Hückelhoven Von starkem Zentrum profitieren

Hückelhoven · redaktionsgespräch Hückelhovens Bürgermeister Bernd Jansen ist davon überzeugt, dass die Stadt ein starkes, attraktives Zentrum braucht. Deshalb steht das Voranbringen der Innenstadt ganz oben auf der Agenda.

Die Entwicklung der Stadt Hückelhoven zur Einkaufsstadt schreitet weiter voran. Ebenfalls hat die Stadt in der Vergangenheit zahlreiche Unternehmen im Gewerbegebiet Baal ansiedeln können, das mittlerweile voll ist. Jetzt steht die Vermarktung des Ratheimer Industriegebietes auf der Agenda. Dort ist ebenso ein Handlungskonzept für die Stadtteile zu finden: Bürgermeister Bernd Jansen äußert sich im Redaktionsgespräch zu diesen und anderen Themen.

Der 18. März 2010 war mit der Eröffnung des neuen Büro- und Geschäftshauses am Wildauer Platz (WIP) ein wichtiges Datum für die Stadt Hückelhoven. Was haben Sie zuerst im "WIP" gekauft?

Jansen Noch gar nichts. Ich habe erstmal überall Hallo gesagt. Insgesamt sind wir sehr zufrieden, auch das Investorenehepaar Greven hat sich positiv geäußert. (Er überlegt kurz) Halt, ich habe doch schon was gekauft – ein Teilchen bei Bremer.

Wie geht es nun weiter?

Jansen Das Zechengelände neben dem Media Markt bietet viel Platz.

In welche Richtung laufen da die Gedanken bei der Vermarktung?

Jansen Es muss ein Magnet wie der Media Markt oder Intersport dorthin, allerdings sollen die Ansiedlungen nicht mit innenstadtrelevantem Sortiment in Konkurrenz treten. Damit wollen wir weiter die Menschen nach Hückelhoven holen. Die Krise hat jedoch gezeigt, dass viele Unternehmen abwarten und Expansionsgedanken eher zurückstellen. Unsere Ideen gehen letztlich in Richtung Baumarkt und Möbelhaus. Dazu können wir uns einen hohen Freizeitwert rund um Schacht 3 vorstellen, unter anderem eine Fußgängerbrücke zur Halde als direkte Verbindung.

Haben Sie eine optische Vorstellung?

Jansen Bereits beim Hückelhoven Center haben wir eine Verbindung zur Innenstadt geschaffen, diese Ausrichtung ist auch für die alte Zechenfläche angedacht. Wir sind auf einem guten Weg. Ein Investor hat sich bis Ende des Jahres die Rechte an der Grundstücksverwertung gesichert.

Die Schließung von Hertie hat die Stadt im vergangenen Jahr hart getroffen. Welche Entwicklung gibt es da? Und was tut sich im ehemaligen Extra-Gebäude?

Jansen Die Suche nach einem Hertie-Nachfolger gestaltet sich schwierig, allein schon deshalb, weil die Immobilie sehr hoch bewertet ist. Beim ehemaligen Extra gab es in der Vergangenheit viele Anfragen. Bisher führte jedoch keine zum Erfolg.

Welche Möglichkeiten hat die Stadt, hier etwas zu bewegen?

Jansen Die Stadt nimmt eine Vermittlerrolle ein. Wir gehen mit möglichen Investoren durch die Stadt, sprechen mit ihnen dabei auch über unsere Philosophie und Vorstellungen. Wenn wir im Wettbewerb der Kommunen bestehen wollen, brauchen wir eine gute Struktur, und die bietet Hückelhoven. Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und ich persönlich nutzen jeden Kontakt, um die Entwicklung unserer Stadt weiter zu forcieren. Gerade das Voranbringen unserer Innenstadt steht bei uns ganz oben auf der Agenda. Eine Stadt von der Größe Hückelhovens braucht ein starkes, attraktives Zentrum – ein Zentrum, das in jeden Ortsteil der Stadt ausstrahlt.

Wie reagieren die Unternehmen auf die Bemühungen der Stadt, Firmen nach Hückelhoven zu holen?

Jansen Wir gehen in der Verwaltung vielen Möglichkeiten nach und schreiben auch mögliche Interessenten an. Mittlerweile können wir sagen, dass sich jeder Zweite von ihnen zurückmeldet. Das ist eine gute Quote. Wenn wir zum Beispiel bei der Parkhofstraße in die Innenstadt investieren, erhält die Stadt mittelfristig Steuereinnahmen und auch gute Arbeitsplätze. Nur so kann man meiner Meinung nach erfolgreich sein. Wir agieren statt zu reagieren.

Wer samstags durch die Innenstadt geht, der merkt, wie unterschiedlich die Öffnungszeiten der Händler sind.

Jansen Für den Kunden sind einheitliche Zeiten sehr wichtig. Das ist die Aufgabe der Werbegemeinschaft, das anzupacken. Mir geht es zum Beispiel um Kernöffnungszeiten, etwa von 9 bis 18 Uhr.

Viel hat sich nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in der Gewerbe- und Industrieansiedlung getan. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Jansen Die Unternehmen, die angesiedelt sind, haben sich sehr gut entwickelt. Viele Unternehmen expandieren, wie beispielsweise QVC. Das Gewerbegebiet Baal / Doveren ist inzwischen voll. Es gibt jedoch weitere große Flächen in Ratheim. Dort setzen wir alles daran, das erste große Unternehmen anzusiedeln.

Gehen wir in die Stadtteile: Dazu hat die Stadt ein Gutachten in Auftrag gegeben.

Jansen Und das beschäftigt sich mit einem integrierten Handlungskonzept, kurz: Es soll aufzeigen, wo es Verbesserungen, zum Beispiel im Bereich Infrastruktur, geben kann. Das Gutachten, das sich mit allen Stadtteilen und dem ehemaligen Zechengelände beschäftigt, kommt nach Ostern.

Wie sehen da Ihre Vorgaben aus?

Jansen Wir werden mit der Politik über eine Prioritätenliste sprechen. Unter anderem könnten wir den Naherholungsfaktor unterstützen, beispielsweise Rur und Halde über einen Radweg vernetzen. Hückelhoven hat in den vergangenen Jahren einen großen Sprung nach vorne gemacht und damit den Weg in die Zukunft geebnet.

Sehen Sie irgendwo überhaupt Probleme?

Jansen Ich nenne es eher Herausforderungen. Eine ist die Integration, in die wir viel Geld und Arbeit stecken. Beispielsweise Sprachförderung. Auch packen wir die Themen Jugend und Beruf an und sorgen für Schnittstellen zwischen Schulen, Schülern, Eltern und Betrieben.

Anke Backhaus fasste das Gespräch zusammen.

(RP)
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