflichtet wurde, war klar, wo die Reise hingehen sollte. Am Ende hätte da sogar Platz drei für den Aufstieg gereicht, da sich außer Beeck kein Verein für die NRW-Liga, die damals nächsthöhere Klasse, beworben hatte.

In der historischen Einordnung aller Beecker Aufstiege seit 1993 bleibt daher als Paradoxon festzuhalten, dass Beeck - bis auf den von 2010 eben - die beiden weiteren Aufstiege, die es mit aller Macht wollte, nicht als Meister schaffte. Zum einen stieg 1994 der damals noch SC Beeck heißende Verein als Landesliga-Vizemeister dank des 2:1-Siegs nach Verlängerung in der Relegation gegen die SSG Bergisch Gladbach in Düren-Echz in die Verbandsliga Mittelrhein auf. Und 1996 gelang Beeck als Verbandsliga-Vizemeister der Sprung in die damalige Oberliga Nordrhein sogar nur als "Lucky Looser" des in Grevenbroich mit 1:4 nach Elfmeterschießen gegen Bayer Uerdingen II verlorenen Relegationsspiels. Denn erst einen Tag später war Beeck ebenfalls Oberligist - dank des da erfolgten Regionalliga-Aufstiegs des FC Remscheid, wodurch eben noch ein Platz in der Oberliga Nordrhein frei wurde.

(emo)
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