Analyse Asyl: Stadt setzt auf Honorarkräfte

Langenfeld · Während andere Städte zur Betreuung von Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten Sozialarbeiter einstellen, arbeitet Langenfeld mit Honorarkräften und Ehrenamtlichen. Das bringt der Stadt Kritik seitens SPD und Grünen ein.

 Diese Familie gehört zu den 139 Bewohnern des Langenfelder Übergangsheims an der Kölner Straße.

Diese Familie gehört zu den 139 Bewohnern des Langenfelder Übergangsheims an der Kölner Straße.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen stellt Kommunen vor Herausforderungen. Je nach Hintergrund der handelnden Personen fallen die Modelle unterschiedlich aus. In Langenfeld gehört das Flüchtlingsthema in das Ressort von Marion Prell, Erste Beigeordnete der Stadt. "Ich bin Juristin", sagt Prell. "Der Bundesgesetzgeber schreibt vor, dass wir für Unterbringung und Versorgung der Menschen zuständig sind, die uns zugeteilt werden." Dazu gehöre nicht unbedingt, Sozialarbeiter ein- oder dafür abzustellen. "Dennoch ist es sinnvoll, in den einzelnen Unterkünften vor Ort zu sein. Sechs Honorarkräfte sind dort unterwegs, helfen den Menschen, sich in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden", sagt Prell. So sei man breit aufgestellt. Sollte der Gesetzgeber etwas anderes beschließen, würde sie das umsetzen.

Neben den Honorarkräften sind vier Hausmeister vor Ort. "Um Vertrauen aufzubauen, werden sie fest in den jeweiligen Unterkünften sein", sagt Prell. Sie verteidigt ihr Modell, das ihr seitens der SPD und Bündnis 90/Die Grünen, Kritik einträgt. Mechthild Schulze-Tenberge (Grüne) bemängelt vor allem, dass keine sozialpädagogischen Fachkräfte die Eingliederung der Menschen aus Kriegsgebieten unterstützen. Darüber hinaus fürchtet sie, dass das große Engagement der ehrenamtlichen Kräfte nicht ausreichend koordiniert wird. "Das bleibt alles bei den Honorarkräften hängen", sagt die Grünen-Vertreterin.

Holger Hammer vom Langenfelder Sozialreferat, der derzeit die Amtsleitung vertritt, spricht regelmäßig zum Beispiel mit der Initiative gegen Rassismus, die sich auch um Flüchtlinge kümmert. "Wir tauschen uns aus", sagt er. Darüber hinaus gebe es einen Runden Tisch der Kirchengemeinden, an dem Vertreter des städtischen Sozialreferats teilnehmen. "Ich bin mit unserem Modell sehr zufrieden", sagt Prell. In Langenfeld werden derzeit 290 Flüchtlinge betreut.

In Monheim haben inzwischen 341 Flüchtlinge eine neue Heimat gefunden. "Wir haben ein Projekt geschaffen", beschreibt Dieter Marx den Ansatz. Die Stadt finanziert mit 190 000 Euro die zusätzliche Arbeit des Beratungs-Centrums sowie die Arbeit des Sozialdienstes Katholischer Männer und Frauen (SKFM). Vier Sozialarbeiter aus diesen Einrichtungen kümmern sich um die krisengebeutelten Menschen. Koordiniert werden die Projekte von Hans-Peter Anstatt, Abteilungsleiter, der auch die Ehrenamtler einbezieht. Darüber hinaus gebe es noch zwei städtische Sachbearbeiter, die sich um formale Dinge kümmern.

Die Stadt Hilden (310 Flüchtlinge) verfügt über drei Sozialarbeiter, zwei Sachbearbeiter, eine Verwaltungskraft für die Unterkünfte, vier Hausmeister für den Tag und einen für die Nacht. "Wir haben noch mehr Stellen beantragt", sagt die Amtsleiterin für Soziales und Integration, Marie-Thérèse Barbezat. "Damit bieten wir eine Rundum-Beratung", sagt sie. Das Ehrenamt werde für andere Hilfestellungen gebündelt. Michaela Neisser unterstützt ihre Chefin in dem Ansatz. "Sozialarbieter helfen bei den ersten Schritten und können auch kulturelle Unterschiede erklären. Da sind Profis gefragt."

In Ratingen hat die Stadt gerade erfolgreich ein Jugendcafé für Flüchtlinge eingerichtet. Ähnliches hat die Freie evangelische Gemeinde in Langenfeld auf den Weg gebracht. An der Bahnstraße lädt sie einmal im Monat ins Flüchtlingscafé ein. "Die ersten Termine waren gut besucht", sagt Hammer.

(RP)
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