Monheim Ab jetzt gibt es Bücher aus der Telefonzelle

Monheim · Das Netzwerk "Monheim liest" hat ausrangierte Telefonzellen umgebaut und neu gestaltet. Sie dienen jetzt an verschiedenen Stellen in der Stadt als öffentliche Tauschzentren für Literatur aller Art.

 Der Lesebahnhof ist eröffnet: Anne (li) durfte das Band durch schneiden und dann als erste in den Büchern schmökern.

Der Lesebahnhof ist eröffnet: Anne (li) durfte das Band durch schneiden und dann als erste in den Büchern schmökern.

Foto: RALPH MATZERATH

Das Regal ist prall gefüllt. Werke von Umberto Eco, Richard David Precht, Thomas Mann oder Stephen King stehen nebeneinander und warten auf Leser. Dazwischen gibt es Reiseführer für Kuba, Schmöker und das ein oder andere Fachbuch. Seit heute ist auch der Busbahnhof ein Standort der Aktion "Monheim liest". Das festinstallierte Regal ergänzt die drei zweckentfremdeten Telefonzellen, die im Stadtgebiet aufgestellt sind und als öffentlicher Tauschplatz für Bücher dienen. In vielen Städten gibt es bereits öffentliche Stationen, an denen Literaturfreunde Bücher abgeben oder mitnehmen können - und nun auch in Monheim.

"Ich freue mich, dass der literarische Austausch offiziell beginnt", meint Bürgermeister Daniel Zimmermann. "Die Erfahrung aus anderen Städten zeigt, dass dieses Konzept gut angenommen wird. In den vergangenen Wochen gab es reichlich Bücherspenden der Bürger." An fünf Stationen ist der private und unverbindliche Austausch gedruckter Werke möglich: Busbahnhof, Mehrgenerationenhaus, Ulla-Hahn-Haus und Baumberger Dorfplatz. Hinzu kommt ein Regal nur für Kochbücher vor dem Edeka-Markt im Monheimer Tor.

In Zukunft sollen weitere Standorte folgen. Entstanden ist die Idee für "Monheim liest" durch das städtische Förderprogramm "Aktiv zusammen leben". Pro Jahr sind 10 000 Euro in dem Topf, aus dem verschiedene Projekte finanziert werden. Die Galeristin Luda A. Liebe stellte im vergangenen Jahr den Antrag auf ein öffentliches Bücherregal am Busbahnhof. Parallel dazu hatte auch Julia Gerhard vom Ulla-Hahn-Haus die gleiche Idee — und erhielt von Bayer CropScience eine Spende. "Wir haben ein gemeinsames Konzept erarbeitet", sagt Liebe. "Daraus ist im Laufe der Zeit das Netzwerk ,Monheim liest' entstanden."

Das Ulla-Hahn-Haus mischt ebenso mit wie Stadtbücherei, Bahnen der Stadt Monheim (BSM), der Baumberger Allgemeine Bürgerverein (BAB) oder das Mehrgenerationenhaus. Inzwischen hat das Netzwerk auch ein eigenes Logo, das von Maxi Friese und Alexander Palmen gestaltet wurde. Beide sind Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums. Aus ihren Entwürfen ist das Markenzeichen entstanden. Es zeigt das aus dem Stadtwappen bekannte Gänselieschen mit einem Buch in der Hand — umrandet mit dem Schriftzug "Psst, Monheim liest!"

Obwohl viele die Aktion loben, gibt es auch Skeptiker. Sie befürchten, dass die Telefonzellen durch Vandalismus beschädigt werden könnten. Ein erstes trauriges Beispiel dafür gab es schon — ausgerechnet vor dem Ulla-Hahn-Haus an der Neustraße. Unbekannte hatten nachts eine Scheibe des gelben Häuschens eingetreten. "Das war sehr schade", meint Julia Gerhard, Leiterin der auf Leseföderung bedachten Einrichtung. "Aber wir hoffen, dass es ein Einzelfall bleibt." Außerdem gebe es für jeden Standort inzwischen ehrenamtliche Paten. Das neue Regal am Busbahnhof ist videoüberwacht. "Wenn etwas passieren sollte, sehen wir, wer es gewesen ist", unterstreicht Michael Hamann, BSM-Betriebsleiter.

(RP)
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