Heinsberg Vorfreude aufs "Heimspiel" in Heinsberg

Heinsberg · Als nur Insidern bekannter Rockmusiker wirkte Daniel Wirtz 2015 an der Vox-Show "Sing meinen Song" mit. Seitdem erlebt er einen rasanten Karrieresprung. Gespräch vor dem großen Konzert nächste Woche in seiner Heimatstadt.

 Auf Fotos pflegt Daniel Wirtz gern das Image des alternativen Rockmusikers - der mittlerweile aber auch gern über den eigenen Tellerrand hinausschaut in Gemeinschaftsprojekten mit ganz unterschiedlichen Kollegen.

Auf Fotos pflegt Daniel Wirtz gern das Image des alternativen Rockmusikers - der mittlerweile aber auch gern über den eigenen Tellerrand hinausschaut in Gemeinschaftsprojekten mit ganz unterschiedlichen Kollegen.

Foto: Sabrina Feige

"Ich freue mich auf ein ,Wohnzimmerkonzert', ein wunderschönes Heimspiel und jede Menge Spaß für das Publikum und mich." Gut gelaunt und erwartungsfroh klingt Daniel Wirtz beim Telefoninterview im Vorfeld seines Auftritts beim Burgberg Open Air am nächsten Freitag in seiner Heimatstadt Heinsberg.

Der 40-jährige Sänger/Gitarrist hat zweifellos seit seinem - für ihn selbst überraschenden - Engagement in der Vox-Sendung "Sing meinen Song - Das Tauschkonzert" von Gastgeber Xavier Naidoo im vergangenen Jahr einen beispiellosen Karrieresprung hingelegt. Keinen der meist sehr bekannten Kollegen in dieser Show hatte er jemals vorher persönlich kennengelernt - heute sind sie seine Freunde geworden, mit denen er regelmäßige Kontakte pflegt oder gar auf der Bühne steht, wie bei der Tour von Xavier Naidoo im vergangenen Sommer. Sogar mit Hartmut Engler von Pur, dessen "Tango" Wirtz in seiner eigenen Version aus dem Vox-Abend in sein Repertoire aufgenommen hat, trat er auf, so groß die Kontraste zwischen beiden Künstlern stilistisch nach wie vor sein mögen. Respekt und Austausch verbinden.

Obwohl Wirtz selbst den Ball flach hält und sagt "Ich glaube kaum, dass ich Schlagerfans zum Independent Rock bekehren kann", sprechen Zahlen und Fakten doch eine deutliche Sprache. Alle fünf Wirtz-Alben stießen in die Top 20 vor - mit dem Ergebnis einer Nominierung beim Echo kürzlich in Berlin. Besucherzahlen auf Wirtz-Konzerten haben sich verdoppelt, teilweise mehr als das: "Hatte ich etwa in Bielefeld früher 300 Zuhörer, waren es kürzlich 2500." Klar freue er sich darüber: "Es macht einfach Spaß, Leute dabei zu begleiten, den Alltag in einem Konzert hinter sich lassen zu können." Und natürlich war es für ihn ein Höhepunkt, gemeinsam mit den Kollegen für die "Song"-Staffel 2015 einen Echo in Empfang nehmen zu dürfen.

Bei unserem Telefonat steht Wirtz kurz vor einem Konzertauftritt am Abend in seiner Wahlheimat Frankfurt: mit Udo Lindenberg bei dessen aktueller Tour. Auch mit dem Hamburger Rock-Urgestein hatte der Heinsberger vorher noch nie persönlich zu tun. Plötzlich, so Wirtz, ein Telefonat, am Draht Lindenberg, der ihn einlud, nicht nur als "Support" zu spielen, sondern als Gast bei und mit ihm aufzutreten.

Auch die Stadt Frankfurt hat ihren (schon nicht mehr) Neubürger offensichtlich nun entdeckt: Einladungen, sich an Aktionen zu beteiligen oder mit den Philharmonikern ein Event zu unterstützen, flattern ins Haus.

Auch Vox blieb dem Sänger auf den Fersen, kreierte für ihn die im Frühsommer gezeigte originelle Pilot-Sendung - Fortsetzung nicht ausgeschlossen - "One Night Song - Blind Date im Wirtz-Haus". Dabei wurde Wirtz auf einem Alpenhof mit einem Überraschungsgast konfrontiert, mit dem er nach einer Nacht Probe einen kurzen Rockauftritt gemeinsam gestalten sollte: Es war "Alpenrocker" Andreas Gabalier (Wirtz: "Ich wusste wirklich nicht, wer kommt"). Beide knöpften sich den Nirvana-Song "Where Did You Sleep Last Night" vor, um ihn am nächsten Tag in einer eigenen Version vor Publikum zu präsentieren. "Das war schon eine sportliche Herausforderung für mich", bekennt Wirtz. "Aber ich glaube, wir haben eine Version hinbekommen, für die wir uns nicht zu schämen bauchten."

Wirtz - Gabalier, auch diese Konstellation hätten sich eingeschworene Wirtz-Fans wohl vor einem guten Jahr noch nicht vorstellen können. Und natürlich gab es auch ein paar bissige Kommentare von Fans im Netz, die schon ein Versinken des unangepassten "Rockers" im Mainstream befürchteten.

Hat der Erfolg den Musiker Wirtz also verändert, ihn sanfter und stromlinienförmiger gemacht? Oder einfach nur toleranter unterschiedlichen Musikstilen und Kollegen gegenüber? Für Wirtz haben die neuen Erfahrungen und Begegnungen des letzten Jahres nichts von "Verbiegen" an sich. Im Gegenteil, er findet: "Je weiter Musikstile auseinanderliegen, desto spannender kann die Auseinandersetzung damit sein." Und: "Ich hatte immer schon Respekt auch vor Kollegen, die nicht meine Richtung gehen. Ich denke: Musik, die Menschen berührt, hat ihre Berechtigung."

Dass sich der Rockmusiker trotz allem treu bleibt, zeigte sein kurz nach "Sing meinen Song" erschienenes Album "Auf die Plätze, fertig, los" - zugleich Titel der im Herbst 2016 gelaufenen Tournee.

Gibt's beim - übrigens längst ausverkauften - Heinsberger Burgberg Open Air eine Fortsetzung davon? Was erwartet die Musikfreunde? Das Publikum darf sich auf "die Perlen aus fünf Allen" freuen, sagt der Musiker und verspricht "einen enorm schönen musikalischen Spannungsbogen".

Und Wirtz, mittlerweile selbst Vater eines zweienhalbjährigen Sohnes, freut sich nach rund drei Monaten auf ein Wiedersehen mit seiner Heinsberger Familie, die wohl vollzählig zum Konzert erscheinen werde. Nach anfänglicher Skepsis seien seine Eltern (Vater Unternehmer, Mutter Lehrerin) mittlerweile längst auch "große Fans" geworden. Wirtz erinnert sich: "Als meine Eltern bei meinem ersten Konzert gesehen haben ,Das Kind ist glücklich als Musiker' war alles klar."

(RP)
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