Motorsport Mammutprogramm auf drei Kontinenten

Wegberg · Vater Ingo und Sohn Marcel Leipert sind gleichberechtigte Gesellschafter der "Rennfabrik" in Rath-Anhoven, die in Europa, im Mittleren Osten und in Asien Lamborghini Huracáns zum Einsatz bringt.

 Seniorchef Ingo Leipert und seine Ehefrau Martina, die ebenfalls im Familienunternehmen eingespannt ist. Sie kümmert sich um das Organisatorische, plant Reisen, bucht Hotels und Flüge und hat immer "den Blick fürs Ganze".

Seniorchef Ingo Leipert und seine Ehefrau Martina, die ebenfalls im Familienunternehmen eingespannt ist. Sie kümmert sich um das Organisatorische, plant Reisen, bucht Hotels und Flüge und hat immer "den Blick fürs Ganze".

Foto: Laaser Jürgen

Wenn das kein gutes Omen für 2017 ist: Mit fünf Podiumsplätzen, dem Gewinn des Europameistertitels in der Lamborghini Blancpain Super Trofeo Europe und dem Vizetitel im Lamborghini World Final, beendete Leipert Motorsport im spanischen Valencia auf dem Circuit "Ricardo Tormo" die Rennsaison 2016. Und genau aus diesem Top-Abschluss ziehen die Rath-Anhovener die Energie, die mit Blick auf die Saisonplanung unabdingbar ist. Diese sieht nicht mehr "nur" den Einsatz bei der Lamborghini Super Trofeo "Europe" vor, sondern auch auf die Lambo-Serien "Middle East" und "Asia". Fortgesetzt wird aber auch der jahrelange Intensivsupport des Toyota Teams Thailand bei der VLN-Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring und dem Weltklassiker "ADAC-Zurich 24-Stunden-Rennen", der ebenfalls in der "grünen Hölle" der Eifel gefahren wird. Darüber hinaus steht das 24-Stunden-Rennen auf der belgischen "Ardennen-Achterbahn" in Spa-Francorchamps auf der Agenda. Und natürlich auch wieder die sehr populäre, aus dem niederländischen Gennep organisierte "Creventic-Langstrecken-Rennserie powered by Hankook", die nach Mugello und Imola, auf den Red-Bull-Ring im österreichischen Spielberg, nach Portima/Portugal und zum Abschluss auf den " Circuit of The Americas" nach Austin-Cota (Texas) ruft. Die Serienstartflagge aber fällt schon nächste Woche Freitag auf dem Autodrome in Dubai, für Leipert Motorsport dort übrigens zum zwölften Mal in Folge.

 Marcel Leipert (l.) mit Chef-Mechaniker Andreas Holzki in der Tuningschmiede an der Robert-Bosch-Straße in Rath-Anhoven.

Marcel Leipert (l.) mit Chef-Mechaniker Andreas Holzki in der Tuningschmiede an der Robert-Bosch-Straße in Rath-Anhoven.

Foto: JÜRGEN LAASER

Dann läuft ab, was schon Ende November mit der Beladung des Containers für die Verschiffung - ab Rotterdam nach Dubai - in der Tuningschmiede an der Robert-Bosch-Straße in Rath-Anhoven begann. "Ausgepackt" wird der 5,2 Liter Lamborghini Huracán Super Trofeo mit der Startnummer 10 von der am morgigen Sonntag anreisenden Leipert-Crew dann am Montag, womit ein Ritual in Gang gesetzt wird, "bei dem jeder Handgriff sitzen muss", wie Seniorchef Ingo Leipert (55) von dem zwölfköpfigen Team fordert, in dessen Engagement und Disziplin er sich natürlich selbst mit einbezieht: Einrichten der Boxen, technische Abnahme, ab Mittwoch Training, Qualifikation und Nachttraining, verschiedene Briefings, Rennstart um 14 Uhr Ortszeit am Freitag, Finish am Samstag um 14 Uhr.

 Mit solchen Renntrucks ist das Familienunternehmen Leipert auf den Rennpisten in Europa on Tour.

Mit solchen Renntrucks ist das Familienunternehmen Leipert auf den Rennpisten in Europa on Tour.

Foto: LEIPERT

Sollte es etwas zu feiern geben für die vierköpfige Fahrercrew mit den Engländern Oliver Webb und Jake Rattenbury, dem Kanadier Jean-Charles Perrin und dem Deutschen Harald Schlotter, dann gibt es dafür nur eine begrenzte Zeit. Denn schon bis Mitternacht muss die Box an der Rennstrecke geräumt, der Container beladen sein. Der erreicht Rath-Anhoven via See- und Landpassage erst Ende Februar, "da muss man hoffen, dass dann nicht noch schwerwiegende Reparaturen nötig sind, sonst wird es mit den Folgerennen eng", weiß Ingo Leipert. Der "Boss" hatte sich für den stets aufregenden Saisonstart eigentlich von seinem Sohn Marcel (32) Unterstützung vor Ort erhofft, aber natürlich Verständnis dafür aufgebracht, dass der neue CEO lieber in Schönhausen bei seiner Ehefrau Steffi bleibt wollte, weil sie hochaktuell mit dem dreijährigen Mika auf ein Geschwisterchen warten.

 Das Logo der Leiperts: Mit einem Lamborghini Huracán Super Trofeo.

Das Logo der Leiperts: Mit einem Lamborghini Huracán Super Trofeo.

Foto: Leipert

Dass Marcel Leipert über die familiäre Bande hinaus einmal beruflich für Leipert Motorsport Mitverantwortung tragen würde, war abzusehen - oder trägt sogar "Schuld" daran. Denn zum Reifenhandel gesellte sich richtiger Motorsport, als der Junior vom Rennkart (1995 angefangen mit elf) über die "Formel König" und die Formel 3 (2004 nach 18 Rennen Zehnter in einem Dallara F302) den Weg in den GT-Sport fand und dabei in verschiedenen Serien unter anderem Porsche 911 GT3, Ascari GKZ1R GT3, Gallardo und Huracán von Lamborghini unterm Hintern hatte.

Nicht nur Leipert-Junior machte dabei auf sich aufmerksam, die innovative und solide Team-Arbeit an, in und hinter der Box lockte zusehends Fahrer, die betreut werden wollten - in der Formel 3 waren es in der Spitze sogar mal fünf Renner in einer Saison. Motorsport Leipert hatte sich zu einer "begehrten Adresse" entwickelt. Und bevor Marcel Leipert 2016 nicht nur zur rechten Hand des Vaters und zum 50:50-Gesellschafter aufstieg, hat er noch Erfahrung gesammelt, so unter anderem seit 2009 freiberuflich bei AMG-Mercedes in Affalterbach, hat neben Testfahrten für die Serienentwicklung auch Fahrercoaching und Kundenbetreuung gelernt.

Die Stammbesatzung bei den Leiperts umfasst zehn Leute, bei Rennen kann die Zahl dank freier Mitarbeiter aber schnell auf 20 steigen. Dazu könnte dann auch ein Koch gehören, "der ist Freiberufler und wird extra aus Dresden eingeflogen", erzählt Marcel Leipert, "schließlich müssen wir uns alle wohlfühlen". Es klingt so, als wolle er sagen: "Auch Motorsportliebe geht durch den Magen." Und wo kocht der Koch? Natürlich hat Leipert Motorsport eine professionell ausgestattete Küche auf Rädern im Gepäck. Und das muss dann ja wohl unbedingt auch etwas mit Logistik zu tun haben - und da können die Leipert-Männer sich glücklich schätzen, Ehefrau und Mutter Martina Leipert im Team zu haben, die nicht nur als "Reiseleiterin" fungiert, Flüge und Hotels bucht und Reiserouten plant, sondern auch die internationale Presse betreut - quasi irgendwie "den Blick fürs Ganze" hat.

Das ist 2017 noch wichtiger als jemals zuvor, denn aus drei "Lambos" auf den Pisten könnten schnell fünf werden, die in Rennserien in Europa, im Mittleren Osten/Emirate und in Asien permanent unterwegs sind. Während in Europa zwei Renntrucks on Tour sind, die neben einer fast kompletten Werkstatt und Ersatzteillager nicht nur die pfeilschnellen Boliden im Auflieger transportieren, sondern auch Schlafraum und sogar ein Büro für Renningenieure, geht es im Mittleren Osten und in Asien in Containern von Rennstrecke zu Rennstrecke. Die Einsatzleitung teilen sich Ingo und Marcel Leipert, die auch für den Fall eine Lösung im Kopf haben, dass drei Serien am gleichen Wochenende laufen sollten.

Nicht nur für diesen Fall sind die Rath-Anhovener auch immer auf der Suche nach guten Mitarbeitern und Partnern im aktiven Bereich (Ingenieure oder Mechaniker), "die nicht nur mit zu den Rennstrecken reisen, sondern bei Bedarf auch im heimischen Betrieb unterstützen können", erzählt Marcel Leipert, der aber auch interessierten Rennfahrern eine Spielwiese - sprich Cockpit - für ein Luxushobby bietet. Und sollte mal Not am Steuer sein, dann kann der Geschäftsführer ganz schnell die Seite von der Box auf die Piste wechseln - seinen Rennhelm hat er immer im Gepäck.

(hg)
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