Fußball Neues Gefühl: FC ist mal klarer Favorit

Wegberg · 1. Runde Mittelrheinpokal: Beeck spielt morgen (Anstoß 14 Uhr) bei Landesligist SV Nierfeld auf dem Mini-Kunstrasen in Gemünd. Nierfelds Dauer- und Kulttrainer Achim Züll übt heftige Grundsatz-Kritik an der heutigen Spielergeneration.

 Szene aus Beecks bislang letztem Spiel in der Kloska-Arena am 16. März 2014: Kapitän Arian Berkigt (l.) zieht an Nierfelds damaligen Abwehrhünen Daniel Jacoby vorbei. Ein Tor und eine Vorlage steuerte Berkigt zum 6:2 bei.

Szene aus Beecks bislang letztem Spiel in der Kloska-Arena am 16. März 2014: Kapitän Arian Berkigt (l.) zieht an Nierfelds damaligen Abwehrhünen Daniel Jacoby vorbei. Ein Tor und eine Vorlage steuerte Berkigt zum 6:2 bei.

Foto: BRACKHAGEN (ARCHIV)

Eines dürfte vor dem morgigen Erstrundenspiel um den als Bitburgerpokal gespielten Mittelrheinpokal zwischen Landesligist SV Nierfeld und Regionalligist FC Wegberg-Beeck gewiss sein: Der Gast wird nicht wie in der Liga mit Fünferkette auflaufen - schon aus einem sehr handfesten Grund nicht. Denn dafür ist der sehr kleine Kunstrasenplatz in der Gemünder Kloska-Arena gerade in der Breite viel zu mickrig - da passen schlecht fünf Mann nebeneinander, ohne dass die sich gegenseitig ständig auf den Füßen stehen würden. Das sonst so gebotene Verschieben fällt da also zwangsläufig auch aus.

Zudem ist ein Flügelspiel auf diesem Platz schlichtweg nicht möglich - zwischen seitlicher Strafraumlinie und Seitenlinie sind's mal gerade gut zwei Meter. Spiele bestehen dort nahezu zwangsläufig aus lauter Zweikämpfen - sowohl in der Luft als auch am Boden. Prinzipiell bedeutet nahezu jeder Einwurf in der gegnerischen Hälfte Torgefahr.

Aber nicht nur aus physikalischen Gründen dürfte Beecks Teamchef Friedel Henßen morgen offensiver als in der Meisterschaft aufstellen. Denn im zwölften Pflichtspiel der Saison haben die Kleeblätter eine Rolle inne, die sie aus der Mittelrheinliga zwar zugenüge kennen, in der aktuellen Spielzeit aber noch kein einziges Mal hatten: die des haushohen Favoriten.

"Diese Rolle nehmen wir auch gerne an", versichert Henßen, um dann aber direkt dieselben Tugenden einzufordern, die auch für die Spiele in der Regionalliga gelten: "Auch morgen wird nicht entscheidend sein, wer den Ball länger hochhalten kann, sondern wer mehr Zweikämpfe und die zweiten Bälle gewinnt. Nur so können wir uns Sicherheit für unser Spiel holen. Das hat die gute zweite Halbzeit gegen Ahlen doch gezeigt, als wir dank dieser Tugenden richtig Druck gemacht haben."

Zudem komme es gerade wegen des kleinen Platzes aufs zügige Spiel an: "Da gibt's wenig Raum, wenig Zeit - umso schneller müssen wir spielen. Wenn uns das gelingt und wir vor allem die entsprechende Bereitschaft mitbringen, bin ich mir auch sicher, dass wir gewinnen."

Um sich auf die speziellen Begebenheiten in der Kloska-Arena einzustellen, wurde im Training diese Woche bei den Spielformen das Spielfeld entsprechend klein abgesteckt. "Einige unserer neuen Spieler, die den Gemünder Platz noch nicht kennen, meinten daraufhin, dass der Platz dort so klein ja wohl nicht sein könne. Ich entgegnete ihnen: Doch, genauso klein ist der", berichtet Henßen schmunzelnd.

Doch nicht nur für Beeck, sondern auch für Nierfeld ist es in der Liga bislang nicht gerade nach Wunsch gelaufen: Nach sieben Partien stehen für die Voreifeler gerade mal sechs Punkte zu Buche - der SV steht auf dem ersten Abstiegsplatz. Was für Nierfelds Dauer- und Kulttrainer Achim Züll (steht beim SV seit Juli 2000 an der Seitenlinie) nicht überraschend kommt: "Wir haben im Sommer einen totalen Umbruch vollzogen. Zwölf Spieler sind gegangen - auch weil der Verein nicht mehr über das Budget der Vorjahre verfügt."

Der 49-jährige Berufssoldat wirkt in seinem 16. Trainerjahr beim SV ein wenig amtsmüde: "Generell stehen mir nur 15, 16 Spieler zur Verfügung. Zum Training kommen oft nur zehn Mann. So kann man ein Team natürlich nicht weiterentwickeln. Da hilft uns auch unser kleiner Platz nicht mehr entscheidend weiter."

Wäre im Sommer nicht Altmeister Peter Decker, Zülls früherer Trainer beim SV Sötenich, in Nierfeld als Sportlicher Leiter eingestiegen, sähe es beim SV vermutlich noch düsterer aus. "Er hat es immerhin geschafft, eine neue Mannschaft zusammenzustellen", bemerkt Züll. Wolle der Verein aber eine dauerhafte Zukunft haben, komme er um Fusionen mit Nachbarvereinen nicht herum. "Das gilt besonders für den Jugendbereich", betont Züll.

Für den stark gesunkenen Stellenwert des Amateurfußballs macht Züll vor allem zwei Dinge verantwortlich. Zum einen die Live-Übertragungen im Fernsehen: "Nehmen wir als Beispiel nur mal den vergangenen Sonntag: Da konnte man auf Sky zunächst Schalke gegen Köln gucken und dann Bayern gegen Dortmund. Wer geht denn dann noch auf den Sportplatz?"

Zum anderen die Einstellung der heutigen Spielergeneration: "Bei der steht am Wochenende eindeutig das Feiern im Vordergrund - aber nicht nur freitags, sondern auch bis morgens früh vor einem wichtigen Spiel." Zudem mangele es häufig an Trainingsbereitschaft. Züll nennt ein besonders krasses Beispiel: "Ein Spieler hat sich mal mit der Begründung abgemeldet, dass die Katze seiner Freundin Junge bekommen hat. Da fällt mir wirklich nichts mehr ein."

(emo)
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