Langenfeld 150-Meter-Windrad beantragt

Langenfeld · Ein Gladbecker Unternehmen will in Reusrath eine Windkraftanlage errichten. Noch ruht der Antrag, denn es gilt eine Höhenbegrenzung von 100 Metern. Die Frage ist: Wie lange noch? Schon regt sich im Stadtsüden Protest.

Blick auf die Konzentrationszone in Reusrath. Hier, unweit der Hochspannungstrasse, möchte die SL Windenergie GmbH aus Gladbeck eine Windkraftanlage errichten.

Blick auf die Konzentrationszone in Reusrath. Hier, unweit der Hochspannungstrasse, möchte die SL Windenergie GmbH aus Gladbeck eine Windkraftanlage errichten.

Foto: Matzerath

Seit der von einem Erdbeben und einem Tsunami ausgelösten Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima im März und der "Energiewende" in Deutschland weg von der Atomkraft ist einiges anders. Seitdem hat Förderung der Windenergie nicht nur den Segen einer rot-grünen Landesregierung (wie schon bis 2005), sondern auch der schwarzen Stadtregierung von Langenfeld. Die Aufstellung von Windrädern ist wieder in den Bereich des Möglichen gerückt.

Die Ausgangslage: Sie hat sich nicht nur politisch verändert. Ein Erlass des NRW-Umweltministers von Mitte des Jahres verkürzt den Mindestabstand eines Windrads etwa zu Wäldern und Hochspannungsleitungen drastisch. Windräder sind höher und leistungsfähiger als vor zehn Jahren, zur letzten großen Windkraft-Debatte in Langenfeld, so dass ihre Aufstellung nach Betreiberangaben auch in Gebieten mit mäßigen durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten "interessant" wird.

Die Stadt: Nach dem Kommunalen Klimaschutz-Konzept, das der Rat voraussichtlich im Dezember verabschieden wird, soll auch Windenergie zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes in Langenfeld beitragen. Laut Planungsamtschef Stephan Anhalt wird die Verwaltung ein externes Planungsbüro damit beauftragen, das Stadtgebiet unter den neuen Voraussetzungen auf mögliche Windrad-Standorte abzuklopfen.

Damit könnten neben der bestehenden, 48 Hektar großen "Konzentrationszone" in Reusrath (südlich der Acker- und östlich der Rennstraße) wieder die früheren, zwei bis drei Hektar großen "Suchräume" in Berghausen (südlich der Wasserski-Anlage) und Richrath (westlich von Richrath südlich des Garather Waldes) in den Blick geraten. Als gänzlich neuer möglicher Aufstellungsraum in Frage kommt das Areal nördlich des Autobahnkreuzes von A 59 und A 542: Seit dem Gebietsaustausch mit Monheim 2007/08 gehört es komplett zu Langenfeld.

Die potentiellen Betreiber: Laut Anhalt erkundigten sich in letzter Zeit mehrere dutzend Interessenten nach der Konzentrationszone in Reusrath. Einen Genehmigungsantrag bei der zuständigen Behörde des Kreises Mettmann hat bislang aber nur ein Windkraftanlagen-Betreiber gestellt: die SL Windenergie GmbH aus Gladbeck. Laut Kreis will das Unternehmen ein 150 Meter hohes Windrad errichten — fast so hoch wie der Kölner Dom. Allerdings: Noch ruht der Antrag. Denn die Stadt hat die maximal zulässige Höhe der Windräder in der Konzentrationszone auf 100 Meter begrenzt. Ob und wie dieses Limit verändert werden soll, diese Frage wird Verwaltung und Politik in den kommenden Monaten voraussichtlich intensiv beschäftigen.

Die Gegner: Und nicht nur sie, die Planer und Politiker im Rathaus. Wie schon Anfang des Jahrtausends, als sich der Verein "Pro Langenfeld" gründete (und später wieder auflöste), formiert sich in Reusrath Widerstand gegen die Errichtung von Windrädern im Stadtsüden. "Ruhiger Horizont Reusrath" heißt der Verein, dessen Gründungsversammlung bereits stattfand und der jetzt auf seine Anerkennung als gemeinnütziger "e.V." wartet. Nach Angaben seines Vorsitzenden Matthias Saturnus (55) hat er zur Zeit etwa 80 Mitglieder.

"Wir sind nicht grundsätzlich gegen Windkraft, halten aber Reusrath als Standort für ungeeignet", sagt der Anwohner der Louveciennestraße. "Der vorgesehene Raum ist ein wichtiges Naherholungsgebiet für Jogger, Spaziergänger, Inliner und Reiter. Dieses Naherholungsgebiet wäre durch eine rotierende WKA gefährdet." Hinzu kämen gesundheitliche und wirtschaftliche Nachteile (Wertverlust) für etliche Reusrather.

Die Verwaltung möge ihr eigenes "Demografiekonzept" beherzigen, mahnt Saturnus und unterstreicht besonders diese Zielsetzung: ein "Lebensumfeld" erhalten, "in dem sich Menschen gerne ansiedeln oder bleiben wollen".

(RP/rl)
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