Analyse Abwerben - auch Monheim hat's getan

Langenfeld/Monheim · Die Langenfelder Wirtschaftsförderer wollen mit einer Kampagne gezielt Firmen aus Düsseldorf und Köln in ihre neuen Gewerbegebiete locken. Dafür gab es Rüffel - auch aus Leverkusen. Doch Monheims Bürgermeister erkennt nichts Verwerfliches darin.

 Um die Ecke gedacht: "Ein Haufen" und eine Klopapierrolle - das passt irgendwie zusammen. So ist dieses Bild eines der beiden Plakatmotive.

Um die Ecke gedacht: "Ein Haufen" und eine Klopapierrolle - das passt irgendwie zusammen. So ist dieses Bild eines der beiden Plakatmotive.

Foto: Stadt Langenfeld

Mit ihrer jetzt gestarteten Abwerbekampagne in Düsseldorf und Köln haben sich die Langenfelder Wirtschaftsförderer unbeliebt gemacht. Und zwar nicht nur in den Rathäusern der beiden Rheinmetropolen.

Die Langenfelder Kampagne 30 Großplakate preisen seit einer Woche mit zwei Motiven Langenfelds Vorzüge an: Auf einem der Riesenposter weisen der Slogan ("In Langenfeld ansiedeln und einen Haufen Geld sparen") und eine aus 100-Euro-Scheinen bestehende Klopapierrolle auf die mit 360 Punkten im Vergleich zu Köln (475) und Düsseldorf (440) deutlich geringere Gewerbesteuer hin. Das andere Plakatmotiv ("Mehr Platz für gute Geschäfte in Langenfeld") zeigt einen im Großstadtbüro beengten Manager. Zudem verschickt Bürgermeister Frank Schneider (CDU) an 1000 Düsseldorfer und Kölner Firmenchefs Umzugskartönchen mit Checkliste zum Standortvergleich.

Hintergrund Der Hauptgrund für diese offensiven Abwerbeversuche liegt darin, dass für die beiden in Langenfeld neu entstandenen Gewerbegebiete Reusrath-Nordwest und Am Solpert in Berghausen die erhofften Neuansiedlungen noch nicht zustande gekommen sind. Bis auf das bereits ansässige italienische Großrestaurant "L'Osteria" und drei innerhalb von Langenfeld umziehende Firmen (Herbertz Sicherheitstechnik; Huckauf Ingenieure; LBM Techno Gas) gibt es für die in Autobahnnähe gelegenen und mit schnellem Internet versorgten Gewerbeflächen bislang keine Abnehmer. Noch elf Hektar Nettofläche sind verfügbar, am besten für auswärtige Firmen, die viele Arbeitsplätze nach Langenfeld bringen und vor allem zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen.

Reaktionen Kaum war die forsche Abwerbe-Kampagne gestartet, gab es aus dem Kölner und Düsseldorfer Rathaus prompt Rüffel. Langenfeld habe das "Gentlemen's Agreement" zwischen den Städten gebrochen, sich gegenseitig keine Firmen abzuwerben. Leverkusens Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn (CDU) sprach von einem "unfreundlichen Akt" Langenfelds. Nichts Verwerfliches mochte indes Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann (Peto) in der Offensive der Nachbarstadt erkennen. "Als kleinerer Akteur darf man schon mal etwas frecher sein, das haben wir ja vor drei Jahren ähnlich gemacht. Und wir sind über jeden Euro Gewerbesteuer in Langenfeld froh, weil uns das ja bei der Kreisumlage entlastet.."

Monheimer Offensive Vor drei Jahren hatte Monheim auf ähnlich frechen Großplakaten in Düsseldorf und Neuss ("Schön hier, wenn nur die Gewerbesteuer nicht so hoch wäre") auf den in der Gänselieselstadt niedrigen Hebesatz hingewiesen, der mittlerweile mit 285 Punkten der niedrigeste in ganz NRW ist. Obendrein verschickte damals das Monheimer Rathaus hierzu weitergehende Informationen an 2000 Steuerberater und Wirtschaftsprüfer im Großraum Düsseldorf. Zimmermann: "Wir wollten sie als Multiplikatoren ansprechen. Und einige von ihnen begleiteten seither immer wieder interessierte Unternehmer nach Monheim." Durch den jüngsten Aufschwung und den damit verbundenen Bekanntheitsgrad trete Monheim mittlerweile "nach außen weniger grell auf". Im übrigen bekomme Monheim etwa drei Viertel seiner hohen Gewerbesteuer-Einnahmen von Unternehmen, die von außerhalb der Region Düsseldorf/Köln zugezogen seien.

(RP)
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