Leichtathletik "Wenn der Kontrolleur zweimal klingelt"

Erkelenz · Leichtathletik: Der in Holzweiler lebende Spitzenathlet JonasHanßen sieht Dopingkontrollen ganz locker: "Die gehören halt dazu."

 Hürdenspezialist Jonas Hanßen hatte zum ersten Mal zu Hause Besuch von einem Dopingkontrolleur der Nationalen Anti-Doping-Agentur.

Hürdenspezialist Jonas Hanßen hatte zum ersten Mal zu Hause Besuch von einem Dopingkontrolleur der Nationalen Anti-Doping-Agentur.

Foto: WBI (ARCHIV)

In Anlehnung an den 1981 erschienenen Filmklassiker "Wenn der Postmann zweimal klingelt" mit Jack Nicholson und Jessica Lange in den Hauptrollen, informierte der in Holzweiler lebende Spitzenathlet Jonas Hanßen auf seiner Facebook-Seite über den neuesten "privaten Klassiker". Der hat zwar auch ganz eng mit seinem Sport zu tun, ist allerdings nicht im Ergebnisbereich zu suchen: "Wenn die NADA zweimal klingelt", schmunzelt Jonas und fügt einen augenzwinkernden Smiley hinzu.

Es war Donnerstag, 10.30 Uhr, als es auf der Titzer Straße in Holzweiler in der Tat zweimal klingelte und sich ein Unbekannter als Kontrolleur der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) auswies: "Da hatte ich sie, die erste unangekündigte Dopingkontrolle bei mir zu Hause", sagt der vierfache Deutsche Jugendmeister über 400 Meter Hürden, der im Vorjahr in Eugene/USA als bester Europäer Vierter bei der U 20-Weltmeister geworden war. Nach einem Tee und ein wenig Smalltalk war es dann soweit, wurde Jonas Hanßen zum Wasser lassen gebeten. Das geschah nicht etwa im intimsten Bereich, zwar auf der Toilette, aber vor den Augen des Kontrolleurs. Der kam von der PWC (Professional Worldwide Controls), die 120 Kontrolleure in verschiedenen Orten stationiert hat und für die NADA, die die Auswahl der Sportler trifft, tätig ist. 90 Milliliter hatte der Holzweiler abzuliefern, die aufgeteilt (30 ml und 60 ml) umgefüllt wurden, ehe die Testfläschchen für die A- und B-Probe eine Versiegelung bekamen. Zudem wurde ein schriftliches Protokoll verfasst. Diese Dokumente dürften sich bei dem 19-Jährigen in den nächsten Jahren zu einer richtigen Akte ansammeln.

Ausgelöst wurde die Überstellung in den NTP (Nationaler Testpool), als der Student der Kölner Sporthochschule zum 1. Januar 2015 in das Junior-Eliteteam des Deutschen Leichtathletikverbandes aufgenommen wurde. Seitdem muss er der NADA über Wochen im Voraus mitteilen, wo und wann er sich aufhält - ob zu Hause, beim Training, eventuell bei einem Rockkonzert oder bei Freunden. Die Terminbuchführung erfolgt über eine App zur NADA, die ihren Sitz in Bonn hat. "Das alles ist ganz normal, gehört dazu wenn man sich auf Hochleistungssport einlässt", stimmen Hanßen und sein Trainer Harald Eifert vom SC Myhl LA, deren großes Ziel die U-23-Europameisterschaft im Juli in der estnischen Hauptstadt Tallinn sind, in der Einschätzung der neuen Situation überein.

Die NADA setzt sich seit elf Jahren für saubere Athleten, transparente Erfolge und für ehrliche Ergebnisse ein. In Deutschland haben sich diesen Regeln und Kontrollmechanismen rund 8000 Spitzen-Sportler unterworfen. Aus dem Kreis Heinsberg müssen neben Hanßen in der Leichtathletik auch noch die B- und C-Kader-Aktiven Christina Zwirner, Michelle Döpke, Sina Mai Holthuijsen und Frederik Ruppert mit Dopingkontrollen rechnen.

(h.g.)
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