Was Macht Eigentlich Klaus Hänsch (8) Alt-Präsident ist von der europäischen Idee zutiefst überzeugt

Langenfeld · Der Erkrather, der von 1994 bis 1997 an der Spitze des Europäischen Parlaments stand, glaubt trotz ihrer Krisen fest an die Beständigkeit der EU.

 Klaus Hänsch in seinem Arbeitszimmer mit Europa-Fahne.

Klaus Hänsch in seinem Arbeitszimmer mit Europa-Fahne.

Foto: A. Blazy

Erkrath Ein einiges Europa ist das zentrale Thema seines Lebens. Mit Leidenschaft setzt sich Klaus Hänsch noch immer für diese Idee ein. In Essays, Vorträgen und Diskussionen erklärt der 76-Jährige die kontinentale Wertegemeinschaft so, dass die Menschen sie verstehen. "Wir müssen sie verständlich machen, um sie zu festigen. Denn Europa ist mehr als eine Verlegenheitslösung der Nachkriegszeit, die Einigung ist eine große Chance", betont der der SPD-Politiker.

Er sitzt hinter dem großen Schreibtisch in seinem Büro, das Bücherregal mit gebündeltem Wissen in seinem Rücken. Die Augen hinter den Gläsern der Herbert-Wehner-Brille blicken ebenso wach wie weise. Wohlüberlegt und sachlich, aber mit lebhafter Gestik spricht er über seine Faszination für das Gebilde, das er als langjähriger Abgeordneter und als Präsident des Europaparlamentes entscheidend mitgeprägt hat. "Als ich mich 1979 dorthin habe wählen lassen, hatte das Gremium keinerlei Kompetenzen. Doch ich war entschlossen, daran mitzuwirken, dass es an Einfluss gewinnt. Inzwischen ist die Beteiligung an der Gesetzgebung in der EU fast vollständig erreicht."

Noch immer reizt es ihn, seine Meinung gewichtig einzubringen - gerade in der derzeitigen Krise. In solchen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren zeichnet ihn aus. Hänsch glaubt fest an die Beständigkeit der EU. "Sie hat sich in der Schuldenkrise solidarischer erwiesen, als die größten Euro-Befürworter es sich je hätten vorstellen können. Doch wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass die Gemeinschaft auch Risiken birgt und Opfer erfordert. Das Europa meiner Kindheit hat Blutopfer gefordert, nun sind es nur noch finanzielle Opfer, und die sollten uns allemal lieber sein." Der einstige Abgeordnete bezieht noch immer eindeutig Position: Er ist für eine Unterstützung Griechenlands, aber gegen eine weitere Ausdehnung des Staatenverbunds. "Wir können ihn nicht aufblasen, wie einen Luftballon."

Für diese Klarheit bewundert ihn auch der Geschäftsführer der SPD im Kreis Mettmann, Peter Zwilling. Er hätte sich Hänsch als Minister in der Regierung Schröder gewünscht. "Er ist ein großer Europäer und hätte diesen Gedanken auch auf nationaler Ebene weitertragen können. Doch er war immer mehr Parlamentarier als Parteipolitiker."

An Universitäten wirbt Klaus Hänsch noch immer für die europäische Idee. "Meine Frau behauptet, ich sei immer noch berufstätig, doch das ist maßlos übertrieben", sagt der 76-Jährige. Er genießt es, nicht mehr vom Termindruck getrieben zu sein und mehrmals in der Woche um den Unterbacher See zu laufen.

(RP)
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