Langenfeld 80 alte Trecker wecken Berghausen mit Retro-Sound

Langenfeld · Ältester Traktor beim gestrigen Treffen in Berches war ein Hanomag R 40 (1945), der mal mit Holzgas betrieben wurde.

 Joachim Volland zockelte mit Eicher-Traktor und Rauhaardackel von Solingen nach Berghausen.

Joachim Volland zockelte mit Eicher-Traktor und Rauhaardackel von Solingen nach Berghausen.

Foto: RALPH MATZERATH

"Berches", Langenfelds Dorf im Westen, pflegt seine bäuerlichen Wurzeln. Beim Veedelszoch werden Kartoffeln und Möhren unters Volk gebracht, im Herbst bollern die Schürreskarren. Und im Frühling treffen sich die Liebhaber alter Traktoren. So wie gestern. Zum zwölften Mal luden Hans-Peter Osterwind (57) und seine Freunde die Besitzer und Fans alter automobiler Schätzchen auf den Platz vor den SSV-Sportplatz ein. Fast 80 liebevoll restaurierte Gefährte aus dem Umkreis kamen.

"Die Idee zu dem Treffen entstand aus einer Bierlaune", erinnert sich Osterwind. Er selbst besitzt einen knallroten Porsche-Traktor, Baujahr 1959, 14 PS. "Von den Ersparnissen der Oma gekauft und selbst restauriert." Die ganze Familie hilft, den Oldie-Frühschoppen vorzubereiten. Die Ehefrau assistiert im Info-Pavillon, die Schwiegertochter Daniela Grundmann fertigt das alljährlich wechselnde Plakat, dessen Motiv auch die begehrten Sticker "Traktortreffen 2015" schmückt. "Plakate und Sticker sind inzwischen richtige Sammlerobjekte", sagt Osterwind stolz.

Schon gegen 9 Uhr wecken rund 20 Traktoren die Berghausener mit ihrem speziellen Sound. Sie sind mit der Fähre von der andern Rheinseite gekommen. Klaus Burbach aus Dormagen ist zum dritten Mal dabei. Mit seinem "Fendt-Dieselross" (1956), ist der frühere Maschinenbauer maximal 25 km/h schnell. "Die Autofahrer überholen und winken", jedenfalls wenn er nicht gerade im Berufsverkehr seinem Hobby frönt. Joachim Volland aus Solingen mit dem Eicher-Traktor genießt die Fahrt durchs Bergische, und auch seinem Hund behagt erkennbar das beschauliche Tempo.

Es wird gefachsimpelt. "Hier bekommen wir gute Tipps, etwa wo es seltene Ersatzteile gibt", sagt der 75-jährige Walter Otten, der in 555 Stunden einen Escher EM 200, Baujahr '59, restaurierte. "Sieht aus wie eine Telefonzelle", schmunzeln einige Zuschauer. Otten, gelernter Autoschlosser und ein Vierteljahrhundert Hausmeister der Langenfelder Kopernikusschule, ist auch aus anderen Gründen der Star: Mit seinem Linde-Güldner (Bj. '65) fährt er die Kinder auf einem Hänger durchs Dorf. Das älteste Gefährt kommt aus Haan. Heinz-Gerd Haas ist zu Recht stolz auf seinen Hanomag R 40, Baujahr 1945, der früher mit Holzgas betrieben und wegen seiner Leistungsfähigkeit "Lokomotive auf Rädern" genannt wurde. "Das waren die ersten nach dem Krieg verkauften Traktoren!"

Interessierte Gäste sind auch in diesem Jahr fast 30 Besitzer alter Harleys. Aus den Niederlanden und vom Niederrhein kommen die Motorräder, meist Baujahr 1948 und älter. Man stellt dabei die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Hobbys fest. "Eine alte Harley hört sich an wie ein alter Bulldock". Beide Gruppen lieben Motoren, "an denen man noch selbst schrauben kann". Erfreuliche Nebenwirkung: "Solche Treffen sind für uns eine gute Gelegenheit, nicht (nur) als Rocker wahrgenommen zu werden".

(mmo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort