Wegberg Wettskandal: Schnitzler nahm 100.000 Euro an

Der frühere Zweitliga-Profi Rene Schnitzler, der auch für den FC Wegberg-Beeck spielte, hat zugegeben, von einem Wettpaten insgesamt über 100.000 Euro Bestechungsgeld angenommen zu haben. Dafür habe er im Jahr 2008 fünf Spiele seines damaligen Vereins FC St. Pauli manipulieren sollen.

Fakten zu Sportwetten
Infos

Fakten zu Sportwetten

Infos
Foto: AP

Es handelt sich um Zweitliga-Auswärtsspiele beim FSV Mainz 05 (2), Hansa Rostock, dem FC Augsburg und dem MSV Duisburg. Schnitzler bestreitet im Gespräch mit dem Magazin "Stern", die Spiele manipuliert zu haben, berichtet jedoch über Probleme mit Spielsucht: "Seit ich 18 Jahre alt bin, gab es kaum einen Tag, an dem ich nicht gespielt habe."

"Viele wetten wie Wahnsinnige"

Er sei aber kein Einzelfall, die Mehrzahl der Top-Spieler seien notorische Zocker. "Viele Profis haben gewettet wie Wahnsinnige. 70 oder 80 Prozent der Spieler einer Mannschaft setzen auf irgendwelche Partien in irgendwelchen Ligen", sagte Schnitzler.

Aus seiner Zeit bei Bayer berichtet er, ein Nationalspieler habe den Kollegen am Flughafen vor einem Testspiel gegen Legia Warschau einen Hut hingehalten: Jeder Profi sollte 500 Euro in den Jackpot einzahlen. "Da segelten die Scheine, mehr als 5000 Euro lagen drin. Und die hat der kassiert, dessen Koffer zuerst aufs Gepäckband fiel."

Zentrale Figur des Wettskandals?

Der Wettpate Paul R. kommt nach Recherchen des Magazins aus den Niederlanden und ist mutmaßlich eine zentrale Figur im Bundesliga-Wettskandal. Akten der Bochumer Staatsanwaltschaft, die dem "Stern" vorliegen, zeigen, dass R. mit vielen der im Bochumer Wettskandal-Prozess Beschuldigten engen Kontakt hatte - er war ein "Boss und Lenker" schreibt das Magazin.

Die Unterlagen legen nahe, dass R. für zahlreiche mutmaßliche Spielmanipulatoren hohe Wetten in Asien platzierte, die von deutschen Wettanbietern nicht gehalten worden wären.

St. Pauli reagiert geschockt

Der FC St. Pauli hat die Enthüllungen seines ehemaligen Profis Rene Schnitzler über Bestechungen als Schock bezeichnet. "Mit so etwas hätten wir nie und nimmer gerechnet", sagte Teammanager Christian Bönig dem SID. "Die Tatsache, dass man mit der Wettmafia in Berührung kommt, ist ein Schlag ins Gesicht. Da wird der Sport mit Füßen getreten. Für uns war das ein Schock."

Der Verein habe die Spiele, die Schnitzler manipulieren sollte, bereits überprüft. "Sie waren alle nullkommanull auffällig. Rene Schnitzler hat wohl einen Betrüger betrogen. Hätte er die fünf Spiele manipuliert, hätten wir alle verloren. Wir haben in Mainz (beim 2:2 am 23. November 2008, d. Red.) in der 90. Minute den Ausgleich gemacht. Das sagt doch schon alles." Schnitzler sei ein Mensch, von dem er glaube, dass er eine "gewisse Suchtstruktur in sich getragen hat. Er hat eine Lebensbeichte abgelegt."

Der in Mönchengladbach geborene Schnitzler, der aus Borussias Jugend stammt, spielte zu Beginn seiner Karriere bei den Amateuren von Bayer Leverkusen, wechselte 2006 zurück nach Mönchengladbach, setzte sich jedoch auch hier nicht bei den Profis durch, kam nur zu einem Einsatz. Der Regionalliga-Torjäger verließ seine Heimat 2007 in Richtung Hamburg. Beim Zweitligisten FC St. Pauli kam er zwischen 2007 und 2009 auf insgesamt 33 Einsätze (sieben Tore). Zuletzt spielte er beim FC Wegberg-Beeck in der NRW-Liga. Sein Vertrag dort wurde am 15. Dezember aufgelöst, offiziell, um ihm die Rückkehr in den Profifußball zu ermöglichen.

(SID/can/ots)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort