Hückelhoven Tor zum Westen — für Pakete

Hückelhoven · Die Hermes Logistic Gruppe nimmt ihre neue Hauptumschlagsbasis in Baal in Betrieb. 125 Arbeitsplätze entstehen, aber auch 800 zusätzliche Verkehrsbewegungen am Tag. Die Umgehungsstraße ist dringend nötig.

Das erste Paket trug eine rote Schleife. Musikalisch begleitet ratterte es auf der Förderanlage hoch über den Köpfen der geladenen Gäste dahin und verschwand im Lkw. Adresse: unbekannt. Denn gestern war alles noch symbolisch. Am Montag nimmt die neue Hauptumschlagsbasis der Hermes Logistik Gruppe aus Hamburg ihren Betrieb im Gewerbegebiet Baal-Doveren dann tatsächlich auf. Nach einem Jahr Bauzeit ist mit dem West-HUB in direkter Anbindung an das Logistikzentrum des Teleshopping-Senders QVC der größte Standort von Hermes und zudem der erste unabhängige vom Mutterkonzern der Otto-Gruppe entstanden.

Eine europäische Entscheidung

Das sei "auch eine europäische Entscheidung" gewesen, sagte Hanjo Schneider, Vorsitzender der Geschäftsführung. Denn neben der noch engeren Zusammenarbeit mit QVC würden hier auch die Sendungen der Großkunden aus Frankreich, den Niederlanden und England verarbeitet. Dr. Wolfgang Linder, Konzern-Vorstand IT und Logistik der Otto-Gruppe bezeichnete Hückelhoven gar als "das Tor zu West- und Nord-Europa": "Von Beginn an haben wir hier ein Volumen zur Verfügung gehabt, dass uns die West-Integration ermöglicht."

Der Dank der neuen Ansiedler galt gestern mehrfach der Hückelhovener Stadtverwaltung. Erst im Juli 2006 habe man den Bauantrag einreichen und dennoch schon am 22. August mit dem Bau beginnen können, sagte Archibald von Wegener von der Casaplan GmbH, die für Hermes schon an die 40 Niederlassungen gebaut hat: "So schnell wurde noch nie ein Bauantrag von uns bearbeitet."

Das Motto von Hermes sei ja schließlich "schnell", meinte der Hückelhovener Bürgermeister Bernd Jansen. Und das West-HUB biete "viele Arbeitsplätze, die wir hier dringend brauchen, um unsere Stadt zukunftssicher zu machen", sagte er. "Das ist Strukturwandel live", urteilte NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke, der ebenfalls die 125 neuen Arbeitsplätze aber auch die Vorbehalte nannte, mit denen die Logistikbranche zu kämpfen habe, nämlich Lärm und Dreck.

Darauf hatte vor den Toren von Hermes die SPD-Baal aufmerksam gemacht, die Handzettel an die Gäste verteilte mit dem Wunsch nach Unterstützung bei der Forderung nach einer Umgehungsstraße. "Hier sind nicht nur Stadt und Land, sondern auch der Bund gefordert", sagte Wittke. Trotz der schlechteren Einstufung habe man mit der Planung der B 57 begonnen, um den 800 zusätzlichen Verkehrsbewegungen am Tag schnellstens gerecht werden zu können. In der Zwischenzeit (Frühjahr 2008) wird QVC die Erweiterung seines Logistikzentrums um 35 000 Quadratmeter für 45 Millionen Euro fertigstellen, das direkt mit Hermes verbunden wird. "Ein einzigartiges Projekt in Europa", wie Geschäftsführer Dr. Ulrich Flatten sagte.

(RP)
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