Fußball Verschüttete Qualitäten leben wieder auf

Wegberg · Mit einem lange nicht mehr von ihm gesehenen Kracher leitet Walbaum beim 2:1 gegen Hürth die Wende ein. Und Siegtorschütze Bolivard zeigt endlich mal sein wahres Können. Viel Lob für Debütant Jansen.

 Fair springt Beecks Thomas Lambertz (l.) über Hürths starken Keeper Dennis Akyol, der den Ball unter sich begräbt. Beecks Kapitän Arian Berkigt (r.) registriert'smit einer geradezu beschwörenden Geste. RP-FOTO: NIPKO

Fair springt Beecks Thomas Lambertz (l.) über Hürths starken Keeper Dennis Akyol, der den Ball unter sich begräbt. Beecks Kapitän Arian Berkigt (r.) registriert'smit einer geradezu beschwörenden Geste. RP-FOTO: NIPKO

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Lange Zeit sah es für den FC Wegberg-Beeck im rassigen Topspiel gegen den FC Hürth am Freitagabend nicht gut aus. 0:1 lagen die Kleeblätter zurück - bis zur 72. Minute. Da fasste sich Johannes Walbaum ein Herz, jagte den Ball mit links und mit richtig Schmackes von der Strafraumgrenze ins lange Eck. "Ich habe privat keine gute Woche gehabt", verriet "Walli" im Anschluss. Ob er also eine gehörige Portion Wut in diesen Schuss gelegt habe? "Nein", korrigierte Walbaum den Fragesteller, "das war nicht Wut, sondern purer Hass."

Eher ein wenig schmunzelnd kommentierte Kapitän Arian Berkigt diese Großtat seines Stellvertreters: "Ich habe ,Walli' schon so oft gesagt: ,Du schießt viel zu selten aus der Distanz.' Dabei hat der doch so einen Schuss - links wie rechts."

Und Beecks eingewechselter Siegtorschütze Malick Bolivard drehte endlich mal richtig auf, zeigte in seiner Viertelstunde Einsatzzeit, warum er auf etliche Jahre bei diversen Klubs in der ostdeutschen Regionalliga zurückblicken kann. So präsent wie gegen Hürth war der Franzose, geboren auf der Karibik-Insel Martinique, im Beecker Dress noch nie - beileibe nicht nur wegen seines stürmisch bejubelten Tors fünf Minuten vor Schluss. "So wünsche ich mir den Malick immer", erklärte so denn auch Beecks Coach Friedel Henßen, der nach dem Spiel erst mal tief durchatmen musste. "Das war ja gerade am Ende sehr emotional. Es ist überragend, so ein Spiel noch zu gewinnen. Die letzten 20 Minuten waren ja vogelwild."

In der Tat lieferten sich die beiden starken Kontrahenten da einen ebenso hemmungslosen wie begeisternden Schlagabtausch, drängten beide aufs Siegtor - zur großen Freude der Zuschauer, weniger zur Freude der Trainer. Die sehen naturgemäß ein derartiges Spektakel gemeinhin nicht so gerne - wegen der zwangsläufig dann mangelnden taktischen Disziplin. "Es war ein beiderseits sehr intensiv geführtes Spiel mit hoher Laufbereitschaft und enormem Einsatz. Wir hätten einen Punkt verdient gehabt", kommentierte sichtlich angefressen Hürths Coach Oliver Heitmann.

Und wieder mal wechselte Henßen den Sieg ein. Denn am 2:1 waren alle drei ins Spiel gebrachten Akteure beteiligt: Oskar Tkacz fädelte den Blitzangriff über rechts mit ein, und Maurice Passage gab dann die klasse Vorlage auf Bolivard. Wie schon gegen Bergisch Gladbach verdiente sich "Mau" also wieder den Assist beim Siegtor - auch da kam Beecks schnellster und zurzeit eigentlich nicht einsatzfähiger Akteur (hartnäckige Sehnenentzündung) als Joker zum Einsatz. "Maurice saß wieder nur für den Notfall auf der Bank", erläuterte Henßen. Den rief der Coach nach dem Rückstand aus - Passage kam fünf Minuten später und bewies erneut seine herausragende Qualität.

Eine Menge verbaler Streicheleinheiten erntete zudem Startelf-Debütant Alex Jansen. "Riesenkompliment: Alex hat nicht viel über seine Seite zugelassen. Der Junge hat sich ohnehin seit Sommer hervorragend entwickelt, ist immer mit vollem Engagement dabei", lobte Henßen. Und Berkigt ergänzte: "Alex hat ein super Spiel gemacht, ist richtig in die Zweikämpfe gegangen und hat auch einen ruhigen Ball gespielt."

(emo)
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