Kreis Mettmann "Auch Ersttäter kommen jetzt in Haft"

Kreis Mettmann · Der neue Leitende Polizeidirektor, Manfred Frorath, im Redaktionsgespräch: Es gibt einen Kurswechsel bei Richtern.

 Manfred Frorath im Gebäude der Kreispolizei Mettmann, seinem neuen Arbeitsplatz.

Manfred Frorath im Gebäude der Kreispolizei Mettmann, seinem neuen Arbeitsplatz.

Foto: Achim Blazy

Es gibt kaum etwas so stark Frustrierendes für einen Polizisten, wenn er einen "Kunden" - also einen mutmaßlichen Straftäter - mehrfach wieder einfängt, weil Richter und Staatsanwälte ihn nicht in Haft, sondern wieder auf die Straße schicken.

Manfred Frorath, neuer Abteilungsleiter Polizei und Leitender Polizeidirektor im Kreis Mettmann, sagt dazu zweierlei: "Unsere Arbeit hört da auf, wo die des Gerichts beginnt." Und: "Bei den Richtern hat ein Umdenken begonnen, sie nehmen inzwischen auch Ersttäter in Haft." Vor allem gegenüber Einbrechern sei der Kurs deutlich härter geworden. Denn die von Einbrechern verursachten persönlichen Belastungen der Opfer sind immens - ein großes Thema gerade im Kreis Mettmann, wo kein Tag ohne neue Einbrüche vergeht.

Als der 57-jährige Frorath vor wenigen Wochen seinen Dienst als Chef über fast 800 Mitarbeiter begann, hat er die Pflöcke, auf die sich die Polizeiarbeit konzentrieren soll, bereits eingeschlagen. Im Redaktionsgespräch mit der Rheinischen Post nennt er sie.

Einsätze gegen Einbruch Die gut organisierten Banden "aus Osteuropa" sind schwierig zu stoppen, doch die Überprüfung auffälliger Fahrzeuge geht weiter. Erst vorige Woche konnten auf die Art zwei Männer festgenommen werden, denen mehrere Einbrüche zur Last gelegt werden. Einen Kurswechsel hat es bei der Benennung der Täter gegeben. "Wir sagen, welche Tätergruppen aus welchen Ländern oder Regionen wir in Verdacht haben", sagt Frorath. "Das war früher undenkbar." Der Innenminister habe die Änderung bestimmt.

Mehrarbeit durch Zuwanderung Einen Anstieg von Delikten rund um Asylbewerberheime hat die Polizei bisher nicht festgestellt, Ängste in dieser Hinsicht seien "objektiv nicht begründet". Die Polizei gehe mit den Asylsuchenden genauso um wie mit jedem anderen, betont der Polizeidirektor: "Eine Schlägerei ist eine Schlägerei, und eine Körperverletzung ist eine Körperverletzung." Befürchtungen von Einwohnern, strafbare Handlungen von Flüchtlingen würden unter den Teppich gekehrt oder dürften von der Polizei nicht verfolgt werden, tritt Frorath entschieden entgegen. "Es gibt keine Sonderbehandlung." Die Polizei hat ihre Präsenz rund um die Notunterkünfte deutlich verstärkt, um es erst gar nicht zu schwierigen Situationen kommen zu lassen. "Immer, wenn viele unterschiedlichen Menschen auf engem Raum zusammenleben, gibt es Reibereien", ergänzt Kreispolizeisprecher Ulrich Löhe, der selbst in Velbert lebt. Er rät zu möglichst vielen persönlichen Kontakten zwischen Einwohnern und Flüchtlingen.

Aktionen gegen Unfälle mit Krads Konkret wurde Frorath zu diesem Punkt noch nicht. Klar ist aber, dass über Strategien gegen die schweren Unfälle nachgedacht wird, bei denen Motorradfahrer beteiligt waren. Allein in Hilden hat es in diesem Jahr zwei Unfälle mit tödlichem Ausgang gegeben. In den anderen Städten des Kreises sieht es nicht viel besser aus. Das sei in Rhein-Berg, wo Frorath zuvor gearbeitet hat, ähnlich gewesen, berichtet er. Nun müsse geschaut werden, wo verstärkte Kontrollen oder Warnzeichen Sinn machten.

(RP)
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