Langenfeld Abriss: Kroaten stehen ohne Vereinsheim da

Langenfeld · Von den Nutzern der Baracken am KAG haben bisher nur die Spanier einen neuen Treffpunkt.

 Ante Raic fühlt sich bei der Suche nach einem neuen Vereinsheim für die Kroatische Gemeinschaft vom Rathaus alleingelassen.

Ante Raic fühlt sich bei der Suche nach einem neuen Vereinsheim für die Kroatische Gemeinschaft vom Rathaus alleingelassen.

Foto: Ralph Matzerath

Soweit wie "Zrinski und Frankopani" will Ante Raic nicht gehen. Zrinski und Frankopani, das waren zwei Fürsten, die im Kampf um die Eigenständigkeit Kroatiens ihr Leben ließen. Nach Zrinski und Frankopani ist die Kroatische Gemeinschaft in Langenfeld benannt. Für den Fortbestand des Kulturvereins kämpfen, das will Ante Raic, der Vorsitzende, aber sehr wohl. Und das wird er wohl auch müssen, denn der Verein wird ab Januar wohl ohne Vereinsheim dastehen. Die städtischen Baracken, in denen die Kroaten neben drei weiteren Vereinen und einem Kindergarten untergebracht sind, werden im nächsten Jahr abgerissen. Grund: Das Konrad-Adenauer-Gymnasium (KAG) wird erweitert. Und da stehen die schlichten Flachbauten am Sändchen im Wege.

Der Kindergarten zieht demnächst in einen schicken Neubau an der Langforter Straße. Und den vier Vereinen vom Sändchen hat die Stadt gekündigt. Am wenigsten schmerzt das die Italiener. Ihr Kulturverein "Acil" steht vor der Auflösung. "Wir sind vielleicht noch zehn Mitglieder und nicht mehr die Jüngsten", sagt Bruno Pasacali, der den Verein 1988 gründete. "Die Anhänglichkeit der jungen Italiener an die Kultur ihrer Eltern ist einfach nicht so stark", meint der 73-Jährige. "Nehmen Sie meine Kinder: Alle drei, zwischen 30 und 50 Jahre alt, haben den italienischen Pass, sind aber faktisch Deutsche."

Der Spanische Elternverein hat bereits eine neue Bleibe gefunden: im Haus des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) an der Jahnstraße. Noch auf der Suche ist nach Worten ihres Sprechers die Lebenshilfe: "In der Räumlichkeit am Sändchen ist unsere Teestube und der Treffpunkt einer Kinder- und Jugendgruppe. In unseren eigenen Gebäuden haben wir eigentlich keinen Platz dafür", sagt Jürgen Steinbrücker.

Eine Existenzfrage ist der Treffpunkt für die Behindertenhilfe-Vereinigung freilich nicht - anders als für die Kroaten. "Ohne den Raum steht der Bestand unserer Gemeinschaft auf dem Spiel", befürchtet Ante Raic. Auf den 40 Quadratmetern mit Küchenzeile, Theke und TV treffen sich die Mitglieder fast jeden Sonntagabend - nach der heiligen Messe auf kroatisch in St. Mariä Himmelfahrt an der Hardt. "In der Woche trainiert hier unter anderem unsere Kinder-Folkloretanzgruppe, hinzukommen Geburtstage und andere gesellige Veranstaltungen", sagt Raic.

Rund 400 Kroaten leben nach seiner Schätzung in Langenfeld, fast 70 davon sind Mitglied bei "Zrinski und Frankopani". "Gerade in den vergangenen Jahren hat unser Verein einen Aufschwung erlebt", berichtet der 71-Jährige. Viele jüngere Leute seien hinzugekommen, seien etwa als Kegler erfolgreich. Andere spielten Boccia.

"Wir sind bestens integriert und haben Integration vorgelebt, arbeiten und zahlen Steuern", betont der gelernte Automechaniker, der aus Mostar in der Herzegowina stammt und 1970 als Gastarbeiter nach Langenfeld kam. Deshalb wünscht er sich mehr Unterstützung von der Stadt bei der Suche nach einem neuen Heim für seinen 1992 gegründeten Verein. "Im Rathaus heißt es, das sei unsere Sache", ärgert sich Raic. "Das kann es doch nach 20 Jahren, die wir am Sändchen sind, nicht sein, oder?! Wir sind beim Internationalen Familienfest im Freizeitpark dabei, beim ZNS-Fest, beim Stadtfest. Und beim Langenfelder Kroatien-Jahr 2015 war die Begeisterung noch groß. Unser Empfang sei so grandios gewesen wie keiner zuvor, hieß es damals."

Im Rathaus heißt es, man wolle diese Verdienste gar nicht schmälern, erwarte aber mehr Eigeninitiative von den Kroaten bei der Suche nach einem neuen Heim. "Dass wir die Pavillons auf dem KAG-Gelände aufgrund baulicher Mängel aufgeben, ist dem Verein seit langem bekannt", sagt Marion Prell, Vizechefin der Stadtverwaltung. Sie habe dem Vorsitzenden zwei Vermieter potenzieller Räumlichkeiten vermittelt - ohne Erfolg. Dies möglicherweise auch deshalb, weil der Verein nur über "sehr niedrige finanzielle Mittel" verfügt. Die Kroaten könnten aus der Tatsache, dass sie jahrelang den Raum am Sändchen für einen "ausgesprochen niedrigen Pachtzins" nutzen durften, keinen Anspruch auf Ersatz herleiten. "Als Stadt verfügen wir schlichtweg nicht über solche Räumlichkeiten", sagt Prell.

(gut)
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