Fußball Vereine zu weiteren Fusionen gezwungen

Erkelenz · Der Vorsitzende des Fußballkreises Heinsberg zieht Bilanz der vergangenen drei Jahre - und blickt nach vorne. Montag Kreistag in Oberbruch.

Fußball: Vereine zu weiteren Fusionen gezwungen
Foto: Laaser, Jürgen (jl)

KREIS HEINSBERG In zwei Tagen, am Montag, 25. April, findet ab 19 Uhr in der Oberbrucher Festhalle der alle drei Jahre stattfindende Kreistag des Fußballkreises Heinsberg statt. Dort wird auch der neue Vorstand gewählt. Eduard Meinzer stellt sich dort wieder zur Wahl als Vorsitzender. Wird er gewählt, geht er in seine vierte Amtszeit.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in den Kreistag?

MEINZER Ich hoffe einfach, dass alles harmonisch und sachlich über die Bühne geht.

Fast alle Vorstandsmitglieder wollen weitermachen. Nur Dieter Lindenlauf scheidet nach vielen Jahren als 2. Vorsitzender aus. Wen schlagen Sie als Nachfolger vor?

MEINZER Frank Laut von Viktoria Rath-Anhoven wird sich zur Wahl stellen. Als Mitglied des Spielausschusses ist er ja schon dabei.

Wie fällt Ihre Bilanz für die vergangenen drei Jahre aus?

MEINZER Mehr als positiv - und das in sehr vielen Bereichen.

Fangen wir mit dem Lieblingsprojekt des Fußball-Verbands Mittelrhein an: dem im Jahr 2014 auf den Weg gebrachten FVM-Masterplan. Der sieht vor, die Vereine auf drei Handlungsfeldern zu stärken: Kommunikation, Entwicklung Spielbetrieb und Vereinsservice. Was haben Sie davon im Kreis Heinsberg umgesetzt?

MEINZER Ganz wesentlicher Bestandteil dieses Masterplans sind die Vereinsdialoge. Mit neun Vereinen habe ich bislang diese Gespräche geführt: VfR Übach-Palenberg, Germania Bauchem, TuS Dremmen, SV Waldfeucht/Bocket, SV Breberen, Wanderlust Süsterseel, 1. FC Wassenberg/Orsbeck, SV Immerath und SV Merbeck. Die habe ich alle bewusst ausgewählt, weil sie aus sehr unterschiedlichen Gründen Besonderheiten aufweisen - mit speziellen Stärken und Problemen.

Die drei letzteren sind Vereine des Erkelenzer Lands. Können Sie das an diesen mal näher erläutern?

MEINZER Bei Wassenberg/Orsbeck gibt es die Situation, dass sich da ein komplett neuer Vorstand formiert hat, der einfach Unterstützung braucht. Merbeck steht vor der Situation, an der Peripherie zum Niederrhein zu liegen, nur über einen Aschenplatz zu verfügen. Da fällt es sehr schwer, eine gute Jugendarbeit aufzubauen. Denn nicht nur angrenzende Niederrhein-Vereine haben mittlerweile Kunstrasen, sondern auch die Wegberger Nachbarn Beeck, Uevekoven und Helpenstein. Und Immerath ist spannend, weil der Verein die Umsiedlung erfolgreich bewältigt hat. Der ist daraus gestärkt hervorgegangen, steht besser als zuvor da.

Setzen Sie diese Dialoge fort?

meinzer Ja. Im Herbst sind der TuS Jahn Hilfarth und der SV Niersquelle Kuckum an der Reihe. Letzterer, weil er die Umsiedlung nun vor sich hat. Und der TuS Jahn, weil er das Beispiel eines klassischen Mehrsparten-Vereins ist, bei dem Fußball aber die dominierende Rolle spielt. Das ist ein wesentlicher Unterschied zum Beispiel zum Mehrspartenverein VfR Übach-Palenberg, bei dem Fußball ein wenig im Schatten anderer Sportarten steht.

Auf welches Echo sind Sie bei diesen Gesprächen gestoßen?

MEINZER Durchweg positiv. Die Vereine sind dankbar, und für uns ist dieses Forum eine gute Gelegenheit, mit unseren Vereinen intensiv ins Gespräch zu kommen. Das wird auch umso nötiger werden, als dass der ganz große demografische Knick erst noch kommt. Den kann man auf das Jahr 2023 datieren, wenn der 2004er Jahrgang in den Seniorenbereich wechselt. Das werden nämlich sehr viel weniger Spieler als noch heute sein.

Glauben Sie auch daher, dass Vereine um weitere Fusionen oder Spielgemeinschaften nicht herumkommen?

MEINZER Das glaube ich allerdings. In fünf bis zehn Jahren dürfte die Fußball-Landschaft hierzulande ein wenig anders aussehen. Etliche Vereine werden gezwungen sein, wie auch immer geartete "Liaisons" mit anderen Klubs einzugehen. Ein erster Schritt ist ja schon mal, dass die Dauer von Spielgemeinschaften auf Seniorenebene von einem auf zwei Jahre aufgestockt wurde. Das halte ich für kein verkehrtes Instrument.

Wie sieht es nicht zuletzt deswegen mit der Flexibilisierung des Spielbetriebs aus? Stichwort "Norweger Modell", nach dem zum Beispiel nur mit Neun gegen Neun gespielt wird. Das gilt im Kreis Heinsberg bislang ja nur in der Frauen-Kreisliga.

MEINZER Meines Wissens kommt das aber auch dort bislang kaum zum Einsatz, da die meisten Teams elf Frauen zusammenbekommen. Der Kreis Berg will das "Norweger Modell" in seiner Kreisliga D nun einmal testweise einführen. Bei uns ist das noch nicht angedacht.

Kommen wir zum Sportlichen. Wie sehen Sie den Kreis da aufgestellt?

MEINZER Bei den Herren im Ligaspielbetrieb würden uns zwei weitere Teams auf Verbandsebene sicherlich gut zu Gesicht stehen. Sehen lassen können sich aber gerade die jüngeren Erfolge im Bitburgerpokal. Da hat's 2015 mit der SG Würm/Lindern ein A-Ligist bis ins Viertelfinale geschafft - das Gleiche dieses Jahr mit Union Schafhausen ein Bezirksligist. Beide sind dafür mit tollen Heimspielen gegen Drittligist Fortuna Köln belohnt worden. Dazu kommen die vielen Erfolge des FC Wegberg-Beeck - und bei den Frauen die der Sportfreunde Uevekoven. All das freut mich sehr.

Das dürfte auch auf das Schiedsrichterwesen zutreffen: Gleich acht Schiris aus "HS" pfeifen in der höchsten Verbandsklasse, der Mittelrheinliga - das gab's noch nie.

MEINZER Das ist in der Tat sehr erfreulich. Umgekehrt ist die Gesamtzahl der auf FVM-Ebene pfeifenden Unparteiischen leider aber rückläufig: 2013 waren das noch 21 - aktuell sind's 15. Was mich aber optimistisch stimmt: Vier "Heinsberger" gehören dem Perspektivkader und zwei dem Förderkader an. So schlecht kann die Schiedsrichter-Ausbildung hierzulande also nicht sein. Eines ist aber auch klar: Wir brauchen an der Basis mehr Schiedsrichter. Doch schnitzen können wir uns diese leider nicht.

Wie beurteilen Sie den Stand bei der Trainerausbildung im Kreis?

MEINZER Den aktuellen Lehrgang für die C-Lizenz in Breberen absolvieren 28 Teilnehmer. Von denen ist noch keiner abgesprungen. Auch das freut mich sehr. Das DFB-Mobil, das in den vergangenen drei Jahren 43 Einsätze bei uns im Kreis hatte, ist ein sehr gutes Instrument, um dafür Interessenten zu gewinnen. Das hat sich absolut bewährt.

Wie fällt Ihre Bilanz beim Thema Fairplay aus?

MEINZER Sehr gut. Da haben unsere Vereine auch prima auf Verbandsebene abgeschlossen.

Dazu kommen die Ehrenamtspreise.

MEINZER Ja. Gerade die Sepp-Herberger-Preise für den SC 09 Erkelenz und SV Ophoven haben mich sehr gefreut. Dazu hat der DFB ja nun auch noch einen neuen Preis aufgelegt, für den Ehrenamtler bis 26 Jahre in Frage kommen: den Fußballhelden. Unser erster Gewinner ist Bernd Schmitz vom SV Waldenrath/Straeten. Zur Belohnung hat ihn der DFB vom 17. bis 21. Oktober zu einer Bildungsreise nach Barcelona eingeladen - das ist doch was.

Wie beurteilen Sie generell das Standing des Kreises Heinsberg im FVM? Immerhin gehört kein "Heinsberger" höheren Verbandsgremien an.

MEINZER Wir können uns beim Mittelrhein-Verband aber auch so Gehör verschaffen - ich denke da nicht zuletzt an unseren Spielausschuss-Vorsitzenden Josef Küppers.

Was sagen Sie zur Wahl des bisherigen FVM-Vizepräsidenten Dr. Stephan Osnabrügge zum neuen DFB-Schatzmeister?

MEINZER Für ihn freut's mich sehr. Dem FVM und auch mir persönlich wird er aber sehr fehlen - sowohl in fachlicher als auch in menschlicher Hinsicht. Mit ihm habe ich sehr gut zusammengearbeitet.

MARIO EMONDS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(emo)
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