Leichtathletik Plan B beschert Jonas Hanßen den Titel bei seiner DM-Premiere

Nürnberg/Erkelenzer Land · Leichtathletik: Der Holzweiler läuft über 400 Meter Hürden in 49,97 Sekunden zur Goldmedaille.

Noch nicht einmal zwei Wochen ist es her, da feierte Jonas Hanßen seinen 20. Geburtstag - gestern machte sich der Holzweiler im Trikot des SC Myhl LA nachträglich das größte Geschenk selbst: Bei seiner ersten Deutschen Meisterschaft bei den Männern sicherte er sich über 400 Meter Hürden ganz souverän den Titel und lief in 49,97 Sekunden dicht an seine Bestzeit heran. "Es ist der Wahnsinn - mein erster Start bei den Aktiven und dann werden ich gleich Deutscher Meister", sagte Jonas Hanßen. Und auch sein Trainer Harald Eifert war einfach nur sprachlos über die Leistung seines jungen Schützlings: "Auch wenn es technisch nicht sein bestes Rennen war, ist er eine super Zeit gelaufen - es ist einfach imponierend, welche Visitenkarte er hier bei den "Großen" abgegeben hat."

Beeindruckend war auch die Art und Weise wie Hanßen die Konkurrenz hinter sich ließ. Mit der besten Meldezeit angereist, bestätigte der Holzweiler im Vorlauf seine gute Form: Deutlich in Führung liegend konnte der Hürdenspezialist im Trikot SC Myhl LA nach der letzten Hürde austrudeln lassen und sich in 51,19 Sekunden als Drittschnellster für den gestrigen Endlauf qualifizieren. "Das war schon mal ein Ausrufezeichen, das Jonas da gesetzt hat", sagte seine Mutter Petra Hanßen.

Und im Finale setzte der 20-Jährige dann noch einen drauf: Mit einem beherzten Rennen, das er von vorne gestaltete, düpierte er die nationale Konkurrenz und lief in 49,97 Sekunden zum Titel. "Ich habe damit gerechnet, dass Georg Fleischhauer noch kommen wird. An der achten Hürde war er ein kleines Stück vorne. Als ich ihn gesehen habe, dachte ich: 'Heute kommst du nicht vorbei'. Am Ende, beim Auslauf, war es etwas holprig. Aber ich bin sehr zufrieden. Es hat sich alles ausgezahlt. Ich kann es noch nicht so ganz glauben. Aber ich kann stolz auf mich sein", erklärte Hanßen beim Siegerinterview. Georg Fleischhauer (LG Eintracht Frankfurt), im Vorjahr Vierter, holte in 50,74 Sekunden Silber, Christian Heimann (LAZ Puma Rhein-Sieg) schob sich in 50,93 Sekunden auf Platz drei.

Dabei hätte Jonas Hanßen gestern eigentlich gar nicht am Start stehen sollen: "Die DM war nur Plan B", sagte Harald Eifert, der eigentlich einen ganz anderen Saisonfahrplan für seinen Schützling vorgesehen hatte, "Ziel war die Europameisterschaft der U23 im estnischen Tallinn." Doch fünf Erkältungen und damit verbundener Trainingsrückstand, machten dem Duo einen Strich durch die Rechnung. Umso akribischer verlief dann die Vorbereitung auf die DM der "Großen": Bereits am Donnerstag reiste Hanßen mit seinem Gefolge nach Nürnberg, hatte dann zwei Tage Zeit, sich dort zu akklimatisieren und schon mal auf Tuchfühlung mit dem Stadion zu gehen. "22 500 Zuschauer in so einem großen Stadion hat Jonas ja auch noch nicht erlebt", sagte seine Mutter, "aber er war absolut fokussiert und im Tunnel - letztlich hat heute einfach alles gepasst."

(RP)
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