Monheim Anruf bei der Drachenagentur

Monheim · Zum "Tage des Buches" lasen Jugendliche bei einem Poetry-Slam selbst geschriebene Texte vor.

 Beim PoetrySlam nahm auch Merle Ördög teil. In ihrem Beitrag kritisiert sie die Doppelmoral der großen grauen Masse, die sich immer nur darum sorgt, was denn der Nachbar denken wird.

Beim PoetrySlam nahm auch Merle Ördög teil. In ihrem Beitrag kritisiert sie die Doppelmoral der großen grauen Masse, die sich immer nur darum sorgt, was denn der Nachbar denken wird.

Foto: Matzerath

Nervöse Aufregung herrschte am Freitagabend im Ulla-Hahn-Haus. Die Teilnehmer des Poetry Slam hielten ihre Texte bereit, das Publikum war gespannt, was es zu hören bekommen sollte. Es war der zweite Poetry-Slam, den der Monheimer Lions-Club "Alte Freiheit" gemeinsam mit dem Ulla-Hahn-Haus im Rahmen des "Tag des Buches" organisierte.

Dabei hatte der Tag bereits früh angefangen. Am Vormittag lasen Lions-Club-Mitglieder in den Monheimer Kindertagesstätten und brachten so schon den Kleinsten das Erlebnis Buch näher. Am Nachmittag durften sich dann die besten Vorleser der vierten Klassen der Monheimer Grundschulen messen. Zwölf Schüler nahmen am diesjährigen Vorlesewettbewerb teil, der ebenfalls im Ulla-Hahn-Haus ausgetragen wurde.

"Wir haben in diesem Jahr zwei erste Plätze vergeben", berichtet Oliver Drechsel vom Lions-Club, "weil sie so unglaublich gut waren." So können sich Emma Albrecht von der Lottenschule und Oliver Jarzombek von der Winrich-von-Kniprode-Schule über einen Büchergutschein über 200 Euro freuen. Für den zweiten Platz bekam Amelie Handreck von der Astrid-Lindgren-Schule einen Büchergutschein über 150 Euro und Benjamin Süß von der Lottenschule einen Gutschein über 100 Euro für seinen verdienten dritten Platz. Außerdem kommen - als kleines Sahnehäubchen - die beiden vierten Klassen der Vorlese-Sieger am Dienstag in den Genuss einer Lesung des Kinderbuchautoren Oliver Pautsch.

"Jetzt kommt die Königsdisziplin", kündigte Angela Linhart, Vizepräsidentin des Lions-Club Monheim, den Poetry Slam an. "Jetzt werden selbst geschriebene Texte vorgelesen." Teilnehmer am Dichterwettstreit waren überwiegend Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums und Mitglieder der Jugendschreibwerkstatt des Ulla-Hahn-Hauses. "Wir hatten gestern noch einen Poetry-Slam-Workshop mit Aylin Celik", erzählte Werkstattleiter Siegfried Bast, Projektleiter für den Jugendbereich des Ulla-Hahn-Hauses. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen brachten an diesem Abend beeindruckende Texte zu Gehör, gekonnt vorgetragen, ausgefeilt formuliert. Texte von großartiger Qualität, mit einer unglaublichen Tiefe, aber auch Texte, die zum Schreien komisch waren.

Ob nun die Prinzessin sich von einem Drachen aus dem goldenen Elfenbeinturm befreien lassen möchte und dazu die Agentur "Drag on - Sie schreien, wir befreien" zu Hilfe ruft, wie Fabrice in seinem Text "Die Prinzessin und der Drache" mit viel schauspielerischem Einsatz vortrug, oder ob Merle die Doppelmoral der großen grauen Masse kritisiert, die sich immer nur darum sorgt, was denn wohl der Nachbar über sein Tun denken wird oder ob Nicole in ihrem Text "Nackt sein" eindrucksvolle Worte für eine Beziehung findet, bei der jeder sein darf, wie er ist: "Du kennst mich, und das ist schön und angsteinflößend zugleich." Vom Musikunterricht inspiriert wurde gar Pias "Mein schwarzes Herz", ein dichter Text mit philosophischer Botschaft.

Sie brachten zum Lachen und zum Nachdenken die Texte der jungen Leute und hätten in jedem Fall wesentlich mehr Publikum verdient.

(RP)
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