Monheim Ältere Monheimer schwelgen in Erinnerungen an früher

Monheim · Zum Mundart-Abend des Heimatvereins Monheim kamen über 100 Zuhörer in den Deusserhaus-Garten.

 Anita Giersbach und viele andere Vortragende begeisterten im Deusserhaus mit Mundarttexten.

Anita Giersbach und viele andere Vortragende begeisterten im Deusserhaus mit Mundarttexten.

Foto: Ralph Matzerath

Fast hätten die Schmalzstullen nicht gereicht: Über 100 Leute kamen am Samstagabend in den Garten des Deusserhauses, um eine Sprache zu hören und zu sprechen, die bei den Jüngeren komplett aus der Mode ist: Platt! Meist sind es die Betagteren, die der jährlichen Einladung des Heimatbundes zum Mundart-Abend folgen und unter alten Kastanien sitzend in ihrer Kindheit schwelgen. In jener Zeit, als es noch "Mömmesfresser" und "Müppe" gab und man "de Möp am Siefe" hatte. (Ein kurzer Übersetzungsversuch: der Verzehrer von Naseninhalt, asoziale Menschen und eine laufende Nase).

Es ist immer wieder ein Vergnügen, die bekannten Laute als Anekdoten oder Gedichte zu hören, die von einer Zeit erzählen, die noch klar und einfach schien und von Menschen, die ehrlich und direkt waren. Von Landwirten, Lehrern und Pfarrern, die eine zentrale Rolle im Leben spielten.

Platt ist immer nah am Menschen mit seinen Schwächen und Stärken und nah am Geschehen. Selbst schreckliche Zeitgeschichte hört sich auf Platt weniger schlimm an. Ein Beispiel aus dem Volksmund zu den nächtlichen Fliegerangriffen im Zweiten Weltkrieg, als man um 20 Uhr im Bett verschwand, um wenigstens ein bisschen Schlaf zu bekommen. Vorgetragen vom Hobby-Historiker Karl König: "In d'r Pann keen Fett, um sieben im Bett, d'r Arsch kaum warm, da kam Fliegeralarm." Treffender lässt es sich wohl kaum sagen.

Auch Irmgard Schumacher steht mit fast 90 Jahren noch immer gerne auf der Bühne des Heimatvereins und trägt vor, was aus ihrer Kindheit stammen könnte: Sie erzählt von "de Paradiesäppel und dem Fienchen" und einer heilen Welt. Und es ist ihr eine große Freude, die Erinnerung aufleben zu lassen.

So manches Talent trat am Samstag auf, charmant angekündigt vom zweiten Vorsitzenden des Vereins, Bodo Esser. Zum Beispiel Achim Bremer mit seiner wunderbaren Abhandlung über "Dat Höötche" von Willi Eul, das sich von seinem Besitzer einfach nicht entsorgen lässt. Mancher Interpret erzählt auch einfach Witze auf Platt. Und die hören sich wirklich viel besser an, als auf Hochdeutsch.

(ik)
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