Langenfeld Asylbewerber hat jetzt Lehrstelle am PC

Langenfeld · Taisir Khan (25) ist Auszubildender bei einer Firma für grafische Datenverarbeitung, der Langenfelder ibb.

 Taisir Khan (l.) aus Bangladesch ist jetzt bei ibb in Langenfeld angehender Fachinformatiker. Ausbildungsleiter Uwe Traum fördert ihn.

Taisir Khan (l.) aus Bangladesch ist jetzt bei ibb in Langenfeld angehender Fachinformatiker. Ausbildungsleiter Uwe Traum fördert ihn.

Foto: RALPH MATZERATH

Am 1. September ging es los. Seitdem ist Taisir Khan (25) Auszubildender. Bei "ibb" an der Langenfelder Elisabeth-Selbert-Straße, einer Firma für grafische Datenverarbeitung. Er begann seine dreijährige Lehrzeit als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Was den jungen Mann aus Bangladesch von vielen Berufsanfängern unterscheidet, ist sein Status: Er ist Asylbewerber.

Firmeninhaber Lothar Brandenburger hat die öffentliche Diskussion um Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge lange beobachtet. Doch am Ende ging es auch um Pragmatismus. Brandenburgers Ansatz: "Programmiersprachen sind weltweit identisch, Sprachprobleme sind leichter zu überwinden." Mit Hilfe engagierter Flüchtlingshelfer wie Elisabeth Meyn fand der Unternehmer Anfang des Jahres in den örtlichen Flüchtlingsunterkünften zwei Asylbewerber aus Bangladesch, denen er ein Praktikum in seinem Betrieb ermöglichte.

Landsmann Mohammed stellte dabei fest, dass er weniger an IT als kaufmännisch interessiert ist, und versucht sich jetzt als Bäcker. Der zweite Kandidat, Taisir Khan, passte prima und war engagiert. Er darf deshalb jetzt eine Ausbildung machen. Für Khan bedeutet das auch, dass er für die nächsten drei Jahre während der Ausbildung in Deutschland bleiben darf.

Khan hatte im März 2015 wegen politischer Verfolgung einen Asylantrag gestellt, über den auch nach 18 Monaten noch nicht entschieden ist. Brandenburger klärte mit der Arbeitsagentur und Ausländerbehörde deshalb ab, dass der Flüchtling auf jeden Fall die Ausbildung beenden kann, "wenn er sich nichts zuschulden kommen lässt". Nach erfolgreichem Abschluss hätte Khan dann weitere sechs Monate Zeit, sich einen Arbeitsplatz zu suchen. Aber das alles ist zeitlich noch etwas weg.

Azubi Khan wohnt noch immer in einer städtischen Flüchtlingsunterkunft, einige Bürostühle für das abendliche "Büffeln" hat ibb der Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung gestellt. Neben der Arbeit besucht Khan zweimal wöchentlich die Berufsschule und private Deutschkurse, die als "arbeitsbegleitende Hilfe" angeboten werden. Die Rahmenbedingungen im Heim sind nicht optimal, abendliche Störungen sind unvermeidbar, kein Internetanschluss, um an Programmen zu arbeiten.

Ausbilder Uwe Traum lobt Khans Eifer, seine Ausdauer und weiß um die alltäglichen Probleme. Vieles sei ganz neu, deutschsprachiger Berufsschulunterricht, Fachliteratur in Englisch. Und was sagt die Belegschaft sonst? Die steht hinter der Idee des Chefs. "Wir werden alle dafür sorgen, dass Taisir seine Ausbildung gut abschließt", sagt Gabriele Finger im ibb-Sekretariat.

Für die Flüchtlingshelferin Meyn sind Fälle wie Khan etwas Besonderes. "Seine Bereitschaft, sich zu integrieren, ist beispielhaft und leider nicht die Regel." Wenn ein Bleiberecht attestiert sei, erlahmten Integrations-Bemühungen häufig.

(mmo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort