Wassersport Wasserskifahrt auf Effelds "Schwarzer Piste"

Wassenberg · Die Wasserskianlage ist die neueste Attraktion auf dem Waldsee. Was Besucher dort erwartet, hat Jessica Balleer getestet.

 Hoch hinaus: Auf der 600 Meter langen Wasserski-Runde am Effelder Waldsee warten auch Rampen auf die Wakeboarder und Wasserskifahrer.

Hoch hinaus: Auf der 600 Meter langen Wasserski-Runde am Effelder Waldsee warten auch Rampen auf die Wakeboarder und Wasserskifahrer.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Die Sonnenstrahlen blenden die Augen, als man zu ihm aufschaut: In 15 Metern Höhe schwebt der Seilzug über unseren Köpfen. Er ist einer der höchsten, die man in Europa finden kann. Kollektives Nägelkauen rechts und links von mir. 30 Kinder sind auf dem Ufersteg und warten darauf, dass es wieder losdreht. Ich stehe - nein, hocke - in Schwimmweste und knallgelben Skiern am Start. "Man braucht sechs, sieben Versuche, bis man die ersten Meter übersteht", sagt Tobi Haasen und reicht mir mit der einen Hand den Holzgriff. Nur diese Worte und den Tipp, die Arme möglichst lang und die Beine möglichst angespannt zu lassen, schon halte ich den Holzgriff der Wasserskianlage in meinen verkrampften Fingern. Mit der anderen Hand drückt er den Startknopf. "Der nächste ist für dich", höre ich ihn noch sagen - und werde in die ersten drei Sekunden meiner Wasserski-Karriere geschleudert.

Die Wasserskianlage am Effelder Waldsee ist die neueste Action-Attraktion an der "Amici Beach". 600 Meter lang ist eine Runde, auf der 60- und 90-Grad-Kurven sowie Rampen ("Obstacles") warten. Die Anlage ist der jüngste Coup, den Pächter Henry Maessen in Effeld gelandet hat. Gruppen mieten die Bahn am Wochenende stundenweise, Abenteuerlustige versuchen sich an schönen Sommertagen. Fast vierzig Jahreskarten hat Maessen bereits verkauft. Nächstes Jahr sollen es doppelt so viele sein. Und obwohl sich die Sonne an diesem lauen Sonntagmorgen bedeckt hält, ist auch der Strandclub bestens besucht: Familien bevölkern die Wiesen, Paare die Sofalounge und Schaulustige stehen am Geländer der Actionanlage.

 Letzte Instruktionen: RP-Mitarbeiterin Jessica Balleer erhält von Tobi Haasen noch einige Anweisungen, dann geht es auch schon los.

Letzte Instruktionen: RP-Mitarbeiterin Jessica Balleer erhält von Tobi Haasen noch einige Anweisungen, dann geht es auch schon los.

Foto: JÜRGEN LAASER

Doch als ich mit den Skiern unter dem Arm, klitschnass und voll motiviert zum Start zurückkomme, ist etwas anders. Die Nägelkauer weg. Stattdessen besteht die Warteschlange jetzt aus Ausgewachsenen, von denen die ersten mit ambitionierten Sprüngen und auf Wakeboards starten. Tobi Haas ist noch da. "Die Anlage dreht jetzt mit 30 km/h, das ist doch in Ordnung, oder?" Rund um die verspiegelte Brille erkenne ich den Anflug eines Grinsens auf seinem sonnengebräunten Gesicht. Samstags und sonntags gibt es eine Kinderstunde, in der die Anlage mit 24 km/h leicht gedrosselt dreht. Vom Idiotenhügel zur Schwarzen Piste, nach drei Sekunden? "Ja, sicher!", rufe ich. Mit freundlichen Grüßen an mein Sportler-Ego, das hellwach ist von den neunmalklugen Ratschlägen der Zuschauer. Das Bad im See war erfrischend, aber jetzt will ich Meter machen. Und diesmal bin ich gefasst. Tatsächlich gleite ich über das Wasser. Mit Abzügen in der B-Note, aber ich fahre. Die Sonne reflektiert auf dem klaren Seewasser, Camper winken freundlich. Die weißen Rampen lasse ich rechts liegen. Als der Fun-Faktor gerade mit 2:1 gegen den Respekt in Führung geht, lässt der Zug nach. Das Seil hängt durch. Ich beuge mich korrigierend vor. Und dann, ohne Vorwarnung, zieht die Anlage an. Ruckartig spannt das Seil, verkantet mein Ski, reißt es mich kopfüber in den Waldsee. Dass ich nicht reagieren konnte, nervt mich. Aber zweihundert Meter haben gereicht, um die Lust um Tausend zu potenzieren. Henry Maessen lobt den Ausreißer nach oben.

Im dritten Anlauf ist der Start schon keine Hürde mehr. Dreihundert Meter. Vierhundert. Kurz vor der dritten Rampe überlege ich sogar, sie zu nehmen. Gedanklich schwebe ich mit 30 km/h auf Wolken. Ich schaffe es, den Rampen-Gedanken zu verwerfen. Fünfhundert Meter. Die letzte 90-Grad-Kurve, mein jähes Ende: Verdammte Axt, tut das weh. Ist mein Knöchel gebrochen? Ganz schaffe ich die 600 Meter in diesen drei Versuchen nicht. Dass anderthalb Stadionrunden in den Beinen brennen und nach Eisen schmecken können, weiß ich. Wie sich das auf Wasserskiern anfühlt, erfahre ich beim nächsten Besuch - denn der wird kommen.

(jessi)
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