Langenfeld 2008: Endlich schuldenfrei!

Düsseldorf · Sie gingen weg wie warme Semmel auf dem Langenfelder Wochenmarkt – die rotborstigen Besen, von denen die Stadt an einem Apriltag im Jahr 2003 erstmals 1000 Stück an die Bürger gratis verteilen ließ. Einige von ihnen überreichte Bürgermeister Magnus Staehler persönlich. Anfangs war es noch freiwillig, ab 2006 Pflicht: Jeder soll von selbst vor der eigenen Haustür kehren. Die Abschaffung der Straßenreinigung in den Wohngebieten und die Ausgabe von Besen an die Bürgerschaft sind nur wenige der zahlreichen Maßnahmen, die die Stadt laut Staehler zur Schuldenfreiheit führte.

Morgen um 20.21 Uhr ist es soweit: Pünktlich zum 60-jährigen Stadtjubiläum wird Langenfeld schuldenfrei sein. Unter dem Motto "Goldene Zeiten" wird dann bis Sonntag reichlich gefeiert, was der Verwaltung 150 000 Euro wert ist. Die ausgediente Schuldenuhr wird dann abmontiert und findet ihr neues Zuhause in Grevenbroich, das das selbe Ziel verfolgt.Als die Uhr 2004 am Rathaus angebracht wurde, war noch 2009 für die Entschuldung angepeilt. An ihrem ersten Arbeitstag zeigte sie eine Pro-Kopf-Verschuldung von 162,51 Euro an. Im "Gipfeljahr" 1986 waren es noch 700 Euro. Da hatte der Schuldenberg seinen bisherigen Höchststand von 38 Millionen Euro. Seitdem wurde er konsequent abgetragen, wofür vor allem der langjährige Stadtkämmerer Winfried Graw kämpfte.Zunächst wurden keine neue Schulden mehr gemacht, sondern nur noch alte abgebaut. Gleichzeitig wurden statt teurer Kredite zinsgünstige Bausparverträge abgeschlossen, um neue Projekte zu finanzieren. Und wie an der Besen-Aktion zu sehen ist, setzt die Stadt auf das Engagement ihrer Bürger: Ehrenamtler werden stark in öffentliche Aufgaben miteinbezogen, wie zum Beispiel auch das Kulturelle Forum zeigt. So und etwa auch mit der Privatisierung des Stadtbads kann die Stadt viel Personal einsparen. Nicht zu vergessen die Standortpolitik durch gezielten An- und Verkauf von Grundstücken. Florierende Mittelständler spülen Steuergelder in die Haushaltskasse.Als weiteren Aspekt nannte Graw, der 2007 bei "sternTV" auftrat, dass er manche Einnahmen in seinen 40-Seitigen Haushaltsberichten versteckt habe, um sie vor der Ausgabewut der Politiker zu schützen. Dieser "Trick" und die Aussage "Politiker lesen lange Vorlagen nicht" brachte ihm viel Kritik ein. Sogar Staehler bezeichnete sein Verhalten als "Respektlosigkeit gegenüber dem Rat".Doch morgen wird die Freude überwiegen, dass das langersehnte Ziel endlich erreicht ist.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort