Fußball Kurios, aber wahr: Keeper rettet RWE das 1:1

Essen · Regionalliga: Beeck trumpft in der zweiten Halbzeit in Essen vor 5337 Zuschauern ganz groß auf, lässt aber zu viele Chancen ungenutzt.

 So mächtig gefordert wie hier wurde FC-Innenverteidiger Danny Fäuster (r.) von Essens Stürmern nicht häufig. Seine Beecker Kollegen (v.l.) Torwart Stefan Zabel, Sebastian Wilms und Sahin Dagistan schauen gebannt zu. In der 90. Minute schlug dann aber Fäusters ganz großer Moment: Da rettete er bei einer RWE-Großchance den einen Punkt.

So mächtig gefordert wie hier wurde FC-Innenverteidiger Danny Fäuster (r.) von Essens Stürmern nicht häufig. Seine Beecker Kollegen (v.l.) Torwart Stefan Zabel, Sebastian Wilms und Sahin Dagistan schauen gebannt zu. In der 90. Minute schlug dann aber Fäusters ganz großer Moment: Da rettete er bei einer RWE-Großchance den einen Punkt.

Foto: MICHAEL SCHNIEDERS

In der 90. Minute wäre im Stadion Essen der Spielverlauf der zweiten Halbzeit beinahe auf den Kopf gestellt worden. Denn einen einzigen gravierenden Stellungsfehler in der Hintermannschaft des FC Wegberg-Beeck hätte Rot-Weiss Essen da um ein Haar mit dem 2:1-Siegtreffer bestraft. Kai Pröger, ohnehin einer der wenigen Lichtblicke im Essener Team, stand auf der rechten Strafrauseite plötzlich blank, flankte auf den langen Pfosten maßgerecht auf Sturmführer Marcel Platzek, der aus vier Metern aufs leere Tor köpfte. Doch Beecks Abwehrmann Danny Fäuster stand goldrichtig, wehrte den Ball mit dem Kopf noch ab. "Ich dachte in dem Moment nur: Ich muss mich jetzt großmachen", schilderte Fäuster seine Großtat, die garantiert in jedem Beecker Jahresrückblick auftauchen wird. Die prompt folgenden Glückwünsche der Kollegen nahm der Innenverteidiger mit stoischer Ruhe entgegen: "Ich musste ja erst mal tief durchatmen."

Ein später Essener Siegtreffer wäre angesichts der zweiten Halbzeit ebenso grotesk wie unverdient gewesen. Der Fußballgott zeigte sich da also auch einsichtig, nachdem er zuvor wiederholt nicht auf Seiten des Außenseiters stand. "Nach der zweiten Halbzeit hätten wir den Sieg verdient gehabt. Essens Keeper Robin Heller hat da überragend gehalten", stellte Beecks Teamchef Friedel Henßen unwidersprochen fest - und mahnte prompt zur Besonnenheit: "Wir bleiben bescheiden. Ein Punkt in Essen ist für uns ein tolles Ergebnis."

Völlig konsterniert war dagegen sein Essener Kollege Sven Demandt: "In der zweiten Halbzeit haben wir total die Kontrolle verloren. Ich bin maßlos enttäuscht. Das muss ich erst mal sacken lassen", sagte er knapp. Nach dem Abpfiff war der Coach bereits auf dem Weg in die Kabine, als er von Essens Westtribüne lautstark aufgefordert wurde, zu den dort postierten Hardcore-Fans zu kommen - Demandt ging darauf ebenso dorthin, wie das die Mannschaft bereits getan hatte.

Nach einem derartigen Spielverlauf hatte es zunächst nicht ausgesehen. Beeck (mit der Elf der Vorwoche, also auch ohne den Ende August verpflichteten Sascha Tobor) stand tief, ließ Essen erst mal kommen. Allzu viel fiel den Rot-Weissen bei aller optischen Überlegenheit aber nicht ein. Bezeichnend, dass die beiden mit weitem Abstand größten Aufreger aus Standards resultierten: Einen Freistoß aus 18 Metern nagelte Kevin Grund an die Lattenunterkante, Sebastian Wilms schlug den Ball von der Torlinie (5.). Und einen Eckball nutzte der Favorit dann zur Führung: Die Hereingabe Prögers verlängerte der baumlange Abwehrspieler Philipp Zeiger zu Kamil Bednarski, der drückte den Ball mit links aus kurzer Distanz über die Linie (31.). Beeck vermochte seinerseits freilich auch kein Gefahrengut in den Essener Strafraum zu schmuggeln, versuchte es zumeist mit langen, aber wirkungslosen Diagonalbällen, die bevorzugt Fäuster nach vorne schaufelte. Die Spitzen Sahin Dagistan und Shpend Hasani blieben zunächst völlig stumpf.

Mit Wiederanpfiff änderte sich das Geschehen völlig. Mark Szymczewski machte mit dem ersten nennenswerten Torschuss den Anfang (47.). Kurz darauf fiel auch schon der Ausgleich: Einen Freistoß Joshua Holtbys wehrte Essens Abwehr genau vor die Füße Hasanis ab. Der zog aus 22 Metern direkt ab - der noch leicht abgefälschte Ball fluschte ins Tor (57.). Kurios: Direkt danach wurde der Torschütze ausgewechselt. "Das war aber schon länger geplant. Sphend hatte ja generell einen schweren Stand gehabt", erläuterte Henßen.

Danach spielte nur noch der Gast, drängte auf die Führung, während RWE völlig von der Rolle war. Holtby per Weitschuss (69.), Fäuster per Kopf bei der folgenden Ecke (69.), der plötzlich wie aufgedreht spielende Dagistan (76.), wieder Holtby (77.), Szymczewski (78.), noch mal Holtby (85.) und der gerade eingewechselte Nico Czichi bei der größten Chance überhaupt (89.) fanden aber allesamt in Keeper Heller ihren Meister oder verzogen knapp.

Essens völlige Konfusion wäre zudem fast von einem Slapstick-Eigentor gekrönt worden, als Roussel Ngankam Kollege Zeiger anschoss - auch diese "Chance" vereitelte Heller großartig (82.). Nach der Ampelkarte wegen wiederholten Foulspiels für Timo Brauer (79.) spielte RWE da schon in Unterzahl.

"Eine dieser Chancen hätten wir nutzen müssen", merkte Beecks Kapitän Maurice Passage an. Dass das Glas aber halbvoll und nicht halbleer war, unterstrich Mittelfeldspieler Thomas Lambertz: "Jeder Punkt ist für uns ein Fortschritt." Und ganz selten hat man FC-Geschäftsführer Thomas Klingen so gelöst und fast schon euphorisch erlebt wie in Essen: "Genau für so was machen wir das doch alles", sagte er strahlend.

Beeck: Zabel - Passage, Fäuster, Küppers, Post - Wilms, Holtby - Lambertz (89. Tobor), Szymczewski (87. Czichi) - Hasani (58. Müller), Dagistan

(emo)
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