Langenfeld Asylbewerber arbeiten als Praktikanten

Langenfeld · Für Unternehmen wie "ibb" ist es nicht leicht, an geeignete Bewerber zu kommen. Eine kostenfreie App soll helfen.

Flüchtlinge und Asylbewerber bestimmen aktuell die öffentliche Diskussion. "Integration setzt Sprachkenntnisse und Arbeitsmöglichkeiten voraus", lautet die übereinstimmende Erkenntnis aller Fachleute. Lothar Brandenburger, Chef von ibb, einer Firma für grafische Datenverarbeitung, wollte pragmatisch handeln und helfen. Sein Ansatz, "Programmiersprachen sind weltweit identisch, wer von den Flüchtlingen verfügt über Grundkenntnisse und zeigt Interesse?", so sein Ansatz..

Nach fast 20 Jahren Arbeit mit Schülerpraktikanten war der Dipl.-Ingenieur und frühere Baurat zuversichtlich, auch Flüchtlingen durch "learning by doing" den Weg zu einer Arbeit oder einem Ausbildungsplatz ebnen zu können. Sein erster Erfolg: Seit einigen Wochen arbeiten Taisier Khan und Mohammed Harich mit Begeisterung halbtägig (unentgeltlich) als Praktikanten bei ibb, verpflegt werden sie in der Kantine und nachmittags besuchen sie den Deutschunterricht. Beide stammen aus Bangladesch, sind politisch Verfolgte, leben in einer städtischen Gemeinschaftsunterkunft und warten seit vielen Monaten auf den Abschluss ihres Asylverfahrens.

Bis die beiden ihre Arbeit in den ibb-Büros beginnen konnten, waren viele Hürden zu überwinden. Wie findet man bei inzwischen fast 1000 Flüchtlingen vor Ort solche potenziellen Praktikanten? "Die Stadt ist nicht in der Lage, Informationen über Ausbildung und Qualifikation der hier lebenden Flüchtlinge zu geben", erfuhr Brandenburger bei einer Veranstaltung des Industrievereins (IV) von Bürgermeister Frank Schneider. Hilfe fand er bei Kurt Seyboldt, der sich für den IV schon seit längerem mit dem Thema beschäftigt, und Elisabeth Meyn, von 2014 bis Ende 2015 städtische Honorarkraft für die Betreuung der Flüchtlinge. Die engagierte ehemalige Kita-Leiterin aus dem Umfeld der Caritas entwickelte eigene Fragebögen für alle Bewohner der Unterkunft Winkelsweg und half bei der Ausfüllung. 15 "Kandidaten" schrumpften bei näherer Betrachtung der Profile auf sechs Bewerber zusammen, die sich, begleitet von Meyn bei Brandenburger vorstellten. "Ein Dritter fand inzwischen einen Praktikumsplatz in Leverkusen", freut sich Brandenburger. Die Erfahrungen mit der unzulänglichen Informationslage blieben bei den kreativen ibblern nicht ohne Folgen. "Wir können uns die Entwicklung einer kostenlosen App und die Nutzung unseres Servers vorstellen, um die Profile von Asylbewerbern oder die Bedürfnisse von Firmen zu speichern. Wir warten seit Tagen auf einen Gesprächstermin beim Bürgermeister", so Brandenburger.

Die jungen Männer werden bei ibb von Fachkräften betreut. Sie lernen die Programmierung und den Aufbau eines Web-Content-Management Systems. Innerhalb einer Testumgebung können Änderungen am Webauftritt ausprobiert werden. Zunächst übten sich die Beiden an der Homepage von ibb. Beide sind lernwillig, begierig auf die ergänzende Fachliteratur, aber: "Die Unterbringung in einem Fünf-Personen-Raum der Unterkunft lässt abendliches Lernen nicht zu, Alternativen fehlen", bedauern Meyn und Brandenburger.

(mmo)
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