Kreis Heinsberg Vielfältiger unterstützen bei Demenz

Kreis Heinsberg · Die Städte Erkelenz, Wegberg, Hückelhoven und Wassenberg beteiligen sich am Projekt "Seniorenfreundliche Gemeinde in der Euregio Maas-Rhein". Es geht um Unterstützung Älterer mit seelischen und demenziellen Problemen.

Dr. Karl-Heinz Feldhoff (l.), Leiter des Kreisgesundheitsamts und Vorsitzender von "euPrevent", mit Projekt-Koordinator Karl-Heinz Grimm über "Seniorenfreundliche Gemeinde in der Euregio Maas-Rhein".

Dr. Karl-Heinz Feldhoff (l.), Leiter des Kreisgesundheitsamts und Vorsitzender von "euPrevent", mit Projekt-Koordinator Karl-Heinz Grimm über "Seniorenfreundliche Gemeinde in der Euregio Maas-Rhein".

Foto: Hahn/Foto: dpa (Archiv)

Der demografische Wandel ist ein großes Thema: Immer mehr Menschen werden immer älter, sie bleiben länger aktiv und fit, wollen auch im Alter noch teilhaben am gesellschaftlichen Leben. Die Kehrseite der Medaille: Mit zunehmenden Alter wächst auch die Zahl pflegebedürftiger Menschen. Nicht nur die körperlichen Probleme rücken dabei ins Blickfeld, sondern zunehmend auch Demenz im Alter. "Demente Personen werden die zweitgrößte Menschengruppe darstellen", schreibt eine Prognose von Wissenschaftlern, die auch für die Euregio Maas-Rhein (EMR) zutrifft. "Da die demografische Entwicklung im EMR-Gebiet gleich ist, bietet es sich geradezu an, grenzüberschreitende gemeinsame Handlungskonzepte zu entwickeln und voneinander zu lernen", sagt Dr. Karl-Heinz Feldhoff, Leiter des Kreisgesundheitsamts und zugleich Vorsitzender von "euPrevent".

So nennt sich das seit 2005 bestehende Netzwerk (seit 2010 Stiftung), in dem Gesundheitsämter und Sozialzentren der Kreise und Provinzen in der Euregio Maas-Rhein in Deutschland, Belgien und den Niederlanden sowie führende Uni-Kliniken und Krankenhäuser zusammenarbeiten. Das aktuelle, aus EU-Mitteln geförderte Projekt trägt den Titel "Seniorenfreundliche Gemeinde in der EMR - Schwerpunkt: Seelische Gesundheit". Im Vorfeld haben sich 30 Städte und Gemeinden der EMR für das auf drei Jahre angelegte, aber auf Nachhaltigkeit zielende Projekt gemeldet - darunter aus dem Kreis Heinsberg die Städte Erkelenz, Wegberg, Hückelhoven und Wassenberg.

Ziel aller Beteiligten ist es, Kommunen dabei zu unterstützen, Infrastrukturen zu schaffen oder auszubauen, die es älteren Menschen mit seelischen und demenziellen Problemen und ihren Familien ermöglichen, heimatnah vielfältige Unterstützung zu finden. Ganz wichtig sei auch, möglichst viele Menschen für (beginnende) seelische Probleme Älterer sensibel zu machen. "Innere Zurückgezogenheit und depressive Stimmungen können ein Indiz sein für eine beginnende Demenz", erklärt Feldhoff. "Wir können solchen Prozessen vorbeugen, indem wir beispielsweise der Vereinsamung und Isolation von Älteren in ihren Lebensbereichen vorbeugen", fügt Karl-Heinz Grimm hinzu. Der Pflegewissenschaftler vom Institut für Arbeits- und Sozialmedizin an der Uniklinik Aachen ist Koordinator für das Projekt auf deutscher Seite. Einbezogen in den Prozess werden Kommunalverwaltungen ebenso wie pflegende Angehörige, ambulante (Pflege-)Dienste und Einrichtungen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich. Aber auch etwa der Einzelhandel soll für den wachsenden Kundenkreis betroffener Senioren sensibilisiert werden.

Das Projekt, das im Januar mit einer Auftaktveranstaltung in Lüttich begann, sieht zunächst eine Bestandsaufnahme vor. Karl-Heinz Grimm besucht gerade die vier beteiligten Kommunen im Kreisgebiet und bereitet sie auf den 130 Fragen umfassenden Katalog vor, den alle Teilnehmer bis Ende Juni beantworten sollen: Welche Angebote für betroffene Senioren gibt es in ihrer Stadt schon? Was fehlt, welche Bedürfnisse und Verbesserungsmöglichkeiten gibt es? - Die Fachleute unter Federführung der Uni Maastricht werten die Unterlagen dann aus und erarbeiten Empfehlungen für jede einzelne Kommune. Im November ist eine "Aktivitätenkonferenz" geplant, in der die teilnehmenden Kommunen miteinander ins Gespräch kommen sollen, um Anregungen von anderen aufnehmen zu können.

"Wir können beispielsweise von den Niederländern einiges lernen", betont Feldhoff. Vor allem im Aufbau von unbürokratischen Service-Netzwerken für Betroffene und Angehörige etwa per Smartphone-App. Roermond sei beispielhaft im Einsatz von Lotsen in Wohnquartieren, die Hilfen vor Ort koordinieren. Die Unterstützung von Bewährtem, aber auch die Umsetzung neuer, kreativer Ideen sind Ziele des Projekts. Praktische Begleitung bei der Umsetzung der Empfehlungen in den Kommunen bietet auf der deutschen Seite das Demenz-Service-Zentrum für die Region Aachen-Eifel in Aachen.

Damit gute Ansätze nach Abschluss des dreijährigen Projektzeitraums nicht versanden, wird für jede teilnehmende Kommune ein Nachhaltigkeitsplan erarbeitet.

(RP)
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