Fußball Krönung einer kontinuierlichen Entwicklung

Erkelenz · Frauen-Mittelrheinliga: Die Grün-Weißen feiern mit dem Aufstieg in die Regionalliga West den größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

 Kopf- und Barthaar sind weg, mussten nach dem Aufstieg dran glauben: Mit neuem Look zeigt sich Uevekovens Coach Marcel Herzog (hinten links) beim offiziellen Meisterfoto der Sportfreunde. Mit den Mädels freuen sich (hinten v.l.) Sponsor Jürgen Schroeder, Co-Trainer Florian Wolters, Torwarttrainer Michael Mengwasser sowie Teammanagerin Kristina Wolters (unten r.).

Kopf- und Barthaar sind weg, mussten nach dem Aufstieg dran glauben: Mit neuem Look zeigt sich Uevekovens Coach Marcel Herzog (hinten links) beim offiziellen Meisterfoto der Sportfreunde. Mit den Mädels freuen sich (hinten v.l.) Sponsor Jürgen Schroeder, Co-Trainer Florian Wolters, Torwarttrainer Michael Mengwasser sowie Teammanagerin Kristina Wolters (unten r.).

Foto: Helmut Jaensch

WEGBERG Am Ende flatterten zwar ein wenig die Nerven, das Happy End ließen sich die Sportfreunde-Mädels deswegen aber nicht mehr vermiesen: Mit dem 4:1-Sieg bei Alemannia Aachen II schafften sie den ersehnten Sprung in die Regionalliga West - zweifellos der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Dass der auch geplant war, daraus machte Christel Behr, seit nun acht Jahren in Uevekoven die Torjägerin vom Dienst, unmittelbar nach dem großen Triumph keinen Hehl: "Nach außen haben wir das zwar nie so gesagt, aber intern war für uns vor der Saison klar, dass wir diesmal den Aufstieg packen wollen."

Was Trainer Marcel Herzog weiter ausführt: "Wir wussten eben, dass wir einen richtig starken Kader zusammenhatten. Der war zwar zwischenzeitlich vor allem wegen Verletzungen erheblich geschrumpft, doch das haben wir kompensiert. Der Wille, der Charakter dieses Teams ist einfach überragend."

Zur Winterpause habe er aber gewusst, dass seine Mädels für den Aufstieg alle Rückrundenspiele werden gewinnen müssen. "Qualität hatte die Mannschaft ja auch schon in den Vorjahren reichlich. Es fehlte aber wohl ein wenig die Konstanz. Das haben wir vor allem in der Rückrunde dann richtig gut hinbekommen", bilanziert Herzog mehr als zufrieden.

Was die nackten Zahlen unterstreichen: In der Tat gewannen die Sportfreunde alle acht Rückrundenspiele, waren damit logischerweise auch bestes Rückrundenteam. Gleiches gilt für die makellose Heimbilanz: acht Spiele, acht Siege. Dazu kassierten sie mit 13 Gegentoren die wenigsten der Liga. Da fielen am Ende auch die beiden einzigen Niederlagen (in der Hinrunde 2:3 in Menden und 0:1 in Heimersdorf) nicht mehr ins Gewicht. "Entscheidend war auch, dass wir alle vier Spiele gegen den Zweiten Sportfreunde Ippendorf und den Dritten 1. FFC Bergisch Gladbach gewonnen haben. Von daher sind wir auch ein verdienter Meister", bekräftigt Herzog.

Der letztlich entscheidende Sieg war das 1:0 am 17. April daheim im Topspiel gegen Ippendorf. Da traf Behr eine Viertelstunde vor Schluss mit einer Bogenlampe aus 30 Metern - ein in jeder Hinsicht denkwürdiges Tor, mit dem "The Pistol" das Tor zur Regionalliga weit aufstieß. Ab diesem Zeitpunkt lag das große Ziel, der große Traum, in greifbarer Nähe - sechs Wochen später ist das Realität geworden.

Was ohne Zweifel zugleich eine Krönung der bisherigen Geschichte der Uevekovener Frauenabteilung ist. Die rief Ulrich Diegner 1993 ins Leben. Der Mann wird damals nicht im Traum daran gedacht haben, was sich daraus mal entwickeln würde - mit dem ersten ganz großen Highlight 2012, dem Gewinn des Mittelrheinpokals und der damit verbundenen Teilnahme am DFB-Pokal. Die Anfänge waren naturgemäß weitaus bescheidener - kuriose Momente inklusive. "Wenn der Trainer damals rief: ,Fallen lassen', dann haben sich die Mädels auf den Boden geworfen", erinnert sich der heutige Vorsitzende Thomas Hendrix milde schmunzelnd.

Die drolligen Momente nahmen aber rasch ab, die Erfolge zu. 1997 gelang der erstmalige Aufstieg in die Landesliga, 2001 der erstmalige Sprung in die Mittelrheinliga. Seit 2004 gehörten die Sportfreunde dieser höchsten Verbandsklasse dann kontinuierlich an. Standen danach zunächst aber noch der reine Spaß am Spiel, die Kameradschaft und außersportliche Aktivitäten im Vordergrund, änderte sich das 2006. Da übernahm die Mannschaft Lisa Jansen, die erste wirklich erfolgsorientierte Trainerin der Sportfreunde, die das Team nicht zuletzt konditionell auf Vordermann brachte - eine entscheidende Zäsur in der Geschichte der Frauenabteilung.

Zweiter relevanter Trainer war Udo Jansen, der die Mannschaft vor allem taktisch auf ein höheres Niveau führte - mit der Krönung des FVM-Pokalsiegs 2012. Dritter Trainer, der zur Truppe passt wie Arsch auf Eimer, ist nun Marcel Herzog (auf den aktuellen Co-Trainer Florian Wolters traf das auch zu, doch der ging nach seiner Interimszeit als Trainer auf eigenen Wunsch ins zweite Glied zurück). Dazwischen hatten die Sportfreunde aber auch einige Trainer, die mit den spezifischen Anforderungen im Frauenfußball im Allgemeinen und bei den Sportfreunden im Besonderen nicht so gut klarkamen - entsprechend kurz war ihre jeweilige Verweildauer.

Ganz entscheidend ist auch, dass die Sportfreunde in den vergangenen fünf, sechs Jahren geräuschlos einen Generationswechsel hinbekommen haben. Sukzessive verabschiedeten sich Urgesteine wie die Löß-Schwestern Eva und Kristina, Ute Hermanns, Nadine Nief, Petra van de Flierdt und zuletzt Steffi Beckers und Kristina Wolters, machten Platz für junge, hungrige Nachfolgerinnen, ohne aber dem Verein den Rücken zu kehren. So waren nun diese und etliche weitere alte Recken beim finalen Sieg in Aachen dabei, drückten dem Team kräftig die Daumen - ganz getreu dem Uevekovener Lieblingsmotto: einmal Sportfreund, immer Sportfreund.

(emo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort