Langenfeld Antworten rund um den Karpaltunnel

Langenfeld · Der Langenfelder Orthopäde Ralf Kirchner sagt: Schädigungen betreffen nicht nur Tennis- oder Radsportler.

 Ralf Kirchner mit einer Aufnahme des Karpaltunnels.

Ralf Kirchner mit einer Aufnahme des Karpaltunnels.

Foto: Matzerath, Ralph

Endlich ein paar Grad wärmer, und es wird vermehrt geradelt und im Freien Tennis gespielt. Das ist eigentlich gesund, dennoch bergen Tennisschläger und Rennradlenker für rund zehn Prozent der Sportler ein Risiko: ein Karpaltunnelsyndrom (KS) als Folge der Druckschädigung auf einen im Handballen verlaufenden Nerv.

Der Langenfelder Orthopäde Dr. Ralf Kirchner erklärt, dass das KS nicht nur Sportler trifft, sondern auch bei Menschen, die ihr Handgelenk nur im Haushalt oder am Schreibtisch belasten, kann eine in der engen Knochenrinne zwischen den Handballen (Karpaltunnel) liegende Sehne schwellen, so dass der darin laufende Nerv gereizt wird, und es zu Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheit kommt. Kirchner: "Diese Beschwerden können mechanisch verursacht sein (bei Belastungen durch Fehlhaltungen wie beim Radeln oder Schlägersportarten oder bei Arbeiten in Zwangspositionen), oder Folge einer generalisierten Störung wie zum Beispiel beim Rheumatiker." Und: Frauen sind nach Studien dreimal häufiger betroffen als Männer, oft tritt die Erkrankung zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf.

Der betroffene Medianus-Nerv ist für die Empfindsamkeit der Finger und die Feinmotorik wichtig. Erstsymptom sind nächtliche oder nach Belastung auftretende Beschwerden. Es kommt zur "Taubheit" im Versorgungsgebiet des Nervs, oft auf der Hohlhandseite des Zeige- oder Mittelfingers. Bei fortgesetzter Störung kann sogar der betroffene Daumenballen schmaler werden als sein Gegenüber. Treten solche Störungen in einer Hand wiederholt oder auch langandauernd auf, sollte man ärztlichen Rat einholen. Es gilt auch hier, dass eine frühzeitige Diagnose und stadiengerechte Therapie die Chancen auf eine dauerhafte Heilung wesentlich verbessern.

So wird das Leiden diagnostiziert: "Zunächst erfahre ich durch das Befragen des Patienten, ob eine typische Leidensgeschichte mit Kribbelmissempfindungen vorliegt und ob der Patient typische, auslösende Alltagssituationen beschreiben kann, (z. B. Beschwerden immer nach der Radtour)", erklärt der Arzt. Für die Untersuchung folgen dann klassische Tests. Es wird versucht, Missempfindungen durch Beklopfen der Handinnenfläche über dem Karpaltunnel auszulösen oder die Beschwerden durch Verharren der Hand in einer Zwangshaltung zu provozieren.

Diese Therapien und Heilungschancen bestehen: Wenn andere, therapiebedürftige Ursachen ausgeschlossen werden können, hilft oft schon eine Schonung mit lokaler Druckentlastung, Vermeiden von Zwangshaltungen des Handgelenkes (zum Beispiel durch Nachtlagerungsschienen) oder manchmal auch Medikamente zum Abschwellen begleitender Sehnen. Helfen diese Maßnahmen nicht in der üblichen Zeit, liegen Zeichen für einen ungünstigen Spontanverlauf wie permanente Missempfindungen oder eine sichtbare Abnahme der Daumenballenmuskulatur vor, misst ein Neurologe zügig die Nervenleitgeschwindigkeit, um das Ausmaß des Nervenschadens und die mögliche Prognose konkret bestimmen zu können.

Dann wird operiert: Je nach Leidensdruck, Verlauf und neurologischem Befund muss dann über eine, den Medianus-Nerv entlastende Operation gesprochen werden. Dauerhafte, erst recht stärkere Schmerzen sollte niemand ertragen müssen, ebenso zu erwartende langfristige Nervenschäden, welche sich nicht vollständig zurückbilden können; da ist die, für den Patienten wenig belastende und zudem gut ambulant durchzuführende OP die bessere Alternative.

Das geschieht, wenn nichts geschieht: "Unbehandelt drohen bei schweren Verläufen durch die Schonhaltung auch ausstrahlende Beschwerden, manchmal sogar bis in den Schulter- und Nackenbereich", erklärt Kirchner. Es wird das Karpaltunnelband gespalten, welches das Dach dieses engen Raumes bildet, der Nerv kann dann dem Druck ausweichen und sich erholen. Nachbehandelt wird in einem gepolsterten Verband. Die Wundheilung dauert knapp zwei Wochen, die Arbeitsfähigkeit wird je nach Nervenschaden beruflicher Belastung oft nach zwei bis maximal vier Wochen erreicht, allerdings sind Schlägersportarten wie Tennis zu diesem Zeitpunkt oft noch nicht möglich.

(mmo)
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