Anstoß Vereinswohl hängt nicht von der Liga ab

Dass so mancher Kreisligist beim Thema Spielerbezahlung kein Waisenknabe ist, ist unstrittig. Während das für die A-Liga in moderater Form - wie zum Beispiel wohl beim SV Kuckum und SV Brachelen praktiziert - noch vertretbar ist, kann das für die B-Liga nicht mehr gelten. Vielleicht abgesehen von den ersten fünf Vereinen jeder Staffel, die gewisse Ambitionen haben und damit auch ein Mindestmaß an Disziplin von ihren Spielern einfordern, betreibt dort der Rest - also zwei Drittel - reinen Hobbyfußball.

Da nehmen sehr viele Spieler in ihrer Wochenendgestaltung auch nur wenig Rücksicht auf das Spiel am Sonntag. Ganz zu schweigen von den C-Ligen.

Das beklagen insgeheim auch viele Trainer. Nur wenige sagen das aber auch öffentlich. Zwei aus dem Erkelenzer Land haben das mal in sehr markanter Form getan: "Beim Training sind wir selten über zehn - an der Theke nie unter 20" (Guido Dürbaum, damals Coach des SV Holzweiler). "Schön wäre es, wenn die Jungs alle schon verheiratet wären und Kinder hätten. Dann würden die nicht mehr so viel um die Häuser ziehen" (Oliver Burghardt, nach wie vor Trainer von Viktoria Kleingladbach).

Prinzipiell ist gegen diese Einstellung nichts einzuwenden. Sie ist Ausdruck der Spaßgesellschaft - ein Phänomen, das eben auch vor dem Amateurfußball nicht Halt macht. Wenn es freilich stimmt, dass in der B-Liga Spieler bezahlt werden, dann stellt sich schon die Frage: Wofür eigentlich? An der Qualität des dort Gebotenen kann es nicht liegen. Es kam ja nicht von ungefähr, dass der Technische Obmann Josef Küppers aus rein leistungsmäßigen Gründen die B-Ligen von drei auf zwei Staffeln reduzieren wollte - das Niveau dort ist ziemlich ausgedünnt.

Hand aufs Herz: Ob B- oder C-Liga - davon hängt nun wirklich nicht das Vereinswohl ab. Gerade auf diesem Level sollten andere Dinge viel wichtiger sein: gute Jugendarbeit, ein intaktes Vereinsleben mit vielen Veranstaltungen, genügend Mitarbeiter, eine starke Einbindung ins örtliche Leben und ein reger Kontakt zu den Nachbarvereinen.

MARIO EMONDS

(emo)
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