Heinsberg Web-Serie über das "Kleine-Welt-Phänomen"

Heinsberg · Das Drehbuch zu "7,1 Leben" hat Lisa Stickel aus Heinsberg schon geschrieben. Damit sie im Sommer ihr Regie-Debüt feiern kann, sind jetzt die künftigen Zuschauer gefragt.

 Lisa Stickel war jetzt, kurz vor dem Start ihres Web-Projektes, zu Besuch in ihrer Heimatstadt Heinsberg und berichtete der RP über ihre Pläne.

Lisa Stickel war jetzt, kurz vor dem Start ihres Web-Projektes, zu Besuch in ihrer Heimatstadt Heinsberg und berichtete der RP über ihre Pläne.

Foto: J. Laaser

Ein Grundgesetz der modernen Gesellschaft hat Lisa Stickel (22) inspiriert. Was der Sozialpsychologe Stanley Milgram bereits 1967 mit dem Begriff "Kleine-Welt-Phänomen" beschrieb, ist heute eine erwiesene Erkenntnis: Über höchstens 7,1 Ecken sind alle Menschen miteinander vernetzt. "Eine Freundin erzählte mir vor einem Jahr davon", sagt Lisa Stickel, immer noch mit Enthusiasmus in der Stimme. Die Heinsbergerin, die "Digital Film Making" studiert hat, setzte sich sofort ans Drehbuch. Nun hofft sie, ihre erste Web-Serie "7,1 Leben" im Sommer drehen zu können und verspricht "eine unterhaltsame Tragi-Komödie über das Leben."

Aus der Faszination wurde Inspiration, die letztlich ein ganzes Drehbuch füllte, das Stoff für zwei Staffeln und 23 Folgen hergibt: Was ursprünglich als Spielfilm gedacht war, entwickelte innerhalb der letzten Monate eine Eigendynamik, die Lisa Stickel mit ihrer neuen Wahlheimat erklärt: "Berlin steht für Innovation, Bewegung und Moderne, darum schien das Internet als logischste Plattform für eine moderne Serie", sagt die Autorin und Regisseurin der Web-Serie. Und weil sie einige Macharten der deutschen Fernseh- und Kinowelt für überholt hält, wollen sie und ihr Team dort vieles anders machen "Wir wollen authentische Charaktere und Orte in Berlin zeigen, die man in den TV-Serien sonst nicht sieht." Der Plot jedenfalls scheint das Potenzial für diese Andersartigkeit zu haben: In "7,1 Leben" geht es um Begegnungen und Nicht-Begegnungen von Menschen, die trotz unterschiedlicher Herkunft, Muttersprache oder sozialer Schicht die Suche nach ihrem Platz im Leben verbindet. Beziehungsprobleme, Selbstfindung, Karriereknicks: Während oder gerade weil sich die Wege der Charaktere immer wieder kreuzen und trennen, soll die Internetserie ein authentisches Abbild des Alltags in der Großstadt zeigen. In Berlin will Stickel mit ihrem Team beide Staffeln abdrehen. Die erste Staffel soll aus elf "Webisoden" (Folgen) à zehn Minuten bestehen.

Doch ein Filmprojekt will finanziert werden. Das junge Team bleibt, was diese Hürde angeht, seiner innovativen Linie treu: Per "Crowdfunding" sollen die nötigen 5000 Euro für einen Teil der Produktionskosten beschafft werden. Die 22-Jährige sieht Vorteile darin, eine Internetserie auf diese Weise zu starten: Man könne seine Zuschauer sogar vor Drehstart einbeziehen, bekäme Feedback. "Andererseits erhalten sie auch einen Einblick hinter die Kulissen", sagt Stickel, die vor ein paar Jahren ihren eigenen, kleinen Kulturschock erlebte, als sie aus Heinsberg in die Hauptstadt zog. Zwischenmenschlich war das aber kein Problem. Kein Wunder, man kannte sich ja schon vorher, über die ein oder andere Ecke.

(jessi)
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