Emil Drösser "Anekdoten machen Monheim schön"

Langenfeld · Morgen ist der Welttag des Fremdenführers. Die Gänseliesel-Stadt bildet jetzt gezielt "MonGuides" für Touristen aus.

Monheim Gäste in Monheim äußern sich oft begeistert, wenn sie von Emil Drösser durch die alte Freiheit am Rhein geführt wurden. Das Monheimer Urgestein ist seit 14 Jahren Stadtführer.

Wie sind Sie an den Job gekommen?

Drösser Das hat sich so ergeben. 2002 suchte man in Monheim für die regionale Gartenschau "Euroga" jemanden, der Gäste durch die Stadt führt.

Wie viele Stadtrundgänge haben Sie seitdem gemacht?

Drösser Das müssen hunderte sein. Es kommen Schulklassen, Vereine und Geschäftskunden zu mir. Privatkunden wollten zum Beispiel auch einfach mal mit einer Stadtführung eine Kommunionsfeier zeitlich überbrücken.

Was ist das Besondere an Ihren Stadtrundgängen?

Drösser Ich glaube, jeder Stadtführer in Köln oder Trier würde sich die Haare raufen, wenn er mit mir ginge, weil ich ganz anders vorgehe als ein typischer Stadtführer. Ich versuche, die Leute nicht mit Zahlen zu langweilen, die sie sowieso an der nächsten Ecke wieder vergessen haben, sondern erzähle lieber Geschichten.

Welche denn?

Drösser Ich verbinde das Alte mit dem Neuen, Historisches mit aktuellen Fakten und Nachrichten. Im Krieg wurden zum Beispiel 29.000 Bomben über Monheim abgeworfen. Monheim wurde komplett zerstört. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als Flüchtlinge aus dem Osten kamen und hier einquartiert wurden. Ich verbinde das mit der heutigen Flüchtlingssituation. Das macht bestimmte Dinge für viele Menschen anschaulicher.

Was zeigen Sie den Gästen?

Drösser Ich beginne immer am Doll Eck, gehe zum Schelmenturm, wo eventuell ein Klavierkonzert stattfindet, dann zur evangelischen Kirche, in die Altstadt und schließlich zur Marienburg. Das ganze dauert etwa zweieinhalb Stunden. Danach gehen wir meistens ein Kölsch oder ein Alt mit den Gästen trinken. Wie schaffen Sie es, dass Ihnen die Gäste zuhören?

Drösser Ich erzähle ihnen auch immer Anekdoten. Ich freue mich, wenn die Leute sich amüsieren und Fragen stellen. Einmal habe ich aus Versehen einen Gast im Schelmenturm eingeschlossen. Er war auf der Toilette - und ich habe es beim Abschließen nicht bemerkt. Zum Glück gibt es heutzutage Handys. Als wir draußen standen, klingelte das Handy eines anderen Gastes. Da wussten wir dann Bescheid. Sonst würde er wohl noch heute im Schelmenturm stecken . . .

Welche Voraussetzungen muss man als Stadtführer mitbringen?

Drösser Man sollte sich für die Geschichte der Stadt interessieren und vor Gruppen sprechen können. Die Gäste sollten merken, dass man als Stadtführer seine Stadt wirklich liebt. Die Leidenschaft kommt beim Erzählen rüber.

V. GRÄFENSTEIN STELLTE DIE FRAGEN.

(vg)
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