Langenfeld A 1-Brücke - von der blauen Lichtgestalt zum Sorgenkind

Langenfeld · Seit dem 5. Juli hat Leverkusen eine Rheinbrücke. Über sie braust der Kraftverkehr in westlicher Richtung nach Köln und Aachen und nach Osten bis zum Kamener Kreuz. Sie ist... das Herzstück der sogenannten Nördlichen Umgehung Köln": So schrieb Fritz Gerke im Heimatkalender von 1966, herausgegeben von der Stadt Leverkusen und dem Rhein-Wupper Kreis.

 Die A 1-Brücke im Bau offenbar kurz vor dem Zusammenschluss der beiden Teilstücke aus Leverkusener und aus Kölner Richtung über dem "350 Meter breiten Rhein", wie Fritz Gerke im Heimatkalender 1966 schrieb.

Die A 1-Brücke im Bau offenbar kurz vor dem Zusammenschluss der beiden Teilstücke aus Leverkusener und aus Kölner Richtung über dem "350 Meter breiten Rhein", wie Fritz Gerke im Heimatkalender 1966 schrieb.

Foto: Heimatkalender 1966 Stadt Leverkusen/Rhein-Wupper-Kreis/Repros: Ulrich Schütz

Gut, von "Brausen" kann derzeit keine Rede sein. Seite Jahren ist das "Herzstück" für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gesamtgewicht gesperrt, weil es marode ist. Der heiß diskutierte Neubau steht an, die Vorarbeiten laufen, etwa für das neue Regenklärbecken unter der A 59. Die Diskussionen zur geplanten Öffnung der Dhünnaue laufen seit Jahren. Die Autobahnbehörde Straßen.NRW bemüht sich um Transparenz und Aufklärung der Bevölkerung und sieht sich Kritikern gegenüber.

 Zu Baubeginn ragten Anfang der 1960er Jahre die mächtigen Brückenpfeiler aus dem Rhein. In nur drei Jahren Bauzeit wurde die Autobahnbrücke bei Leverkusen damals hochgezogen.

Zu Baubeginn ragten Anfang der 1960er Jahre die mächtigen Brückenpfeiler aus dem Rhein. In nur drei Jahren Bauzeit wurde die Autobahnbrücke bei Leverkusen damals hochgezogen.

Foto: Stadt Leverkusen

Vor 43 Jahren hat sich das alles niemand vorstellen können. Damals schwärmte ganz Leverkusen von diesem Bauwerk über den Rhein. Das liest sich im Heimatkalender 1966 so: "Sie ist nicht nur ein technisches Meisterstück, sondern in ihrer eleganten Linienführung ein Kunstwerk unserer Zeit. Den Planern und Erbauern kann wohl kein größeres Kompliment gemacht werden als dieses: Die Brücke paßt in die niederrheinische Landschaft hinein. Sie erweckt den Eindruck, als wäre sie immer da gewesen. Ganz Leverkusen ist stolz auf dieses schöne Bauwerk, das keine ästhetischen Wünsche offen läßt."

 Wendeltreppe zum Brückenbau: Die Arbeiter erschufen damals das 1161 Meter lange Brückenbauwerk mit Erweiterungsmöglichkeiten der Fahrbahn von 37 Metern. Für die heutige Verkehrsmenge, die hier den Rhein quert, reicht diese Breite schon lange nicht mehr aus.

Wendeltreppe zum Brückenbau: Die Arbeiter erschufen damals das 1161 Meter lange Brückenbauwerk mit Erweiterungsmöglichkeiten der Fahrbahn von 37 Metern. Für die heutige Verkehrsmenge, die hier den Rhein quert, reicht diese Breite schon lange nicht mehr aus.

Foto: Stadt Leverkusen

Drei Jahre Bauzeit, schreibt Gerke, habe es gedauert, bis am 5. Juli 1965 die Brücke habe eingeweiht werden können. Schön auch diese Formulierung über das Stelzen-Teilstück der A 1, für dessen Tunnelersatz sich jüngst noch einmal NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst stark gemacht hat: "Im Leverkusener Stadtgebiet ruhen die Fahrbahnen zum größten Teil auf Betonstelzen, die eine sehr teure Angelegenheit waren. Das Bundesverkehrsministerium ist erfreulicherweise nicht vor diesen Kosten zurückgeschreckt, zumal sich das Land Nordrhein-Westfalen und die Stadt Leverkusen an der Aufständerung finanziell beteiligt haben." Das Novum Stelze war damals hochgelobt auch aus diesem Grund: "Der Aufstelzung ist es zu verdanken, daß Leverkusen von der Bismarckstraße bis zum Rhein von einem wie eine Chinesische Mauer wirkenden Erddamm verschont blieb."

Nachgerade schade war es Mitte der 60er Jahre, dass just der Einweihungstag - der Kölner Erzbischof Kardinal Frings war ebenso vor Ort wie Bundesverkehrsminister Hans Christoph Seebohm, der NRW-Ministerpräsident Franz Meyers, Bayer-Vorstand Kurt Hansen, dazu weitere Ehrengäste - verregnet war, notierte Gerke. Denn an solch einem Tag ließe sich das "Leverkusener Brückenblau" in voller Schönheit nicht genießen. Die Festgäste sahen da wohl eher ein stumpfes Grau, statt des von Bayer als "Farblieferant" zur Verfügung gestellten Blaus, in das man sich laut Gerke "verlieben" könne.

Verkehrsminister Wüst hätte sich bei seinem jüngsten Besuch an der Brücke, als die Autobahnbehörde Straßen.NRW die Baustelle Mitte Dezember vergangenen Jahres feierlich eröffnete, wohl das Publikum aus den 60er Jahren gewünscht. Gerke zählt im Heimatkalender die - heute würde man sagen - Politpromis auf, die übrigen Ehrengäste und die Bürger, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollten, auf. Es heißt: "... zahlreichen andere hohe Ehrengäste und viel Volk schauten vergnügt zu." Zur Erinnerung: Wüst und die jetzigen Ehrengäste hatten es mit Protestlern und Pfeifkonzerten zu tun gehabt.

Daten zur Brücke aus dem Heimatkalender:

Länge des Brückenbauwerks mit Rampen: 1161 Meter

Breite der Brückenfahrbahn: 37,10 Meter ("Sie kann im Bedarfsfall erweitert wer den")

Zusätzlicher Fußgängersteg: 2,75 Meter Fahrweg für Fahrräder und Mopeds: 3,25 Meter Baukosten: 43 Millionen DM Bauzeit: drei Jahre

Ludmilla Hauser

(RP)
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